Underground
Atem, meinst du?«, fügte er hinzu und schnitt eine Grimasse.
Ich lachte. »Ja, außer ihrem schlechten Atem.«
Quinton lächelte, wurde dann aber wieder ernst. »Edward muss sehr scharf auf dich sein – ein Mensch, der Vampire und Magisches erkennen und sich trotzdem im Tageslicht bewegen kann. Jemand, der genügend Mumm in den Knochen hat, um sich ihm zu stellen, und der klug genug ist, das auch noch zu überleben. Außerdem bist du eine gute Detektivin. Also eine verdammt attraktive Mischung.«
Ich war mir nicht sicher, ob er das persönlich auch so empfand oder damit nur Edwards Gedanken beschrieb. Jedenfalls gefiel es mir, auch wenn es mich gleichzeitig ein wenig nervös machte.
Ich senkte den Kopf, da ich merkte, wie meine Wangen heiß wurden. »Äh, ja …«
Quinton ließ mir keine Zeit, peinlich berührt zu sein. »Also – was ist heute Abend passiert?«, wollte er wissen.
»Er behauptet, nichts mit den Todesfällen und den Zombies zu tun zu haben.«
Quinton schnaubte verächtlich. »Natürlich würde er so etwas behaupten.«
»Ich glaube ihm. Er war ziemlich wütend, als er davon erfuhr, und schien die Vorstellung von Zombies ekelhaft zu finden. Er wirkte sehr überzeugend und bot mir sogar an, seinen Leuten zu verbieten, in unsere Nähe zu kommen, während wir uns mit dem Fall beschäftigen. Das hätte
er nicht tun müssen. Er hätte ganz einfach nichts sagen und mich wegschicken können. Oder er hätte versuchen können, mich umzubringen, falls ich tatsächlich auf der Spur einer Wahrheit gewesen wäre, die er nicht ans Tageslicht gebracht haben wollte. Aber er hat nichts dergleichen versucht. Stattdessen hat er mich an Carlos verwiesen und mir vorgeschlagen, doch einmal mit ihm als Nekromanten zu reden.«
Quinton schüttelte sich angewidert, sagte aber nichts, sondern bedeutete mir nur, fortzufahren.
»Die genauen Einzelheiten sind ziemlich unangenehm und nicht sehr appetitlich, weshalb ich sie für den Moment beiseitelassen möchte. Aber aus dem, was ich bisher zusammengetragen habe und was mir Fish – der Typ in der Leichenschauhalle – gesagt hat, glaube ich, ein gewisses Muster zu erkennen. Es scheint sich um eine Art Serie zu handeln, die mindestens bis zu dem Erdbeben 1949 zurückreicht. Allerdings bin ich erst einmal davon ausgegangen, dass es sich bei den Toten oder Vermissten nur um Leute handelt, die im Untergrund um den Pioneer Square gelebt haben.«
»Das stimmt auch. Alle Toten und Verschwundenen schliefen entweder in den Tunneln, den Gassen oder Stra ßen um und unter dem Pioneer Square«, bestätigte Quinton. »Keiner von ihnen übernachtete in einem der Obdachlosenasyle.«
»Dann scheinen wir auf der richtigen Spur zu sein«, erklärte ich. »Das Wesen, das hier wütet, besitzt offensichtlich übernatürliche Kräfte. Aber es ist weder ein Vampir noch ein Zombie. Aus einigen seiner Opfer erschafft es Zombies, indem es sie mit einer Art übernatürlichem Netz einfängt. Aber das scheint nicht jedes Mal der Fall
zu sein, wenn es irgendwelchen Leuten folgt oder sie gefangen nimmt. In dieser Hinsicht bin ich mir noch nicht sicher. Es mag zwar seltsam klingen, aber ich glaube, dass wir wirklich nach einer Kreatur suchen, die irgendwo in den unterirdischen Tunneln haust. Das bedeutet, dass jeder dort unten ein potentielles Opfer darstellt. Wir müssen das Monster finden und es ausschalten, denn sonst tötet es weiter und erschafft immer neue Zombies, die dann in den Straßen von Seattle ihr Unwesen treiben. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das der Polizei gefallen würde.«
»Stimmt. Wir müssen also in den Untergrund und herausfinden, woher dieses Wesen kommt oder wo es seine Höhle hat. Dann stellen wir ihm eine Falle und töten es.«
Ich war froh, dass Quinton automatisch davon ausging, bei der Lösung des Falls aktiv dabei zu sein. Das machte ihn mir gleich noch sympathischer, denn er hätte mir ebenso wie Carlos oder Cameron den Schwarzen Peter zuschieben können. Ich schnitt eine Grimasse. »Vielleicht ist dieses Wesen, das wir suchen, ja gar nicht sterblich. Es scheint auf jeden Fall ein ziemlich langes Leben zu haben, falls es sich tatsächlich um dasselbe Wesen handelt, das bereits 1949 getötet hat. Außerdem könnte es auch noch frühere Todesfälle gegeben haben, die nirgendwo verzeichnet sind oder aus Versehen unter einer anderen Rubrik abgelegt wurden. Wenn wir herausfinden könnten, was nach dem Erdbeben 1949 passiert ist, würden wir vielleicht einige
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