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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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nickte eifrig. »Ja, natürlich.«
    Die Frau blickte auf und entdeckte Quinton und mich. Wir blieben neben den beiden stehen. »Quinton! Du kommst gerade richtig. Wir wollen am Mittwoch vor dem Justizpalast von dreizehn bis fünfzehn Uhr eine Mahnwache abhalten, und dafür brauchen wir noch Leute, die Flugblätter verteilen. Diesmal gibt es gleich zwei verschiedene, also umso mehr unter die Leute zu bringen.«
    »Ich verteile keine Flugblätter«, erwiderte Quinton.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein. So meine ich das nicht! Ich hatte dich sozusagen als Sklaventreiber vorgesehen. Einige dieser Typen sind nämlich nicht
sehr zuverlässig«, fügte sie hinzu und lächelte schwach, als sie Zip anstieß. »Aber vielleicht tauchen sie wenigstens auf, wenn sie jemand daran erinnert, dem sie vertrauen.«
    »Oh.« Quinton nickte. »Einverstanden, Rosa. Ich spiele den großen Bruder.«
    »Okay. Gut.« Rosa wandte sich nun mir zu und musterte mich eingehend. »Und wer ist das?«
    Quinton legte mir eine Hand auf die Schulter. »Das ist Harper Blaine.« Er sah mich an und lächelte, während er den Kopf senkte. »Harper, das ist Rosa – Rosaria Cabrera.«
    Rosa streckte mir ihre Hand, die in einem Fäustling steckte, entgegen. Ich nahm sie und stellte fest, dass die Frau einen ziemlich soliden Händedruck hatte. »Ich gehöre zu den Frauen in Schwarz. Wir organisieren Mahnwachen, um an die Obdachlosen zu erinnern, die auf der Straße ein trauriges Ende gefunden haben.«
    »Passiert das oft?«, fragte ich und zog meine Hand zurück.
    Ihre Miene wurde ernst. »Wesentlich öfter, als man annehmen sollte. Im Winter ist es natürlich am schlimmsten, aber dieser Winter scheint bisher der schlimmste von allen zu werden.«
    »Und für wen ist die Mahnwache am Mittwoch?«
    »Für alle Toten, aber speziell für Jan und Go-Kart – also für Chaim Jankowski und Robert Cristus.«
    Ich sah Quinton fragend an. »Go-Kart war der Mann im Zugtunnel«, erklärte er und wandte sich dann wieder Rosa zu. »Harper hat ihn gefunden.«
    Rosa musterte mich für einen Moment scharf. Dann betrachtete sie Quinton, so als ob sie ahnte, was in Wahrheit
vorgefallen war. »Und wie hast du Go-Kart gefunden?«, fragte sie mich.
    »Ich bin Privatdetektivin«, erwiderte ich. »Ich habe nach jemand anderem gesucht und bin dabei zufällig über Go-Kart beziehungsweise Robert gestolpert.«
    »Und wen hast du gesucht?«
    Ich entschloss mich, einfach einen Namen von Nan Grovers Liste zu nennen. »Einen gewissen J. Walker-Eddings Jr. Ein Zeuge in einem Gerichtsfall, der bald verhandelt wird.«
    Rosa schüttelte den Kopf. »Noch nie von ihm gehört. Zumindest nicht unter diesem Namen.«
    »Weißt du, ob Go-Kart Familie hatte? Was passiert jetzt mit seinem Leichnam?«, wollte ich wissen. »Weiß man schon, woran er gestorben ist?«
    Rosa seufzte. »Uns erzählt die Polizei doch nichts. Wir wissen nicht einmal, ob sein Tod überhaupt genauer untersucht wird, außer um die Bahngesellschaft von jeglicher Schuld freizusprechen. Normalerweise enden Männer wie Jan und Go-Kart in einem anonymen Grab, das nur eine Nummer hat, oder auch in einer Urne, die dann in irgendeinem Aktenschrank verstaubt. Das war es dann. Soweit ich weiß, hatte Go-Kart irgendwo im Mittleren Westen einen Bruder. Aber Genaueres hat er mir nie erzählt.«
    Sie sah Quinton an. »Quinton, könntest du das nicht herausfinden? Ich weiß, dass du in solchen Dingen gut bist. Go-Kart war früher einmal beim Militär, es muss also irgendwelche Unterlagen über ihn geben. Wir sollten auf den Flugblättern seinen Militärdienst erwähnen, und auch beim Gedenkgottesdienst, wenn es so etwas überhaupt gibt.«
    »Ich werde versuchen, etwas über ihn herauszufinden«,
versprach Quinton. »Wie viele Tote gibt es jetzt eigentlich seit dem Sturm?«
    Rosa dachte einen Moment lang nach. »Ich glaube sechs … Nein – sieben.«
    »Und wie sieht es mit Vermissten aus?«, mischte ich mich erneut ein. »Zählt ihr die auch zu den Toten?«
    Rosa warf mir einen empörten Blick zu. »Nein. Wenn ich der Stadt eine schockierende Statistik vorlegen wollte, dann würde ich es tun. Aber wir zählen nur diejenigen, von denen wir tatsächlich wissen, dass sie tot sind. Es ist egal, wo sie gestorben sind oder wie. Sie haben als Obdachlose das Zeitliche gesegnet. Darum geht es uns.«
    Mir stieß jemand sanft in den Rücken. Ich drehte mich um und stellte fest, dass die Schlange von Obdachlosen, die auf ihr Abendessen

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