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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Gerade rechtzeitig reiße ich mich von Angela los, um zu sehen, wie Tucker Christian so heftig gegen die Hauswand stößt, dass die Glasscheibe im Vorderfenster einen Sprung bekommt. Ich sehe, wie Christian die dunklen Brauen zusammenzieht, echte Wut steigt in ihm auf, die sein Gegner jeden Moment zu spüren bekommen wird. Er legt Tucker die Hand auf die Brust und versetzt ihm einen Stoß; Tucker durchbricht bei seinem Sturz auf die Auffahrt mit fürchterlichem Krachen das Verandageländer. Kies spritzt in alle Richtungen. Tucker springt auf und wischt sich einen Blutfleck vom Kinn, sein Haar ist zerzaust, seine Augen reinstes blaues Feuer.
    «Na, komm schon, mein Hübscher», reizt er ihn. «Zeig mal, was du so draufhast.»
    «Hört auf!», schreie ich.
    Christian hechtet so behände über das Verandageländer, dass er zu schweben scheint. Verglichen mit Tucker, ist er von schlanker Anmut, hat nicht die Muskeln vom Kälbereinfangen und täglicher harter Arbeit, nicht den Mumm eines Farmerjungen aus Wyoming, aber ich weiß, dass er unglaublich stark ist.
    Tucker holt aus, und Christian duckt sich. Er landet einen Treffer in Tuckers Lendengegend, der ihn wieder zu Boden wirft. Tucker ächzt, dann richtet er sich auf, geht wieder auf Christian los.
    «Hört auf!», schreie ich.
    Beide hören nicht auf mich. Tucker täuscht einen weiteren Schlag an, dann schafft er es beinahe, Christian in den Bauch zu boxen, aber erneut kann sich Christian wegducken, ehe er getroffen wird. Aus Tuckers Kehle kommt ein Laut der Enttäuschung, als Christian ihn wieder schlägt, diesmal aufs Kinn.
    Das ist nicht fair. Tucker kann diesen Kampf gar nicht gewinnen. Christian wird immer schneller und stärker und nicht zu treffen sein.
    Bitte. Mit aller Kraft schicke ich es in Christians Gedanken, auch wenn in seinem Kopf gerade die Hölle los ist. Wenn ich dir irgendetwas bedeute, hör auf jetzt.
    Er zögert.
    Ich stolpere die Verandastufen hinunter und auf die beiden zu. Ich kann nicht mehr denken. Ich muss mich zwischen sie stellen. «Christian, tu ihm nichts», sage ich laut.
    Das lässt beide abrupt innehalten. Tucker wirft mir einen ungläubigen, aufs äußerste gekränkten Blick zu. Wie kann ich denken, dass er besiegt werden kann von diesem verwöhnten Stadtkind, egal, was für ein Blut in seinen Adern fließt? Verächtlich verzieht sich sogar sein Mund. Du glaubst nicht an mich, sagt sein Blick. Wieso glaubst du nicht an mich?
    Zur selben Zeit lässt Christian die Fäuste sinken und dreht sich mit ebenfalls gekränktem Blick zu mir um.
    Ich hätte ihm nichts getan, sagt er in meinem Kopf. Denkst du etwa, ich würde meine übernatürlichen Fähigkeiten dazu einsetzen?
    Eine Antwort habe ich für beide nicht.
    «Na schön, jetzt reicht es!», ertönt eine Stimme. Billy kommt die Verandastufen herunter. Sie stellt sich neben mich und funkelt Tucker und Christian wütend an.
    «Was bildet ihr zwei euch eigentlich ein? Euch hier aufzuführen wie brünstige Elche? Dies ist ein Trauerhaus. Ihr solltet euch schämen.»
    «Ich bin schon weg», sagt Tucker. Er sieht mich nicht noch einmal an. Sein ganzer Körper muss ein einziger Schmerz sein, aber hocherhobenen Hauptes und mit geradem Rücken geht er auf sein Auto zu. Über seine Schulter wirft Wendy mir einen gleichzeitig vorwurfsvollen und entschuldigenden Blick zu. Sie setzt sich auf den Fahrersitz. Ich sehe, dass sie etwas sagt, womöglich schreit sie Tucker an, als sie wegfahren.
    Christian wischt sich das Blut vom Gesicht. Sein Nasenbluten hat inzwischen aufgehört.
    «Mein Onkel bringt mich um», sagt er.
    «Da muss er sich aber hinten anstellen», schieße ich zurück.
    Verblüfft sieht er mich an. Clara, ich …
    Wag jetzt ja nicht zu sagen, dass es dir leidtut. Geh einfach.
    Ich wollte doch bloß …
    Geh , wiederhole ich in Gedanken. Ich will, dass du jetzt gehst, Christian. Ich will dich hier nicht haben. Ich brauche dich nicht.
    Er schluckt, stopft die Hände in die Hosentaschen und mustert mich aufmerksam. Er glaubt mir nicht.
    «Verschwinde von hier», sage ich laut.
    Er dreht sich um und marschiert in den Wald, wo die Bäume bereits lange Schatten werfen.
    «Na, Mädchen, du hast wirklich ein Händchen dafür, Ärger heraufzubeschwören», sagt Billy und legt mir beruhigend die Hand auf die Schulter.
    Als ob ich das nicht wüsste.

    Als die Abenddämmerung hereingebrochen ist, gehen die Leute alle nach Hause. Das Haus wird auf einmal brutal leer. Jeffrey kommt heim, von woher

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