Underground
Gebäude eine Möglichkeit
gab, unbemerkt hineinzugelangen. Aber zu meiner Überraschung duckte sich Jay vor einem der Kellerfenster, das sich in der kleinen Gasse befand, sah sich hastig um und zog dann das Gitter heraus, das sich vor der Luke befand. Geschmeidig wie ein Aal verschwand er in dem Loch. Quinton winkte mich zu sich und zeigte mir den kleinen Vorsprung am unteren Ende des Fensterrahmens, auf den ich meinen Fuß stellen sollte. Es war nicht schwer, in die Dunkelheit hinunterzugleiten.
Im Keller angekommen hatte ich das Gefühl, von einer Welle aus unnatürlicher Kälte mitgerissen zu werden – als ob ich in einen See aus Grau gesprungen wäre. Ich fühlte mich an Alice im Wunderland erinnert, die ins Kaninchenloch fällt und dort eine Welt entdeckt, von der sie bisher nichts gewusst hat. Quinton schlängelte sich ebenfalls in den Keller hinunter, wobei er einen Moment lang auf dem Vorsprung blieb, um das Gitter wieder an seinen Platz zu ziehen. Dann sprang er auf den Boden herab.
Er holte seine Taschenlampe raus und leuchtete damit den Boden ab, wobei er den Strahl nicht auf das Fenster richtete, durch das wir hereingekommen waren. Ich hatte erwartet, in einem Keller zu landen. Aber es handelte sich um ein großes Gewölbe aus Ziegeln und verrosteten Eisenträgern, auf denen die Gasse darüber ruhte.
Neugierig sah ich mich in dem düsteren Raum um und verspürte plötzlich ein Schwindelgefühl. Hier unter der Straße befand sich die Welt in einem Chaos aus eisigem Feuer und Tausenden den Geistern. Wie eine geballte Masse aus Verstorbenen traten mir die Wesen im Grau entgegen. Ihre Phantomkörper flossen wie eisiges Wasser durch uns hindurch und um uns herum. Ich fand ihre Anwesenheit fast unerträglich. Menschen, Hunde, Pferde, sogar
eine räudige Katze – alle gingen noch immer ihrer Wege, obwohl das brausende Feuer, das diesen Teil der Stadt ausgelöscht hatte, sie schon vor langer Zeit für immer verschlungen hatte.
Quinton richtete sein Licht auf ein wesentlich lebendigeres Tier. Es war eine braune Ratte, die mit einem lauten Quietschen in der Dunkelheit verschwand. Dann wanderte der Strahl der Lampe über mein Gesicht, um rasch wieder auf den Boden gerichtet zu werden.
»Alles in Ordnung? Du siehst so aus, als ob dir übel wäre«, sagte Quinton.
»Ich muss mich erst an die neue Situation gewöhnen. Die Atmosphäre hier unten ist etwas … etwas drückend«, erwiderte ich und versuchte, ruhiger zu atmen. Dann flüsterte ich ihm zu: »Hast du hier … hast du hier jemals Zombies gesehen? Hier unten, meine ich.«
Er sah mich fragend an. Seine Antwort kam nur zögerlich. »Falls du mit Zombies Leute meinst, die offiziell als tot gelten, dann ja.« Er schien sich nicht sicher zu sein, ob es das war, was ich hören wollte.
»Klingt ziemlich verrückt von mir, nicht wahr?«, meinte ich nach einer Weile.
»Bei den meisten Leuten hätte ich eine solche Frage für verrückt gehalten. Aber bei dir vermute ich, dass mehr dahintersteckt. Also, rück schon raus damit. Warum willst du das wissen?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich bin mir noch nicht sicher. Sandy – die Frau, mit der ich in der Union Gospel Mission gesprochen habe – meinte, dass sie seit dem Sturm um den Pioneer Square Zombies und einzelne Körperteile gefunden hätte. Und ich … ich bin letzte Nacht auch einem Zombie begegnet. Einem lebenden Toten, um genau
zu sein. Kurz zuvor sah ich einen Fuchs – genau wie Jay. Und zwar sogar in derselben Gegend. Wahrscheinlich war es derselbe Fuchs.«
»Ich dachte mir schon, dass dich die Erwähnung des Fuchses etwas nervös gemacht hat.«
Ich nickte. »Das war auch wirklich seltsam … Wobei in diesem Fall schon ziemlich viele seltsame Dinge passiert sind... »Ich zögerte für einen Moment und versuchte, nicht wieder nervös zu werden.
»Welche seltsamen Dinge? Du meinst Seltsameres als Zombies?«
»Der Zombie, dem ich begegnet bin, wurde durch seinen eigenen Geist oder vielmehr zwei verschiedene Geister am Leben erhalten. Sie wurden beide im Körper durch eine Art … eine Art Netz gefangen gehalten.« Es fiel mir schwer, Quinton genau zu beschreiben, was ich erlebt hatte.
»Wie du weißt, kann ich magische Energie sehen und sie auch berühren. Diesmal habe ich sie in dem Loch im Tunnel entdeckt, wo du gestern Go-Kart gefunden hast. Es war eine ganz besondere Art von Energie, die ich zuvor noch nie gesehen hatte. Ich glaube, dass es sich um dieselben Energiefäden handelt, aus denen
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