Underground
auf Lushootseed, während Lass schrie und sich aus Quintons Griff befreite. Er stürzte auf eine Spalte zwischen den in Nebel gehüllten Gebäuden zu. Verwirrt wandte sich Sisiutl an Fish und ließ eine wütende Tirade auf Lushootseed los. Fish, der vor Angst die Augen aufriss, stolperte ein paar Schritte rückwärts und plapperte sinnlos vor sich hin.
Das Gesicht in der Mitte des Schlangenkörpers blickte ihn angewidert an, während die beiden Schlangenköpfe zornig in die Luft schnappten. Dann wirbelte die Kreatur herum, um Lass zu folgen.
Ben fuchtelte mit den Armen und brüllte Worte in so vielen
Sprachen, wie er nur konnte. Endlich wandte der Zeqwa ihm seine Aufmerksamkeit zu. Er schnappte mit seinen Kiefern nach Ben. Dieser zuckte zwar zusammen, wich aber nicht zurück, sondern fuhr fort, auf das Monster einzureden. Er schien von ihm eine Antwort zu erwarten.
Endlich tat ihm Sisiutl den Gefallen und hörte auf, mit seinem Körper um sich zu schlagen. Er konzentrierte sich stattdessen auf den Mann, der zwischen seinen zwei züngelnden Köpfen stand. Während Ben und das Monster in einer Mischung aus Latein und mehreren anderen Sprachen, die ich manchmal fast zu verstehen glaubte, miteinander redeten, schlich Fish wie benommen zu mir. Er sah mich an. Sein Blick zeigte mir, dass er bis ins Mark erschüttert war.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte ich.
»Ja … Ich … ich war irgendwie nicht darauf vorbereitet … Nicht auf so etwas«, erwiderte er.
»Das ist niemand. Ich wünschte, ich wüsste, was die beiden miteinander reden …«
»Sisiutl hat gesagt, dass er uns fressen will. Ben erklärt ihm, dass er mit uns nicht spielen darf … äh … irgendetwas über Macht und die Gunst der Götter … So genau verstehe ich das nicht …«
Ich starrte Fish fassungslos an. »Woher wissen Sie das alles?«
»Ich kann ihn hören. Es ist seltsam. Ich weiß, dass er mit Ben in einer verrückten Mischung aus Sprachen spricht, aber ich höre nur Lushootseed. Einige der Worte sind allerdings nicht ganz eindeutig. Wahrscheinlich geht es um Konzepte, die es in meiner Sprache nicht gibt.«
Sisiutl rollte sich wie ein ungeduldiger Wal durch die Luft und stieß erneut einen Schrei aus.
»Er wird allmählich ungeduldig. Er ist hungrig. Er sagt, dass der Mann mit dem Hund nicht genug war. Wir seien die Feinde des Mannes, dem er hilft. Er will uns fressen.«
Ben runzelte die Stirn und schüttelte wild den Kopf. Er fuchtelte erneut mit den Händen herum, während er hastig etwas Unverständliches erwiderte. Plötzlich rief er auf Englisch: »Ich erkläre ihm, dass er frei ist und uns nicht fressen muss. Wir sind nicht die Feinde seines Herrn und Meisters. Nur noch Qamaits ist jetzt seine Herrin!«
In diesem Moment erhob sich Sisiutl und bildete in der Luft ein U. Die Schlangenköpfe schnappten nach uns, während das menschliche Gesicht erneut brüllte.
»Er will jetzt den anderen Kerl fressen … Lass«, erklärte Fish entsetzt. »Sistu meint, dass er ihn auf das geheiligte Land bringen will. Verdammt …«
Sisiutl schoss in die Luft und tauchte mit einem Satz in das nebelverhangene Wasser ab. Auf einmal war es wieder ganz still.
»Das geheiligte Land? Wo soll das sein?«, wollte ich wissen.
»Es gibt … es gibt ein Stück Marschland auf der anderen Seite der Brücke«, stammelte Fish und begann in die Richtung zu rennen, in die Lass verschwunden war. »Foster Island … Das ist für das Volk der Duwamish immer heiliger Boden gewesen. Sie haben ihn als Friedhof benutzt. Dorthin wird er wollen. Sistu wird den Mann dorthin jagen, um ihn zu töten. Das dürfen wir nicht zulassen!«
»Er schwimmt Richtung Baumgarten!«, rief Ben und rannte Fish hinterher.
»Wir können ihn unmöglich zu Fuß einholen«, sagte ich und packte Ben gerade noch rechtzeitig an der Schulter, während Quinton Fish festhielt. »Wir nehmen den Rover!
Wir müssen unbedingt schneller sein als Sistu. Lass hat zwar einen gewissen Vorsprung, aber das Monster wird ihn nicht auf offener Straße angreifen, falls das Marschland abgeriegelt ist«, überlegte ich laut. »Er wird ihn bestimmt in einem seiner Netze dorthin bringen.«
»Er darf nicht sterben«, erklärte Fish. »Er muss für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden. Ich … ich glaube jetzt an diese Legenden. Schließlich habe ich mit eigenen Augen gesehen, dass sie stimmen. Er muss seine Verbrechen wiedergutmachen. So wollen es die Götter.«
»Und wie soll er das schaffen?«,
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