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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Sie haben sie zu stark geschminkt. Mama hat beinah nie mehr als Wimperntusche und Lipgloss aufgelegt. Im Sarg sieht sie wie eine angemalte Puppe aus. Wunderschön. Friedlich. Aber nicht wie sie. Es fällt schwer, sie so zu betrachten, aber es fällt mir genauso schwer, wegzuschauen.
    Dann ist da noch die lange Reihe von Leuten, die am offenen Sarg vorbeidefilieren und dann erwarten, dass ich mit ihnen spreche. Es ist wie ein umgekehrter Hochzeitsempfang. Erst den Leichnam anschauen. Abschied nehmen. Dann die Familie begrüßen. Sie denken alle, Mama ist an Krebs gestorben, also reden sie immer wieder über Schmerzen. «Wenigstens hat sie jetzt keine Schmerzen mehr», sagen sie zu mir und tätscheln mir die Hand. «Jetzt ist sie jenseits aller Schmerzen.»
    Wenigstens das stimmt.
    Und dann die eigentliche Beerdigung. Die Zeit in der Kirche. Ich sitze in der ersten Reihe mit Jeffrey und Billy, nur wenige Meter von Mamas Sarg entfernt. Papa ist immer noch nicht aufgetaucht, und irgendwie fühle ich mich von ihm betrogen. Er sollte hier sein, denke ich. Aber ich weiß, er ist an einem schöneren Ort. Mit Mama.
    «Er ist doch bei Mama, oder?», habe ich Billy am Morgen gefragt, als sie mir das Haar zu einem langen ordentlichen Zopf frisierte, der wundersamerweise den ganzen Tag hält. «Das ist er doch schon die ganze Zeit, nicht?»
    «Ich denke schon. Beerdigungen sind nichts für Engel, Kind. Wenn dein Vater erschiene, brächte er alle durcheinander. Und das weiß er. Also ist es besser, wenn er wegbleibt. Außerdem will er jetzt bei deiner Mutter sein, ihr beim Übergang helfen.»
    Tucker ist in der Kirche. Nach dem Gottesdienst kommt er zu mir, steht in der ersten Reihe mit gefalteten Händen neben mir und wirkt verloren. Ich starre sein blaues Auge an, den Riss in seiner Wange, die Abschürfungen auf den Handknöcheln.
    «Ich bin da», sagt er. «Du hast dich geirrt. Ich bin da.»
    «Danke», erwidere ich. «Aber komm nicht mit ans Grab. Bitte, Tucker. Komm nicht mit. Samjeeza wird dort sein, und er ist wütend, und ich will nicht, dass dir etwas passiert.»
    «Ich will aber da sein», protestiert er.
    «Das wirst du aber nicht. Weil ich dich bitte, nicht zu kommen», flüstere ich. Das Gleiche würde ich zu Wendy sagen, würde sie bitten, nicht mit zum Friedhof zu kommen, aber ich weiß bereits, dass sie nicht auf mich hören wird. Denn sie ist da, jedes Mal, in meiner Vision.
    «Bitte», sage ich zu Tucker. «Komm nicht mit.»
    Er zögert, dann nickt er und verlässt die Kirche.
    Und so steige ich nach einem Tag, der länger schien als jeder andere, als hätte er sich zu tausend Jahren gedehnt, am Friedhof von Aspen Hill aus dem Auto. Ich blinzele in die Sonne. Ich hole tief Luft. Und dann setze ich einen Schritt vor den anderen.
    Ich dachte, ich wüsste, wie dieser Tag ablaufen würde, dieser Tag, an dem ich in einem schwarzen Kleid im Gras des Friedhofs von Aspen Hill stehe. So oft habe ich es gesehen. Aber diesmal, in der Wirklichkeit, fühlt es sich anders an. Ich bin jetzt die zukünftige Clara. In meiner Brust sitzt ein Schmerz, der so schlimm ist, dass ich mir am liebsten das Herz herausreißen und es ins Unkraut werfen würde. Doch ich ertrage ihn. Ich schreite voran. Denn ich habe keine andere Wahl, als immer einen Schritt vor den anderen zu machen.
    Ich sehe Jeffrey vor mir, und ich rufe ihn.
    «Lass uns einfach tun, was wir zu tun haben», sagt er.
    Die Farbe seiner Krawatte hat schließlich doch keine Rolle gespielt.
    Alle sind da. Die gesamte Kongregation, jeder Einzelne von ihnen, soweit ich es sehe, sogar Julia. Keiner hat sich gedrückt.
    Schon komisch, dass er sich als sich selbst erfüllende Prophezeiung erwiesen hat, mein Traum. Ich habe mich halb wahnsinnig gemacht, weil ich mich immer wieder danach gefragt habe, wieso Tucker nicht da ist. Gedacht habe, er wäre tot. Gedacht habe, keine Macht der Welt könnte ihn davon abhalten, in diesem Moment bei mir zu sein. Nun ist er nur deshalb nicht hier, weil ich ihn gebeten habe, nicht zu kommen.
    So was nennt man Ironie.
    Da packt mich der Schmerz so richtig. Das ist er jetzt also. Der Moment, den das Schicksal für mich bestimmt hat. Die Sache, die ich hinter mich bringen muss, und ich muss es ohne Tucker tun. Es wird so schlimm, dass ich nur mit Mühe atmen kann. Ich bleibe stehen, um Luft zu holen.
    Jemand nimmt meine Hand. Christian, was ich längst wusste. Ich mustere ihn, seinen ordentlichen schwarzen Anzug, das frischgebügelte weiße Hemd, die

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