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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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gelber und verloren allmählich ihr wütendes Rot. »Ich werde diesen Fall dem FBI übergeben«, sagte er mehr zu sich selbst. »Verschlossene Akten … Das geht die Mordkommission nichts an.«
    Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er sich dann ja endlich verziehen könne. Aber ich riss mich zusammen und schwieg.
    »Ich wünschte, ich wüsste …«, murmelte er und unterbrach sich dann.
    »Stehe ich eigentlich unter Arrest?«, fragte ich schließlich.
    Er wirkte zwar nachdenklich, wurde allerdings sofort wieder gereizt, als er mir antwortete. »Noch nicht.« Er beugte sich vor und schloss die Handschellen auf, mit denen ich an das Bett gefesselt war. Dann sah er mich misstrauisch an. »Aber falls Benjamin Danziger sterben sollte, sind Sie die Erste, die auf meiner Liste der Tatverdächtigen
steht … ob nun das FBI eingeschaltet wurde oder nicht.« Er sah uns beide aus schmalen Augen scharf an. Irgendetwas an unserem Anblick schien ihn zufriedenzustellen, denn er verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort. Die Handschellen steckte er in die Manteltasche.
    Ich schloss die Augen und spürte, wie Lass seinen Kampf für den Moment aufgab. Es hatte keinen Sinn mehr, zu schreien, denn nun war niemand mehr da, den er auf sich aufmerksam machen konnte. Das Grau war dichter und stärker präsent als sonst. Ich hoffte inbrünstig, dass Lass genauso erschöpft war wie ich. Nach einem Moment öffnete ich die Augen wieder und sah Quinton an.
    »Du hast also die Akten ausgetauscht?«, flüsterte ich so leise wie möglich.
    Quinton sah nach, ob Solis die Tür tatsächlich geschlossen hatte. »Ja. Jetzt ist J. J. Purlis offiziell tot. Hoffentlich lässt mich Fern nun endlich in Ruhe und versucht nicht, jemanden davon zu überzeugen, dass ich noch immer irgendwo da draußen bin. Für sie ist das schließlich auch eine gute Lösung. Sobald sie in Pension ist, dürfte es ihr sowieso egal sein, was mit mir passiert ist, solange ich niemals zurückkehre, um sie in eine peinliche Situation zu bringen. Und das habe ich nicht vor.«
    Er musterte mich und runzelte die Stirn. »Du siehst schrecklich aus.«
    »Vielen Dank. Lassiter … kämpft«, brachte ich mühsam hervor.
    »Schlimm?«
    Ich nickte. »Je schneller ich ihn los werde, desto besser.«
    »Wir müssen hier raus. Sie wissen sowieso nicht, was mit dir los ist, und halten es für eine Schockreaktion. Nachdem
Solis jetzt die Handschellen abgenommen hat, kannst du auf deiner Entlassung bestehen.«
    Quinton half mir, aufzustehen und mich anzuziehen. Zärtlich drückte er einen Kuss auf meine Schläfe, während ich mich an ihn lehnte. Ich war müde, und meine Knie fühlten sich so weich an wie Wachs, als wir in die Intensivstation hinunterfuhren, um zu sehen, wie es Ben ging. Es war mir egal, ob Solis mich tatsächlich des Mordes bezichtigen würde. Falls Ben starb, würde es meine Schuld sein. Dann würde auch ich nicht weiterleben wollen.
    Wir traten aus dem Lift und gingen auf die Intensivstation zu. Abrupt blieb ich stehen, als ich eine Gestalt in einem schwarzen Mantel bemerkte, die vor uns die Intensivstation betrat. Hastig packte ich Quinton am Arm und zog ihn hinter eine Säule, damit wir unbemerkt zuhören konnten, was gesprochen wurde.
    »Hallo«, begrüßte die Frau die Krankenschwester, die ihr entgegenkam. »Ist Detective Solis schon hier gewesen, um nach Mr. Danziger zu schauen?«
    »Natürlich muss es Fern Laguire sein, die Solis auf die Zehen tritt«, murmelte ich. Die Antwort der Krankenschwester konnte ich nicht hören, aber die Fragende hatte ich an ihrem Mantel sofort erkannt. Quintons Gesicht wurde starr und bleich, als er Laguires Stimme hörte.
    »Wirklich? Herzlichen Dank für die Auskunft, gute Frau. Ich werde dann am besten oben nach ihm suchen. Die Leichenhalle befindet sich doch auch in diesem Gebäude, nicht wahr?«
    »Reizend wie immer«, brummte Quinton missmutig. »Als der Gerichtsmediziner vorhin die Fingerabdrücke überprüft hat, reagierte er ziemlich misstrauisch. Keine
Ahnung, warum ich angenommen habe, Fern Laguire so leicht hinters Licht führen zu können.«
    »Sie will offensichtlich deine Leiche sehen«, zischte ich.
    »Fern hat mich seit Jahren nicht zu Gesicht bekommen. Also wird sie auch nicht wissen, wer da unten im Leichenschauhaus liegt. Ich weiß – das Ganze ist keine endgültige Lösung, aber für den Moment wird der Austausch der Akten sie mir erst einmal vom Leib halten. Vielleicht überzeugt es sogar ihre Bosse, dass ich wirklich

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