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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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aufwies.
    Die Räume erinnerten mich irgendwie an einen überfluteten Wald, in dem sich die Gäste in einem wässrigen Zwielicht widerspiegelten. Das Gebäude war so neu, dass sich darin kaum ein Geist zeigte. Doch es gab vereinzelt silberfarbene Zeitschichten sowie blaue und gelbe Energielinien. Zwei aufmerksame Augen beobachteten uns, als uns Fish in einen Souvenirladen führte, der in einer Nische untergebracht war.
    Ein kräftiger Mann in einem Dreiteiler war gerade dabei, einige teuer wirkende Armbanduhren in einer Vitrine anzuordnen. Er schaute auf und grinste, als er Fish sah. Seine Augen schienen alles mit einem Blick wahrzunehmen. Au ßerdem besaß er die golden funkelnde Aura eines Mannes voll Energie. »Hallo, Fishkiller!«, rief er, schloss die Vitrine und steckte die Schlüssel in seine Westentasche.
    »Hallo, Willet.«
    »Was ist los?«, erkundigte sich Russell Willet. »Hat deine Mutter heute etwa Geburtstag – oder warum bist du gekommen?«
    »Nein. Ich bringe nur die zwei Weißen hier zu Grandma Ella.«
    »Wow!« Willet betrachtete uns, als ob uns Hörner gewachsen wären. »Warum wollen Sie Grandma Ella besuchen
… Nein, antworten Sie nicht. Ich will es gar nicht wissen. Ist sicher viel zu kompliziert.«
    »Stimmt, das willst du wirklich nicht wissen«, meinte Fish.
    »Aber ich wette, ich weiß, was du von mir willst.«
    Willet drehte sich um und ging hinter der Verkaufstheke in die Hocke, um in einem kleinen Schränkchen herumzukramen. Nach wenigen Sekunden holte er ein Holzkistchen in der Größe einer Schuhschachtel hervor. Als er es öffnete, stieg mir der Duft von Tabak, Kakao, dunkler Erde und Pfeffer in die Nase. An der Innenseite des Deckels klebte ein rotes Papierdreieck mit einer kleinen goldenen Krone auf weißem Hintergrund. Darunter stand ›Montecristo‹. Mehrere Reihen von Zigarren, die etwa so dick wie mein Daumen und doppelt so lang waren, füllten die Kiste. Willet holte zwei von ihnen heraus und steckte sie in eine Tüte, ehe er die Kiste wieder verräumte.
    Die Tüte reichte er Fish, jedoch nicht, ohne ihn vorher mit erhobenem Zeigefinger und einem Zwinkern zu warnen. »Also gut. Die hier sind für Grandma Ella. Ich bin mir sicher, dass sie mich verfluchen oder sonst etwas tun würde, wenn sie erführe, dass ich so etwas vor ihr zurückhalte. Das hier ist mein persönlicher Vorrat, um den gro ßen Gewinnern im Kasino eine Freude zu machen. Wenn du eine eigene willst, gibt es dort drüben eine Auswahl«, fügte Willet hinzu und zeigte auf den Humidor an der hinteren Wand des kleinen Ladens.
    »Ich rauche nicht«, erklärte Fish.
    Willet sah daraufhin Quinton und mich fragend an, doch auch wir schüttelten den Kopf. »Schade«, murmelte er enttäuscht.
    Ich wollte gerade in die Tasche greifen, um für die Zigarren
zu zahlen, als er die Hand hob. »Nein, nein. Kommt gar nicht in Frage. Ich kann doch kein Geld für ein Geschenk annehmen, das für Grandma Ella bestimmt ist. Richtet ihr einfach aus, dass es von mir kommt. Ich möchte zumindest zu Beginn des Jahres noch einen Stein bei ihr im Brett haben.«
    Mit diesen Worten verabschiedete er sich. Einige Kunden waren hinter uns in den Laden getreten, und wir machten uns auf den Weg zu Grandma Ella.
    Als wir wieder im Rover saßen, erklärte mir Fish, wie wir weiterfahren mussten. Es ging jetzt tiefer ins Reservat und zwar zuerst zum Wasser hinunter in eine Gegend namens Priest Point, wo der Snohomish River in den Puget Sound fließt. Das Gebäude, neben dem ich auf Fishs Anweisung hin parkte, wirkte ziemlich seltsam. Es bestand aus einer Ansammlung von Anbauten und Reparaturen, sodass man die ursprünglichen Mauern kaum mehr erkennen konnte. Alles war sauber gestrichen und machte einen merkwürdig aufgeräumten Eindruck in der winterlichen Landschaft. Ein schmaler Steg führte hinter dem Haus ins Wasser. Im Grau konnte ich deutlich einen Pfad ausmachen, der bis zum Ende des Steges führte und den offenbar viele Generationen von Fischern entlanggelaufen waren.
    Der Weg zur Haustür hingegen erstrahlte in einem eigentümlichen Licht. Er war im Grau ebenso wie in der normalen Welt vereist und schien durch eine Zeitverschiebung zu führen, die wie ein Zaun aus neongelben und blauen Funken aufragte. Als ich auf das Haus zuging, konnte ich Brackwasser, Zedernrauch und heißes Fett riechen, das über einem offenen Feuer erhitzt wurde.
    Die wenigen Schritte bis zum Haus kamen mir wie viele
Kilometer in einem dieser Fun-Häuser auf einem

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