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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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wartete, weiter vorgerückt war. Zip war inzwischen im Inneren des Gebäudes verschwunden, und eine neue Gruppe von Männern stand nun neben uns. Aus der Tür der Mission stieg mir Essensgeruch in die Nase. Ich warf Quinton einen Blick zu, den Rosa bemerkte.
    »Ihr beide seid nicht hierhergekommen, um mit mir zu sprechen, nehme ich an«, sagte sie. »Ich habe auch noch einiges zu erledigen. Ich sollte also besser weitermachen. Erzähle den anderen von unserer Mahnwache, Quinton, und lass mich wissen, was du über Go-Kart herausfindest.«
    Mit diesen Worten drehte sie sich um, winkte uns kurz zu und ging dann an der Schlange aus zitternden Leuten entlang, die auf eine warme Mahlzeit warteten. Bei einigen blieb sie einen Moment stehen und lud sie zu der Mahnwache ein. Wobei »einladen« eigentlich nicht ganz passte. Rosa erteilte eher Befehle und erinnerte die Männer an eine Pflicht, die sie kannten. Alle nickten und richteten
dann den Blick wieder auf den Boden. Ich hatte das Gefühl, dass sie genau wussten, dass mit Rosaria Cabrera nicht zu spaßen war.
    Quinton und ich begannen nun mit den restlichen Männern zu sprechen. Wir befragten sie über die jüngsten Todesfälle und das Verschwinden einiger ihrer Kameraden, doch die meisten konnten uns kaum etwas Nützliches sagen. Als wir uns dem Ende der Schlange näherten, entdeckte Quinton Lass’ Nemesis – eine bullige Promenadenmischung mit langem fleckigem Fell. Der Hund hieß Bella und zählte eindeutig einen Kampfhund zu seinen Vorfahren. Quinton hockte sich neben Bella, kraulte ihr die Ohren und redete sanft auf sie ein.
    Trotz der Kälte lief das angeleinte Tier fröhlich auf und ab, als ob es sich um einen wunderbaren Sommertag handeln würde. Es bellte freudig, leckte Quinton das Gesicht und versuchte dann auf ihn zu klettern, als ob er vorhätte, sich um seinen Hals zu legen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ein solches Verhalten Lass, der offenbar Angst vor Hunden hatte, nicht gerade beruhigte. Für mich war das Ganze recht niedlich anzusehen, wenn auch auf eine irgendwie sehr hündische Weise. Ich mochte große Tiere.
    Der Mann, der die Leine hielt, war vermutlich Tanker. Nach einer Weile zog er Bella ein wenig zurück. Seine Stimme klang weich und langsam, als er meinte: »Aus, Bella! Hör mit dem Lecken auf.« Er hatte sich die Kapuze seines Sweatshirts übergezogen, sodass man sein Gesicht nicht sehen konnte. Zärtlich beugte er sich runter, um den riesigen Kopf des Tieres zu streicheln. Seine Kleider waren die schmutzigsten, die ich bisher gesehen hatte, und er roch stark nach Motorenöl und Schweiß.

    Bella setzte sich sofort neben Tanker auf ihre Hinterläufe. Ihr kurzer Schwanz hörte auf zu wedeln, und sie sah ihr Herrchen erwartungsvoll an. Quinton stand auf, und wir rückten alle einen Schritt oder zwei vor, da sich die Schlange wieder in Bewegung gesetzt hatte.
    »Hi, Tanker«, grüßte Quinton. »Tanker, das ist Harper. Harper, das ist Tanker.«
    Tanker wandte mir den Kopf zu. Als das Licht der Stra ßenlaterne auf sein Gesicht fiel, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Seine Haut war eine Kraterlandschaft aus Narben, die von seinem Hals bis zu seinem Haaransatz reichten. Es war ein schrecklicher Anblick. Welchen Unfall er auch immer gehabt haben mochte – für jemanden wie Tanker hatte es wohl nie die Möglichkeit gegeben, seine Wunden in Ruhe ausheilen zu lassen. Sein Mund war lippenlos und wirkte wie ein Schnitt im Fleisch, während das sichtbare Ohr wie ein unförmiger Knoten aussah. Falls er Haare hatte, so wuchsen sie auf dem Teil des Kopfes, der noch immer unter der Kapuze verborgen war.
    Er achtete nicht auf mein Zucken, sondern streckte mir eine gewaltige Hand entgegen, die in einem braunen Lederhandschuh steckte. An der anderen Hand trug er einen blauen Skifäustling. »Hallo.«
    »Hallo«, erwiderte ich und drückte seine Hand.
    »Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.« Ich war mir nicht ganz sicher, ob es ihm wirklich leidtat. Seine Miene und seine Stimme wirkten ausdruckslos, aber die Funken, die im Grau um seinen Kopf tanzten, ließen mich vermuten, dass seine Bemerkung ironisch gemeint war. Hinter den Funken konnte ich etwas ausmachen, wars mir deutlich zeigte, dass ihn etwas quälte.
    Die Berührung seiner Hand ließ mich erneut zusammenzucken.
Ich fühlte mich unruhig. »Das hast du nicht«, sagte ich und zog meine Hand zurück.
    Er gab einen seltsamen Laut von sich, der sich wie eine Mischung aus Pfeifen und Bellen

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