Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
unausgesprochene Antwort zu tragen, die wie eine sich auf verrückte Weise spiralförmig drehende Sprechblase aufstieg, in der stand: Es ist nicht nur Sansom, um den wir uns Sorgen machen, es ist die Army, es ist das Militär, es ist die Vergangenheit, es ist die Zukunft, es ist die Regierung, es ist das Land, es ist die ganze weite Welt, es ist das ganze gottverdammte Universum.
    Ich fragte: »Wer seid ihr Jungs?«
    Keine Antwort.
    Ich sagte: »Was, zum Teufel, hat Sansom damals gemacht?«
    »Wann damals?«
    »In seinen siebzehn Dienstjahren.«
    »Was glauben Sie?«
    »Immerhin vier Geheimunternehmen.«
    Danach herrschte Schweigen.
    Der Chefagent fragte: »Woher wissen Sie von Sansoms Einsätzen?«
    Ich sagte: »Ich habe sein Buch gelesen.«
    »Die stehen nicht in seinem Buch.«
    »Aber seine Beförderungen und Auszeichnungen. Ohne klare Erläuterungen, womit er sie sich verdient hat.«
    Keiner sprach.
    Ich erklärte: »Susan Mark hat nichts gewusst. Sie kann gar nichts gewusst haben. Das ist einfach nicht möglich. Sie hätte das HRC ein Jahr lang auf den Kopf stellen können, ohne auch nur den geringsten Hinweis zu finden.«
    »Aber jemand hat sie angesprochen.«
    »Und wenn schon? Kein Schaden, kein Foul.«
    »Wir wollen wissen, wer das war, das ist alles. Wir behalten solche Dinge gern im Auge.«
    »Ich weiß nicht, wer das gewesen ist.«
    »Aber Sie wollen es offenbar rauskriegen. Wären Sie sonst hier?«
    »Ich habe gesehen, wie sie sich erschossen hat. Das war nicht schön.«
    »Das ist es nie. Aber kein Grund, sentimental zu werden. Oder in Schwierigkeiten zu geraten.«
    »Machen Sie sich Sorgen um mich?«
    Keiner antwortete.
    »Oder macht Ihnen Sorgen, dass ich etwas herauskriegen könnte?«
    Der dritte Mann sagte: »Wie kommen Sie darauf, dass diese beiden Sorgen unterschiedlich sind? Vielleicht sind sie identisch. Kriegen Sie etwas heraus, werden Sie lebenslänglich eingesperrt. Oder geraten ins Kreuzfeuer.«
    Ich schwieg. In dem Raum herrschte wieder Stille.
    Der Chefagent sagte: »Eine letzte Chance. Beschränken Sie sich darauf, Zeuge zu sein. Hat die Frau den Namen Sansom erwähnt oder nicht?«
    »Nein«, sagte ich. »Das hat sie nicht.«
    »Aber sein Name ist trotzdem ins Gerede gekommen.«
    »Ja«, antwortete ich. »Das ist er.«
    »Und Sie wissen nicht, wer Susan Mark angesprochen hat?«
    »Nein«, sagte ich. »Das weiß ich nicht.«
    »Okay«, sagte der Kerl. »Vergessen Sie uns jetzt, und verschwinden Sie. Wir wollen Ihr Leben nicht komplizierter machen.«
    »Aber?«
    »Wir tun’s, wenn es sein muss. Wissen Sie noch, welche Schwierigkeiten Sie Leuten machen konnten, als Sie noch beim 110th waren? Heute sind sie viel, viel schlimmer. Hundertmal schlimmer. Seien Sie also clever. Wollen Sie spielen, bleiben Sie in der Altherrenliga. Lassen Sie die Finger von dieser Sache. Das Spiel ist anders geworden.«
    Sie ließen mich gehen. Ich fuhr mit dem Lift nach unten, ging an dem Türsteher vorbei hinaus auf eine breite asphaltierte Fläche und betrachtete den langsam vorbeifließenden Potomac River. Reflektierte Lichter schienen mit der Strömung zu schwimmen. Ich musste wieder an Elspeth Sansom denken. Sie beeindruckte mich. Kommen Sie nicht in diesen Klamotten, sonst lässt man Sie nicht rein. Eine perfekte Täuschung. Sie hatte mich gekonnt reingelegt. Und ich hatte mir ein Hemd gekauft, das ich weder brauchte noch wollte.
    Nicht weich.
    Das stand verdammt fest.
    Die Nacht war warm, die Luft schwül und voller Gerüche vom Fluss. Ich ging in Richtung Dupont Circle. Eineinviertel Meilen, schätzte ich. Zu Fuß zwanzig Minuten, vielleicht weniger.

24
     
    Mahlzeiten in Washingtoner Restaurants dauern selten weniger als eine Stunde oder länger als zwei. Das wusste ich aus eigener Erfahrung. Deshalb ging ich davon aus, dass Sansom mit seiner Vorspeise fertig war oder bereits eine Nachspeise bestellte. Vielleicht trank er auch schon seinen Kaffee und dachte an eine Zigarre.
    In dem afghanischen Restaurant hatten an etwa der Hälfte der Tische im Freien die Gäste gewechselt. Es gab neue junge Männer in Anzügen, neue junge Frauen in Kostümen. Jetzt mehr Paare als Trios und Quartette, mehr Romanze als Arbeit. Mehr lebhaftes Schwatzen, das beeindrucken sollte, und weniger Beschäftigung mit elektronischen Geräten. Ich ging einfach an der Hostess vorbei, und als sie mir etwas nachrief, sagte ich nur: »Ich bin mit dem Abgeordneten verabredet.« Ich stieß die Holztür auf, blieb auf der Schwelle stehen

Weitere Kostenlose Bücher