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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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habe mich völlig in Laken und Bettdecke verheddert. Jemand steht über mein Bett gebeugt da. Ich hole tief Luft, will sofort wieder anfangen zu schreien, aber da legt sich mir eine Hand über den Mund.
    «Clara, ich bin es», sagt Jeffrey. Er nimmt die Hand weg und setzt sich auf den Bettrand. «Ich hab dich schreien gehört. Übler Traum, was?»
    Mein Herz schlägt so heftig, dass ich es wie eine Kriegstrommel höre. Ich nicke.
    «Soll ich Mama holen?»
    «Nein. Mir geht’s gut.»
    «Was hast du denn geträumt?»
    Er weiß immer noch nichts von den Schwarzflügeln. Wenn ich es ihm erzähle, wird er verletzlicher, angreifbarer für sie sein, hat Mama gesagt. Ich schlucke.
    «Der Abschlussball ist wohl nicht so gelaufen wie geplant.»
    Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen, als er die Stirn runzelt. «Hast du davon geträumt?»
    «Ja, na ja, es war kein ganz so toller Abend.»
    Er mustert mich, als ob er mir nicht glaube, aber ich bin zu müde; ich kann ihm jetzt einfach nicht erklären, dass mein Leben gerade komplett aus den Fugen gerät.

[zur Inhaltsübersicht]
    Peter Pans Elfe aus der Gothic-Szene
    Mein Handy meldet sich. Ich hole es aus der Tasche, gucke aufs Display, klicke auf WEGDRÜCKEN, dann stecke ich es wieder ein. Vom anderen Ende des Esstisches aus guckt mich Mama mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    «Christian schon wieder?»
    Ich beiße ein Stück French Toast ab und kaue. Ich bin so wütend, dass ich den Geschmack nicht mal wahrnehme, was mich noch wütender macht. Normalerweise liebe ich French Toast.
    «Vielleicht solltest du mit ihm sprechen. Gib ihm Gelegenheit, es wiedergutzumachen», sagt sie.
    Ich lege die Gabel weg.
    «Das könnte er nur auf eine Art wiedergutmachen: Er baut eine Zeitmaschine, reist zurück zum gestrigen Abend und …» Meine Stimme verebbt. Und dann was? Beachtet Kay einfach nicht, während sie gerade einen Zusammenbruch hat? Und fährt stattdessen mich nach Hause? Und küsst mich vor der Haustür? «Ich muss einfach mal eine Weile wütend sein, ja? Ich weiß, das ist vielleicht nicht gerade sehr erwachsen, aber so ist es nun mal.»
    Das Telefon in der Küche klingelt. Wir sehen uns an.
    «Ich geh ran», sagt sie, steht von ihrem Stuhl auf und geht zum Telefon an der Wand.
    «Hallo?», sagt sie. «Tut mir leid, sie will nicht mit Ihnen sprechen.»
    Ich sinke am Tisch zusammen. Mein Toast ist kalt. Ich nehme meinen Teller und gehe in die Küche, wo Mama am Tresen lehnt und zu allem nickt, was er zu sagen hat. Als ob sie vollkommen auf seiner Seite ist.
    Sie legt die Hand über den Hörer. «Ich finde wirklich, du solltest mit ihm reden.»
    Ich werfe meinen French Toast in den Abfall, wasche lässig meinen Teller im Spülbecken ab, stelle ihn in die Spülmaschine und trockne mir die Hände mit einem Küchenhandtuch ab. Dann strecke ich die Hand nach dem Telefonhörer aus. Mama ist überrascht, aber gibt ihn mir. Ich halte den Hörer ans Ohr.
    «Clara?», sagt Christian erwartungsvoll.
    «Ganz recht», sage ich ins Telefon, dann beende ich das Gespräch.
    Ich gebe Mama den Hörer zurück. Sie ist klug genug, nichts zu sagen, als ich an ihr vorbeigehe und dann hinauf in mein Zimmer. Ich mache die Tür hinter mir zu und werfe mich aufs Bett. Am liebsten würde ich in mein Kissen schreien.
    Ich will nicht eine von denen sein, die einem Typen erlauben, sie wie Dreck zu behandeln, und ihn dann immer noch anhimmeln. Ich bin mit Christian Prescott zum Abschlussball gegangen. Es sollte kein verzauberter Abend werden, sage ich mir. Es sollte gar nicht romantisch sein. Es war so was wie mein Job. Aber es sollte auch nicht so enden, dass ich mitten in der Nacht mit Tuckers Pick-up an der Haustür abgeliefert werde.
    Das war’s dann, beschließe ich. Von jetzt an wird diese Sache mit Christian allein auf meine Aufgabe beschränkt bleiben. Ich gehe in den Wald, fliege ihn da raus, setze ihn ab, wo immer er hinmuss, und damit Schluss, Ende, aus. Ich muss nicht mit ihm befreundet sein oder so was. Nicht mit ihm Händchen halten. Ihm nicht verzückt in die Augen schauen. Als ich an die Vision denke, an deren Lebhaftigkeit, wird es mir eng in der Brust. Seine heiße Hand an meiner Wange. Ich schließe die Augen. Ich verfluche die Wärme, die mir durch den Leib strömt. Ich verfluche die Vision, weil sie mich, ich weiß auch nicht, weitertreibt.
    Mein Handy meldet sich. Es ist Angela. Ich gehe ran.
    «Sag nichts», sage ich.
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    «Bist du noch

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