Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)
Aber du bist total heiß. Du hast was von Scarlett Johansson. Jeder Typ auf der Jackson Hole High weiß, wer du bist, glaub mir.» Dann fügt sie hinzu: «Außerdem, mit Christian und Kay ist fast Schluss.»
«Was soll das denn heißen? Hast du was gehört?»
«Nichts», sagt sie leichthin. «Aber es ist die Zeit dafür, verstehst du? Diese Art Beziehung hält nicht auf Dauer.»
«Und was für eine Art Beziehung soll das sein?»
Sie sieht mir direkt in die Augen. «Der körperlichen Art. Glaubst du etwa, Christian fühlt sich von Kays scharfem Verstand angezogen?»
«Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist fast abgelaufen. Glaub mir», sagt Angela, als ich nicht antworte, und einer ihrer Mundwinkel hebt sich zu einem boshaften Lächeln. Kaum zu glauben, dass ihre Flügel weißer sind als meine.
«Du bist ein ziemlich komischer Vogel, weißt du das?», frage ich und schüttele den Kopf. «Ziemlich komisch.»
«Wart’s ab», sagt sie. «Du wirst schon sehen. Bald gehört er ganz allein dir. Schließlich ist er dein Schicksal.» Sie klimpert mit den Wimpern.
«O bitte, glaubst du etwa, bei meiner Aufgabe geht es darum, dass ich einen Freund abkriege? Das wäre zwar ganz schön, denn ein bisschen Unterstützung im Fach Verliebtsein könnte ich gut brauchen, aber denkst du nicht, auf der Welt gibt es Wichtigeres als mich und Christian und unser Liebesleben?»
«Vielleicht ja», meint sie, und ich kann nicht sagen, ob sie es ernst meint oder nicht. «Man kann nie wissen.»
Nach der Schule warte ich auf dem Parkplatz auf Wendy. Wir wollen zu mir nach Hause und für einen Test über Jane Austen im Kurs von Mr Phibbs lernen. Christians Avalanche, der wie üblich ganz hinten geparkt ist, entgeht mir nicht.
Wendy kommt und schlägt mir spielerisch auf den Arm. «Tucker hat mir erzählt, dass du heute Königin warst», sagt sie.
Ich löse den Blick von Christians Truck. «Ja, ich habe regiert. Im wahrsten Sinn des Wortes.»
«Ich wünschte, ich hätte dich in deinem Kostüm gesehen», sagt sie. «Wir hätten uns beim Mittagessen treffen sollen. Ich hätte dir beim Umziehen helfen können.»
«Ach, das war doch für Englische Geschichte, dabei musstest du mir echt nicht helfen», antworte ich, als hätte ich ihr einfach nur keine Mühe machen wollen. Aber die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, wie ich mit Angela und Wendy zusammen umgehen soll. Es wäre ganz schön seltsam, nur über total normale Sachen wie Schule und Jungs zu reden, jetzt, da ich mir angewöhnt habe, mich mit Angela über Engelthemen zu unterhalten. In den vergangenen Wochen habe ich Wendy hauptsächlich im Unterricht und in der Mittagspause gesehen, wo ich immer noch am Tisch der «Unsichtbaren» sitze. Nach der Schule war ich meist zu sehr damit beschäftigt, mit Angela an unserem Projekt zu arbeiten.
«Bereit für Jane Austen?», frage ich.
«Du weißt, ich bin in Mr Darcy verknallt, und zwar mächtig», antwortet sie.
«Ah ja, schön», sage ich geistesabwesend, denn gerade habe ich Christian und Kay entdeckt.
Die beiden stehen neben dem silbernen Pick-up und reden. Kay lächelt ihn an. Sie hat sich an ihn gelehnt, wickelt sich praktisch um ihn herum. Er scheint nichts dagegen zu haben. Sie küssen sich, und es ist nicht nur ein kleiner, harmloser Schmatzer, sondern ein langer, ausdauernder Kuss, bei dem sie ihm die Arme um den Hals legt und er ihr seine um die Taille schlingt und sie nah zu sich heranzieht und dann etwas hochhebt. Danach tritt er zurück und streicht ihr mit der Hand über die Wange, steckt ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. Er sagt etwas. Sie nickt. Dann macht er die Tür des Wagens auf, und sie klettert rein. Er steigt hinter ihr in den Wagen und macht die Tür zu. Was dann passiert, kann ich nicht erkennen, aber der Avalanche bewegt sich nicht. Sie fahren nirgendwohin.
Die beiden machen nicht gerade den Eindruck eines Paars, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum fast abgelaufen ist. Sie wirken glücklich.
«Du hörst mir gar nicht zu, oder?», sagt da Wendy ziemlich laut.
Erschrocken fahre ich zusammen und sehe sie an. Sie hat den Kopf leicht zur Seite gelegt, ihre blauen Augen sind zusammengekniffen.
«Tut mir leid», sage ich schnell. Ich lächle. «Hat Tucker dir erzählt, dass ich ihn heute habe hinrichten lassen? Königin sein ist echt toll.»
Ich erwarte, dass sich ihre Stimmung aufhellt, sie irgendeine originelle Bemerkung macht, aber sie schüttelt einfach nur den Kopf.
«Was?»
«Christian hat eine Freundin,
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