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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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behauptet.«
    Er starrte mich verblüfft an und sah sich dann hastig erneut nach einer Fluchtmöglichkeit um. Ich stellte mich ihm in den Weg.
    »Hast du das Monster vielleicht auch gesehen, das Bear gefressen hat?«
    »Ich habe gewisse Dinge gesehen …«
    »Was genau? Und wo hast du es gesehen?«
    »Ich habe schon viele … viele unheimliche Typen gesehen … Die tun uns weh … deshalb hat mir Q-Mann ja auch den Schocker gegeben.«
    »Ich weiß. Aber ich bin mir sicher, dass du mehr als nur ein paar komische Typen gesehen hast. Sonst hättest du nicht solche Angst.«
    »Ich habe eine … Ich habe eine Schlange gesehen. Eine große Schlange.«
    Ich musterte ihn skeptisch. Nicht, weil ich ihm nicht glaubte, sondern weil ich den verunsicherten Mann dazu zwingen wollte, endlich zu reden. Es gibt nichts, was Leute eher dazu bringt, den Mund aufzumachen, als so zu tun, als würde man ihnen nicht glauben.

    »Es stimmt aber! Die Schlange war so groß wie ein Auto. Sie hatte einen Menschen im Maul – so wie wenn eine Klapperschlange versucht, ein Ei zu verschlingen.«
    »Wo hast du die denn gesehen?«
    »Unter dem Pioneer Square.«
    »Man kann gar nicht unter den Pioneer Square!«, widersprach ich ihm.
    »Doch, kann man schon! Hinter dem Pioneer-Building gibt es ein Gitter in einer Gasse. Wenn man das hochhebt, gelangt man dort in ein Loch.«
    »Und wann hast du die Schlange da gesehen?«
    »Weiß ich nicht mehr! Lass mich endlich in Ruhe!« Er stieß mich zur Seite und drängte sich an mir vorbei. Ich hätte ihn zwar aufhalten können, aber zum einen wollte ich ihm nicht seinen ganzen Stolz nehmen, und zum anderen hielt ich es für das Beste, ihn fürs Erste nicht weiter zu befragen. Schließlich wusste ich, wo ich ihn finden konnte.
    Ich sah mich nach Quinton und Tall Grass um, der gerade dabei war, sich mühsam zu erheben.
    »Verschwinde«, knurrte er.
    »Fühlst du dich wieder besser?«, fragte Quinton.
    »Es geht mir gut.«
    »Du warst ziemlich hysterisch …«
    Er starrte Quinton finster an und entdeckte dann mich. Ich hielt noch immer die Mütze in der Hand. Mit einem Satz stürzte er sich auf mich und entriss sie mir. »Die gehört Jenny.«
    »Du hast gesagt, es wäre Bears alte Mütze gewesen«, entgegnete ich.
    Tall Grass sah für einen Moment so aus, als ob er nicht wüsste, wie er reagieren sollte. Seine Augen wanderten unruhig zwischen Quinton und mir hin und her.

    »Stimmt gar nicht!«
    »Komm schon, Grass«, meinte Quinton besänftigend. »Wir wissen alle, dass die Mütze Bear gehört hat. Du hast uns erzählt, dass du gesehen hättest, wie er von einem Monster verschlungen worden ist.«
    »Das habe ich nie gesagt!«
    »Doch, das hast du. Wir wollen dieses Monster fassen, Grass. Wir wollen das Monster fassen, das auch Jenny getötet hat.«
    »Ich habe die Sch… Ich habe niemanden gesehen!«, jammerte Grass. Er lehnte sich an eine Hausmauer und vergrub sein Gesicht in der Mütze. »Wir haben geschlafen«, erzählte er schließlich. »Da kam sie plötzlich aus der Dunkelheit. Wie eine Welle. Und Jenny hat ein Geräusch gemacht. Und dann … Und dann habe ich etwas Kaltes gespürt, und es hat wie nach faulem Fleisch gestunken. Ich habe die Augen geöffnet und gesehen, wie dieses Wesen durch die Mauern fortgeschwommen ist. Es konnte durch Mauern schwimmen! Und mir ist nur noch diese verdammte Mütze geblieben! Und heute Nacht habe ich John Bear gesehen. Das heißt, eigentlich Bears Geist. Er ist durch den Ziegelbruch gewandert, hat mich angesehen und gesagt: ›Behalte die Mütze.‹ Dann ist er verschwunden. Er hat mir die Mütze vermacht. Aber das ist wie ein Fluch …«
    Obwohl er sich die Mütze vor den Mund hielt, konnte ich hören, wie er schluchzte. Seine Schultern zuckten.
    »Es hat nichts mit der Mütze zu tun, Grass. Glaub mir, die Mütze hat die beiden nicht umgebracht«, versicherte ihm Quinton. »Und Bear würde niemanden verfluchen. Er wollte nur sichergehen, dass die richtigen Leute seine Sachen bekommen. Du weißt doch, wie Bear war.«

    Tall Grass hob zitternd den Kopf. Er sah uns nicht an, schien aber trotzdem mit uns zu sprechen. Er stotterte immer wieder, wenn er tief Atem holte. »Der Z... Der Zeqwa hat sie geholt …«
    »Wir wissen, was es war. Und wir wollen den Zeqwa finden. Wir wollen herausfinden, warum er gekommen ist.«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Grass erregt. »Falls jemand dem Monster befohlen hat, Jenny zu holen, reiße ich ihm den Kopf ab.«
    »Wir finden es heraus.

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