Underground
zurückzuhalten.
»Reiß dich zusammen, Lass«, murmelte ich. »Ich habe kein Problem damit, dich an einem anderen Ort festzuhalten. Und du kannst dir sicher sein, dass es dort wesentlich unangenehmer ist. Wenn wir zusammenarbeiten, dann lasse ich dich frei. Aber wenn du die Sache vermasselst, werden wir beide bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren.«
Das wütende Wesen in meinem Inneren wurde etwas ruhiger und stieß nur noch leise verbitterte Worte aus. Trotzdem hatte ich das Gefühl, als ob sich meine Eingeweide in Säure auflösen würden.
Quinton runzelte die Stirn. »Was ist los?«, wollte er wissen.
»Ich spreche nur mit Lass«, knurrte ich. Dann suchte
ich in meiner Tasche nach der Fasanenfeder. Als ich sie herauszog, musste ich feststellen, dass sie bereits ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, aber zum Glück noch immer intakt war.
»Glaubst du, die funktioniert noch? Sieht schon ziemlich traurig aus«, meinte Quinton.
»Keine Ahnung. Aber es ist bestimmt besser, sie dabeizuhaben. Man weiß nie …« Meine Glieder brannten, und ich hatte das Gefühl, mehrere Schläge in die Magengrube bekommen zu haben. »Kannst du fahren?«
Er sah mich überrascht an. »Klar. Warum?«, wollte er wissen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich noch dazu in der Lage bin.«
»Und womit? Der Rover …«
Ich stieß einen indigoblauen Fluch aus, als ich mich daran erinnerte, dass mein geliebter Wagen das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte, nur noch ein rauchendes Wrack gewesen war.
Nach einem tiefen Atemzug beruhigte ich mich ein wenig. »Bist du dir sicher, dass er wirklich völlig hinüber ist? Ganz und gar kaputt?«, fragte ich und hegte doch noch törichte Hoffnung.
»Ja, leider schon. Dein Auto ist in der Mitte völlig platt und ziemlich kross gebraten. Außerdem hat Sistu es auch mit ein paar hübschen Beißspuren verziert, die sich bestimmt nicht mehr so leicht beheben lassen.«
»Na super!«, brummte ich und hörte, wie Lass in meinem Inneren gehässig lachte. Bereits als er noch am Leben gewesen war, hatte ich ihn nie sonderlich gemocht. Als Passagier in meinem Kopf hingegen entwickelte er sich zu einem echten Kotzbrocken.
Den Bus zu nehmen oder meinen Nachbarn um seinen Wagen zu bitten, kam in meinem unsicheren Zustand nicht in Frage. Ich hatte zwar eigentlich keine Lust, Geld für ein Taxi auszugeben, aber nur damit konnten wir so unauffällig wie möglich zum Pioneer Square gelangen. Der Taxifahrer warf mir während der Fahrt immer wieder nervöse Blicke zu. Ich war mir recht sicher, dass er mein Flimmern an den Rändern bemerkte.
Nachdem wir in einer Seitenstraße ausgestiegen waren, gingen wir als Erstes zu meinem Büro. Quinton wartete unten auf mich und hielt nach möglichen FBI-Agenten Ausschau, während ich oben nach mehr Munition suchte. Auch wenn Fern Laguire abgelenkt sein sollte, konnten wir doch nicht davon ausgehen, dass auch ihre Freunde das Interesse an mir verloren hatten. Ein falsches Wort konnte Quintons Tarnung als Toter auffliegen lassen. Sobald wir Zeit hatten, mussten wir mein Büro wirklich dringend nach Abhörgeräten absuchen. Doch für den Moment musste das erst einmal warten …
Wir begannen unsere Suche in der Nähe von Sisiutls Höhle. Die Gasse mit dem Eingang lag derart versteckt, dass uns keiner dabei beobachten konnte, wie wir in den Untergrund stiegen und wieder heraufkamen. In dieser Gegend waren die Straßenschluchten so hoch, dass die Sonne fast nie den Boden erreichte. Überall lagen Schnee und Eis, obwohl das Thermometer inzwischen wieder über null geklettert war. Im Untergrund herrschte allerdings noch immer eine wesentlich größere Kälte.
Quinton musste mir beim Hinabsteigen behilflich sein. Sobald ich mich am Fuß der Leiter befand, ließ ich die normale Welt hinter mir und glitt ins Grau. Dort sah ich mich nach etwas Magischem um, das die Leine des Monsters
sein konnte. Doch ich konnte nichts entdecken. Auch Sisiutl war zum Glück nirgendwo zu sehen.
»Sag schon, Lass. Wo hast du die Leine weggeworfen?«, wollte ich wissen.
»Nicht hier!«, schrie er in meinem Kopf und warf sich panisch hin und her. »Im Ziegelbruch! Verschwinde von hier! Los, raus! Raus!«
»Wenn du mich anlügst, werde ich dich dem Monster zum Fraß vorwerfen.«
»Ich lüge nicht!« Er zitterte so stark, dass auch ich zu beben begann. Sein Entsetzen beförderte mich in die düstere Realität der Gasse zurück, in der wir uns inzwischen wieder befanden.
Quinton legte gerade
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