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Underground

Titel: Underground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Richardson
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und Magie. Man behauptet, dass Krähen während der letzten Tage unseres Volkes in Freiheit überall über das Schlachtfeld geflogen sind. Ich habe Jays Krähe zwar gesehen, aber sie hat nichts gesagt, was ich verstanden hätte. Vielleicht war es ja auch ein Rabe. Raben schaffen für uns eine Verbindung zur Welt der Geister. Vielleicht ist er deshalb gekommen, um für Jenny zu kämpfen. Und dann hat er verloren.«
    Für einen Moment herrschte bedrücktes Schweigen. Schließlich sagte einer der anderen: »Meine alte Großmutter hat mir erzählt, dass die Tiere vor langer Zeit einmal mit uns gesprochen haben. Aber jetzt haben sie Angst und ihre Macht verloren, weil zu viele Weiße aufgetaucht sind. Heute sieht man kaum mehr richtige Tiere in den Städten. Nur noch Ratten, Hunde und räudige Katzen, die wahrscheinlich nicht sonderlich viel zu sagen haben.«

    Grandpa Dan nickte. »Hier unten in der Nähe des Schlamms, wo wir früher gefischt haben, reden sie vielleicht noch mehr. Vielleicht erinnern sie sich hier besser daran, wie ihr Leben als echte Tiere in früheren Zeiten einmal ausgesehen hat.«
    Auf einmal sah er mich an. Etwas regte sich in meinem Innersten und zuckte durch seinen leidenschaftlichen Blick zusammen. »Das Watt war die Lebensquelle für unser Volk. Selbst jetzt ist es das noch, auch wenn es nur noch als Geisterort existiert, begraben unter der Stadt. Wir können diesen Ort nicht verlassen. Wir würden alles tun, um ihn zu beschützen. Und wir werden auch alles tun, falls es nötig sein sollte.« Dann wanderten seine Augen wieder zu Jay, und ich sackte ein wenig in mich zusammen. »Deshalb kommen die Tiere und die Geister unserer Vorfahren noch immer hierher. Sie wollen das Land beschützen. Vielleicht ist deshalb auch dein Rabe hier heruntergekommen, Blue Jay.«
    »Und vielleicht hat darum Frank ja auch seinen Yak hier gesehen. Der wollte bestimmt mit ihm reden«, warf eine andere Stimme ein.
    »Das war ein Moschusochse, und Moschusochsen reden nicht.«
    »Wisst ihr eigentlich, was 1949 passiert ist?«, fragte ich in die Runde, meinte aber eigentlich Dan.
    »1949?«, wiederholte dieser. »Das war kurz nach dem Krieg. Ich war damals noch ein Junge.«
    Die Obdachlosen wirkten auf einmal misstrauisch. Sie beobachteten mich aufmerksam. Ich war zwar mit einem Freund gekommen, den sie gut kannten, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie mir auch vertrauten – vor allem nicht, wenn ich einen alten, hoch angesehenen Mann
aus ihrer Runde in die Mangel nahm. Ich nahm mir vor, in Zukunft vorsichtiger zu sein.
    »Haben Sie damals schon in Seattle gelebt?«
    Dan schüttelte den Kopf und zuckte mit den Achseln. Er schien vor meinen Augen plötzlich zu schrumpfen. Fast kam es mir so vor, als ob der alte Mann durch die Bewegung verschwunden war und eine kleinere, schwächere Ausgabe seines Selbst zurückgelassen hatte. Er antwortete mir mit zittriger Stimme. »Nein, ich habe im Reservat gelebt. In Seattle bin ich nie gewesen.« Er wirkte auf einmal etwas verwirrt, aber ich war mir nicht sicher, ob er das nur spielte.
    »Haben Sie denn von dem Erdbeben gehört, das hier im April 1949 gewütet hat?«
    »Klar!«, meldete sich ein anderer Mann zu Wort. »Damals sind einige Gebäude eingestürzt. Deshalb haben sie ja auch das alte Hotel abgerissen und an dieser Stelle einen Parkplatz gebaut.«
    »Glaubst du, dass all die Geister von dort kommen, die der Medizinmann dann verscheucht hat?«, wollte ein Dritter wissen.
    »Welche Geister?«, fragte der alte Dan.
    »Die alten Indianer. Du weißt schon … damals … vierundneunzig. Die haben hier unten in den Tunneln ziemlich gewütet. Haben die Touristen verschreckt. Dann wurde irgendein Schamane aus Marysville geholt, und der hat sie verjagt.«
    Der alte Mann schüttelte langsam den Kopf und hüllte sich noch fester in seine Decken. »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Es stimmt aber. Der Kerl hat getanzt und gesungen und irgendein stinkendes Zeug verbrannt. Und danach waren die Geister verschwunden.«

    »Wo war das?«, erkundigte ich mich.
    »Zwischen der First Avenue und dem Yesler Way. Das ist die schlimmste Ecke. Dort gibt es eine alte Tänzerin und ihren Freund. Er war Bankangestellter und hat in der alten Bank darüber gearbeitet. Manchmal kann man sie dort sehen … Und auch unten an der Occidental Avenue. Dort gibt es auch verdammt viele Gespenster.«
    Dem konnte ich nur zustimmen. Leider kamen wir aber ansonsten nicht weiter. Ganz gleich, welche

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