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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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Jahrmarkt vor, wo sich die Bodenplanken auf und ab bewegen und man nie weiß, worauf man als Nächstes seinen Fuß setzt. Ich war froh, dass Fish voranging und dadurch nicht sehen konnte, wie sehr ich mich konzentrieren musste. Quinton blieb hinter mir. Als wir schließlich die Stufen zum Haus erreichten, berührte er mich kurz am Rücken. Als ich mich zu ihm umdrehte, sah er mich fragend an.
    Mir war fast schwindlig von der Anstrengung. »Schon in Ordnung«, murmelte ich trotzdem. »Hier sind bloß ziemlich viele Geister unterwegs.«
    Er nickte und wandte dann seine Aufmerksamkeit dem Haus zu, ohne jedoch die Hand von meinem Rücken zu nehmen. Einige orangefarbene Funken stoben im Grau von ihm zu mir. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, als ob man mir mit einem Johannisbeerblatt über die Haut gestrichen hätte.
    Das Haus war von einer Veranda umgeben. Über einer Bank hingen mehrere Anglerausrüstungen und leuchtend gelbe Ölmäntel an einigen Haken. Darunter standen zwei Paar schmutzige Stiefel, und daneben hatte jemand einen Korb gehängt, der wie ein übergroßes Waldhorn aussah, sowie einen alten Poncho, auf den Muscheln genäht waren. Fish bemerkte, wie ich das haarig anmutende Kleidungsstück betrachtete.
    »Das ist ein so genannter Zedernmantel«, erklärte er. »Der wurde aus fein geriebener Zedernrinde angefertigt. Ich glaube nicht, das ihn heutzutage noch jemand trägt, möchte aber lieber nicht genauer nachfragen.«
    Ich nickte. Auch ich hielt es für keine gute Idee, den Umhang oder den Korb zu entfernen, während ihr gespenstischer Besitzer danebenstand und uns böse ansah. Der
Geist trug ein Erinnerungsbild an den Mantel und hatte sich den Korb auf den Kopf gestülpt, was ihm eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der haarigen Kreatur verlieh, die mir den Zombie gebracht hatte. Hatte auch der Haarige eine Art von Waldhorn auf dem Kopf getragen?
    Fish klopfte an die Tür.
    Eine Stimme, die an kreischende Möwen erinnerte, antwortete mit unverständlichen Worten. Fish rief daraufhin etwas und wartete.
    »Kommt herein!«, kreischte die Möwenstimme. »Ich kann nicht öffnen! Ich bin eine alte Frau, du Narr!«
    Fish seufzte gequält und öffnete die Tür. Er bedeutete uns, vor ihm einzutreten. Im Inneren des Hauses war es so heiß wie in einem Backofen, und es roch nach Salbei. Weitere Haken an der Wand schienen darauf zu warten, unsere Jacken entgegennehmen zu dürfen. Ich war froh, meine in dieser Hitze loszuwerden.
    Fish zeigte auf ein Holztablett, das neben der Tür auf dem Boden stand. »Zieht bitte eure Schuhe aus und stellt sie dort ab. Sie schimpft sonst stundenlang, wenn wir Schmutz hereintragen.«
    Ich war froh, mich für einen Moment setzen zu dürfen, um meine Stiefel auszuziehen. So hatte ich zumindest etwas Zeit, um mich an den seltsam pulsierenden Zustand des Grau im Inneren des Hauses zu gewöhnen. Hier zeigten sich überall Zeitebenen und Erinnerungen an Bäume, die in seltsamen Winkeln aus den Wänden und dem Boden zu wachsen schienen. Ein Schwarm Lachse schwamm vorüber und wurde von einer gespenstischen Eule durchsto ßen, die gleich in mehreren Zeitebenen auftauchte. Überall waren Teile von Geistern zu sehen. Sobald sie sich bewegten, verschwanden sie aus meinen Blickfeld, als ob ich in
einen zerbrochenen Spiegel blicken würde, der in der Luft hing. Farbig schimmernde Energiefunken stoben aus dem Energienetz auf und durchflogen wie Tiere oder mythische Wesen das Chaos. Ich war kaum in der Lage, das echte Haus von den Illusionen im Grau zu unterscheiden.
    Endlich traten wir in Socken durch zwei weitere Türen und gingen einen kurzen Flur entlang. Hier herrschte völlige Ruhe. Die Energie im Grau erstrahlte jetzt nur noch als ein Gitter aus schimmernden Fäden. Die verrückten Visionen und ineinanderverschwimmenden Phantome waren verschwunden und alles schien in silbernes Grau getaucht zu sein.
    Das beinahe leere Wohnzimmer, das wir betraten, musste etwa so groß sein wie das ursprüngliche Haus. Eine Fensterwand blickte Richtung Süden auf den Puget Sound. An beiden Enden des Raums waren Steinkamine in die Wand eingelassen, in denen Feuer aus Zedernholz und Fichte loderten. Das ganze Zimmer duftete. Teppiche bedeckten den Holzboden, und in einer Ecke standen einige schwere Sessel, ein Schaukelstuhl und ein Sofa. In einer anderen Ecke lagen mehrere rotschwarze Fußkissen aus Wolle.
    Auf einem solchen Fußkissen saß eine uralte Frau und blickte ins Feuer. Früher musste sie einmal

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