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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit sehr freundlich zu ihr gewesen ist.«
    »Wo und wann?«
    »In Berlin, Anfang der achtziger Jahre.«
    »Das ist vage.«
    »Es war vor meiner Geburt, im Jahr 1983. Insgeheim glaubte ich, die Suche nach diesem Mann sei aussichtslos. Ich dachte, meine Mutter sei eine törichte alte Frau geworden. Aber ich war gern bereit, wenigstens so zu tun, als suchte ich ihn. Und machen Sie sich keine Sorgen – sie versteht nicht, was wir reden.«
    Swetlana Hoth nickte lächelnd, als hätte man ihr ein Kompliment gemacht.
    Ich fragte: »Wieso befand sich Ihre Mutter in Berlin?«
    »Sie war in der Roten Armee«, antwortete ihre Tochter.
    »Als was?«
    »Sie war in einem Infanterieregiment.«
    »In welcher Funktion?«
    »Als Politkommissarin. Alle Regimenter verfügten über einen Politkommissar. Tatsächlich hatten alle Regimenter sogar mehrere.«
    Ich fragte: »Was haben Sie also unternommen, um den Amerikaner aufzuspüren?«
    »Meine Mutter wusste, dass ihr Freund John in der Army, nicht beim Marinekorps gedient hatte. Das war mein Ausgangspunkt. Also habe ich aus London Ihr Verteidigungsministerium angerufen und gefragt, wie ich vorgehen solle. Nach langen Erklärungen bin ich ans Human Resources Command verwiesen worden. Dort gibt es eine Pressestelle. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, war ehrlich bewegt. Er fand, das sei eine rührende Story. Vielleicht hat er darin einen PR -Aspekt gesehen, das weiß ich nicht. Zumindest einmal eine gute Nachricht, statt immer nur schlechte. Er hat mir versprochen, Nachforschungen anzustellen. Ich persönlich habe sie für Zeitverschwendung gehalten. Schließlich ist John ein sehr häufiger Name. Und meines Wissens sind die meisten US -Soldaten irgendwann einmal in Deutschland stationiert, wo die meisten auch Berlin besuchen. Das musste meiner Überzeugung nach unendlich viele Möglichkeiten ergeben. Was anscheinend der Fall war. Als Nächstes hat mich einige Wochen später eine HRC -Angestellte namens Susan Mark angerufen. Ich war nicht zu Hause, aber sie hat auf meinen Anrufbeantworter gesprochen. Sie sagte, sie habe meine Anfrage zu bearbeiten, und teilte mir mit, dass manche Namen, die wie John klingen, in Wirklichkeit Abkürzungen von Jonathan sind und ohne H geschrieben werden. Sie wollte wissen, ob meine Mutter den Namen jemals ausgeschrieben gesehen habe, vielleicht auf einer Mitteilung. Ich habe meine Mutter gefragt und Susan Mark zurückgerufen und ihr gesagt, der Mann sei ganz sicher ein John mit H gewesen. Dieses Gespräch mit Susan war sehr nett, und wir haben noch oft miteinander telefoniert. Wir sind fast Freundinnen geworden, glaube ich, wie man’s am Telefon eben werden kann. Wie Brieffreundinnen, die miteinander reden, statt sich Briefe zu schreiben. Sie hat mir viel von sich erzählt. Sie war eine sehr einsame Frau, und ich glaube, dass unsere Gespräche etwas Abwechslung in ihr Leben gebracht haben.«
    »Und was dann?«, wollte Lee wissen.
    »Eines Tages hat Susan sich wieder bei mir gemeldet und gesagt, sie sei zu einigen vorläufigen Schlussfolgerungen gelangt. Ich habe vorgeschlagen, wir sollten uns hier in New York treffen, gewissermaßen um unsere Freundschaft zu besiegeln. Mit einem Essen und vielleicht einer Show, wissen Sie. Als kleine Dankesgeste für ihre Bemühungen. Aber sie ist nie angekommen.«
    Ich fragte: »Um welche Zeit haben Sie sie erwartet?«
    »Gegen zehn Uhr. Sie sagte, sie werde nach der Arbeit wegfahren.«
    »Zu spät für ein Essen und eine Show.«
    »Sie wollte hier übernachten. Ich hatte ein Zimmer für sie gebucht.«
    »Wann sind Sie hier angekommen?«
    »Vor drei Tagen.«
    »Wie?«
    »Mit British Airways aus London.«
    Ich sagte: »Sie haben eine hiesige Crew engagiert.«
    Lila Hoth nickte.
    Ich fragte: »Wann?«
    »Kurz vor unserer Abreise.«
    »Weshalb?«
    »Das ist üblich«, sagte sie. »Und manchmal nützlich.«
    »Wo haben Sie sie gefunden?«
    »Sie bieten ihre Dienste über Anzeigen an. In den Moskauer Zeitungen und russischen Anzeigenblättern, die in London erscheinen. Für sie ist das ein gutes Geschäft, für uns ein Mittel, unseren Status zu bestätigen. Reist man ohne Unterstützung ins Ausland, wirkt man schwach. Und es ist besser, nicht diesen Eindruck zu erwecken.«
    »Die Kerle haben mir erzählt, Sie hätten eine eigene Crew mitgebracht.«
    Sie machte ein überraschtes Gesicht.
    »Ich habe keine eigene Crew«, sagte sie. »Wieso um Him-
mels willen haben diese Leute das

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