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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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auch immer, und zieht sich ohne ein Wort zu irgendjemandem in sein Zimmer zurück. Ich gehe zur Tür von Mamas Arbeitszimmer und stoße sie auf. Beinah rechne ich damit, sie da sitzen zu sehen, vor ihrem Computer. Sie würde aufschauen und mich anlächeln.
    «Harter Tag, Süße?», würde sie fragen.
    Ich schlucke. Ich versuche, daran zu denken, dass sie im Himmel ist. Aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Ich spüre es nicht. Ich weiß nur, dass sie nicht mehr da ist und dass sie nie mehr wiederkommen wird.
    In der Nacht kann ich nicht schlafen. Ich bin nicht mal sicher, ob ich es überhaupt will. Ich starre an die Decke und beobachte die hin und her flitzenden Schatten, die Umrisse der Blätter am Baum vor meinem Fenster, die sich vor und zurück bewegen.
    Gegen Mitternacht klingelt das Telefon. Ich warte darauf, dass jemand rangeht, aber niemand rührt sich. Wo ist Billy?, frage ich mich. Wann kommt Papa zurück?
    Und immer wieder das einsame Klingeln des Telefons. Auf Socken schleiche ich in die Küche hinunter, hebe den Hörer ab und schaue aufs Display, um zu sehen, wer da immer wieder anruft.
    CLARA, steht da.
    Hä?
    Ich bekomme einen Anruf von meinem eigenen Telefon.
    Ich nehme den Anruf an. Bin plötzlich hellwach. «Hallo?»
    Stille.
    «Hallo?», sage ich nach ein paar Sekunden Schweigen am anderen Ende erneut.
    «Hallo, kleines Vögelchen.»
    Es ist so merkwürdig, Samjeezas Stimme ohne den damit einhergehenden Kummer zu hören. Beinahe, als würde ich mit einem normalen Menschen reden, als hätte ich eine normale Unterhaltung, bei der ich nicht um mein Leben fürchten oder mich fragen muss, ob ich in die Hölle hinabgezerrt werde. Merkwürdig, wie gesagt.
    «Was willst du?», frage ich ihn.
    Schweigen.
    «Tja, war nett, mit dir zu reden, aber ich muss jetzt aufhören …» Ich will den Hörer wieder auflegen. «Morgen Vormittag muss ich meine Mutter unter die Erde bringen.»
    «Was?», sagt er und klingt aufrichtig schockiert.
    Er hat keine Ahnung.
    «Bitte», sagt er nach einer Weile, und in seiner Stimme klingt wirkliche Verzweiflung. «Was ist passiert?»
    «Du weißt doch wohl von der Hundertzwanzig-Jahr-Regel, oder?»
    Zischend stößt er den Atem aus. «So alt ist sie also gewesen? Mir war klar, dass es bald so weit sein würde, aber … es ist nicht leicht für mich, in der Zeit der Menschen zu rechnen. Wann?»
    «Vor drei Tagen.» Ich spüre ein Aufblitzen von Wut, was sich wirklich gut anfühlt. In einer solchen Phase fühlt sich jede Empfindung jenseits der niederschmetternden Trauer gut an. «Jetzt wirst du sie also nie mehr verletzen können.»
    Wieder nur Schweigen. Ich denke, er hat womöglich aufgelegt. Aber dann sagt er: «Ich habe nicht gespürt, dass sie gegangen ist. Ich hätte es spüren sollen.»
    «Vielleicht wart ihr nicht so eng miteinander verbunden, wie du dachtest.»
    «Oh, Meg», sagt er.
    Da brennt bei mir eine Sicherung durch. Er hat kein Recht zu trauern, denke ich. Er ist der Bösewicht. Er hat versucht, sie zu töten. Er wollte sie doch schließlich mit sich in die Hölle zerren, oder? Er verdient mein Mitgefühl nicht.
    «Wann wirst du es endlich begreifen?», frage ich ihn wütend. «Meine Mutter hieß nicht Meg. Was immer du mit ihr hattest, was immer zwischen euch war, ist längst vorbei. Sie liebt dich nicht. Sie hat dich nie geliebt. Sie war immer für jemand anderen bestimmt, von Anfang an. Und daran kannst du nichts mehr ändern, denn sie ist tot.»
    Das Wort hängt wie ein Echo in der Luft. Ich spüre jemanden hinter mir. Es ist Billy. Sie fasst mich an den Schultern, stützt mich. Mir war gar nicht bewusst, dass ich geschwankt habe, dass ich fallen würde. Dann nimmt sie mir langsam den Hörer aus der Hand und legt ihn auf.
    «Tja, jetzt wissen wir, weshalb er morgen auf dem Friedhof wütend auf dich sein wird», sagt sie. Sie sieht mich an und schüttelt den Kopf. «Mir ginge es bedeutend besser, wenn du nicht herumspazieren und Schwarzflügel gegen dich aufbringen würdest.» Dann führt sie mich, ohne dass ich sie darum bitten muss, zurück in mein Zimmer und legt sich neben mich in die Dunkelheit, singt ein leises Lied, das im Rhythmus zum Geräusch des Windes draußen passt, als wäre ich wieder ein kleines Kind. Und sie hält meine Hand, bis ich eingeschlafen bin.

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    In liebendem Gedenken
    Auf vieles hat der Traum mich nicht vorbereitet. Wie zum Beispiel auf den Anblick von Mamas Leichnam, so still und wächsern im Sarg.

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