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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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äußere Gestalt noch so aussah, als ob es sich um einen lebendigen Körper handeln würde, vermochte der Geist nicht zu entkommen. Das weiche Material des Netzes hat sozusagen das Gefängnis gebildet, das jemand gebaut hat, um den Mann zu fangen und zu töten.«
    »Dann ist es also eine Art Zauber?«
    »Nein, es ist ein Überbleibsel – wie die Fäden einer Spinne, die sie um eine Fliege wickelt. Es besitzt keine eigene Energie und zieht auch keine an. Es handelt sich um totes Material und nicht um einen lebendigen Zauber. Ein echter Zombie kann nur in einem vor kurzem verstorbenen Körper geschaffen werden.«
    Carlos’ Worte ließen ein Bild von einem dunkelhaarigen Mann vor meinem inneren Auge erstehen. Er kniete in einem Friedhof und murmelte eine Zauberformel vor sich hin, wodurch sich Leichen aus Gräbern und Mausoleen erhoben. Ich musste mich schütteln, um nicht von der einlullenden Stimme des Vampirs benebelt zu werden, die sich
auf merkwürdige Weise mit der des Mannes aus meiner Fantasie verband. Mir lief es kalt über den Rücken.
    »Wenn der Körper tatsächlich bereits so verwest war, wie du sagst«, fuhr Carlos fort, »hätte er von sich aus zerfallen müssen. Doch das Netz hat ihn zusammengehalten. Sonst wäre es dir auch nicht so leicht gefallen, die Energiefäden aus ihm herauszuziehen. Du hättest den Körper aufschneiden müssen.« Er runzelte die Stirn. In unserer Nische schien es noch düsterer zu werden. »Der zweite Geist allerdings … Der zweite Geist beunruhigt mich. So etwas sollte nicht geschehen. Es muss noch eine dritte Partei geben, die das Ganze für ihre Zwecke nutzen wollte.«
    Ich sah ihn fragend an. »Was nutzt sie für ihre Zwecke?«, hakte ich nach. »Ich verstehe noch immer nicht, wie das alles zusammenhängt.«
    »Der lebende Tote und diese grauen weichen Fäden stammen von einem Zauberwesen, das Menschen tötet. Ich habe keine Ahnung, welche Ziele es verfolgt, und ich bin mir auch nicht sicher, ob dieses Netz noch nach dem Tod des Wesens zurückbleibt. Falls doch, werden die Zombies, die durch die Kreatur erschaffen wurden, auch nach deren Zerstörung weiter existieren.«
    »Aber es wird doch keine weiteren Zombies geben, wenn dieses … dieses Ding sie nicht mehr erschafft – oder?«
    »Nein, dann nicht. Jedenfalls keine neuen mehr. Diejenigen, die noch übrig bleiben, müssen genauso eliminiert werden, wie du das schon getan hast – indem man die Energiefäden herausholt, die durch das Netz im Körper gefangen gehalten werden. Vielleicht gelingt es ja auch einigen Geistern, zu fliehen, sobald die Kreatur zerstört ist. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht. Man muss jedenfalls das Zentrum ausmerzen. So viel ist klar.«

    Ich schüttelte mich angewidert, und auch Cameron wirkte grimmig.
    Carlos lächelte böse. »Es ist eine magische Verstrickung. Du weißt ja, dass magische Formen und Gestalten noch eine Zeit lang präsent bleiben«, sagte er. »Um sie zu zerstören, muss man die eigentliche Mitte auseinandernehmen. Wenn es ein Zombie wäre, der von einem Nekromanten ins Leben gerufen worden ist, oder auch ein Vampiropfer, bei dem etwas falsch lief, wäre das Ganze etwas anderes. Aber hier haben wir es weder mit dem einen noch mit dem anderen zu tun. Alles wirkt irgendwie willkürlich. Diese Kreatur scheint die Erschaffung von Zombies nicht bewusst oder ständig herbeizuführen, denn sonst wären deine beiden anderen Leichen ja auch wieder auferstanden.«
    »Dafür sollte man dankbar sein. Seattle hat schon genug mit der Kälte und den ständigen Stromausfällen zu kämpfen. In letzter Zeit gab es am Pioneer Square mindestens vier Tote, es könnten aber auch deutlich mehr sein. Hast du irgendeine Ahnung, was für ein Wesen das sein könnte, das diese Leute umbringt und solche Fäden hinterlässt?«
    »Nein.«
    »Könnte es vielleicht die Kreatur sein, die mir den Zombie gebracht hat? Es war ein ziemlich haariger Mann oder vielleicht auch ein Monster.«
    »Vermutlich ein Haariger.«
    »Wie? Was ist denn ein Haariger?«
    Er sah mich ein wenig verächtlich an. »Das sind die Alten. Kreaturen, die eine Mischform zwischen den mythischen Tiermenschen der Eingeborenen und den Lebenden unserer normalen Welt darstellen. Die Geschichten über Bigfoot erzählen von einem Riesen, der zum Volk der Haarigen
gehört. Haarige sind nicht sehr klug, aber auch nicht gefährlich.«
    »Das ist doch Blödsinn. Das erste Mal, als ich so einem begegnet bin, wollte er mich töten, nur weil

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