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Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition)

Titel: Unearthly. Heiliges Feuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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aggressiv, aber auf eine Weise, die klarmacht, dass er mir unbedingt helfen will und nicht versteht, wieso ich mir nicht helfen lasse. Ich liege im Bett, schlafe aber nicht, tue auch nichts weiter, und auf einmal kommt er in mein Zimmer.
    «Ich will für dich da sein», sagt er, ohne Begrüßung, ohne sonst was. «Das ist alles.»
    Mein Blick schießt zum Fenster. Kein Christian.
    «Okay.»
    «Aber du lässt mich nicht. Du lässt mich nicht an dich heran, Clara. Du stößt mich weg. Du sagst mir nicht, was du fühlst.»
    «Ich fühle gar nichts», sage ich. «Es ist nicht meine Absicht, dich wegzustoßen.»
    Aber die Wahrheit ist, dass es doch meine Absicht ist.
    Er weiß es. «Seit Monaten hältst du mich auf Abstand. Du verschweigst mir Dinge, wie das von dem bösen Engel. Weißt du, ich warte immer noch darauf, dass du mir erzählst, was mit diesem Wesen vorgefallen ist, aber du sagst nichts. Du denkst, ich komme damit nicht zurecht.»
    «Tucker.»
    «Wie kommt es, dass ich in letzter Zeit das Gefühl habe, dass du die Zeit mit mir einfach nur hinter dich bringen willst? Dass du das mit uns beenden willst?»
    «Meine Mutter ist gestorben», fauche ich und setze mich auf. «Und ich denke an nichts anderes als das.»
    Er schüttelt den Kopf. «Wieso erzählst du es mir nicht? Wieso traust du mir nicht zu, dass ich damit klarkomme? Bin ich bisher nicht mit allem klargekommen, was du mir vorgesetzt hast?»
    «Na schön, okay.» Ich weiß, ich klinge wütend, bin es aber nicht. Ich bin es leid. Ich bin es leid, Dinge zu verbergen, leid, so zu sein, wie die Leute mich in diesem Moment haben wollen, leid, das Mädchen zu sein, dessen Mutter gestorben ist und um das deshalb alle auf Zehenspitzen herumgehen müssen. Irgendwie ist es eine Erleichterung für mich, dass Tucker so mit mir redet. Wenigstens behandelt er mich nicht mehr wie ein rohes Ei.
    Tucker wartet.
    «Was willst du wissen?»
    «Alles», antwortet er schlicht.
    «Na gut. Fangen wir doch mit dem hier an: Ich dachte eine ganze Weile, du würdest sterben. Ich hatte Visionen vom Friedhof in Aspen Hill, und alle Leute waren da, weil jemand gestorben war, nur du bist nicht da gewesen. Also dachte ich, du würdest sterben. Das wollte ich dir aber nicht sagen, für den Fall, dass ich mich irre. Und es stellte sich dann tatsächlich heraus, dass ich mich geirrt hatte. Und deshalb bin ich froh, dass ich es dir nicht gesagt habe.»
    «Aber Christian hast du es gesagt», meint er.
    «Ja. Er kann meine Gedanken lesen, also wusste er Bescheid.»
    «Aha», sagt er, aber ich merke, die Vorstellung, dass Christian und ich in Gedanken miteinander verbunden sind, behagt ihm nicht.
    «Und ich spüre, was die Leute fühlen. Manchmal empfange ich ein Bild, auch mal einen oder zwei Gedanken, aber meistens Gefühle.»
    Es tut mir gut, es zu gestehen. Ich fühle etwas. «Und da ist noch mehr.»
    Er blinzelt überrascht. «Okay, schieß los.»
    Merkwürdig, dass er es so formuliert, als ob das, was ich als Nächstes sagen werde, wie eine Kugel mit Schallgeschwindigkeit direkt von meinem Mund in sein Herz trifft. Ich weiß nicht, wieso ich das mache, wieso ich so handle. Ich weiß nur, dass ich keine Heimlichtuerei mehr zwischen uns will. Weil es gegen meine Natur ist.
    «Meine Aufgabe ist noch nicht beendet. Ich weiß nicht genau, was meine Aufgabe ist, aber ich weiß, dass sie mit Christian zu tun hat. Es ist, als seien wir dazu bestimmt, zwei Seiten einer Medaille zu sein. Ich … ich liebe ihn nicht, so wie ich dich liebe, aber wir sind gleich, er und ich. Wir geben uns gegenseitig Kraft.»
    Gewitterwolken in Tuckers blauen Augen. Er starrt mich an. Was jetzt kommt, will er nicht wissen.
    Aber ich erzähle es ihm trotzdem. Denn irgendwie wird mir klar, dass er, sosehr ich ihn auch liebe, sosehr ich mich jetzt auch an ihn klammern und nicht mehr loslassen möchte, ohne mich besser dran ist, besser und sicherer, weg von meiner verrückten Welt mit bösen Engeln und mysteriösen Aufgaben, die mich mein ganzes Leben lang nicht loslassen werden, dass er glücklicher ist, wenn ich ihn nicht anlügen oder Dinge vor ihm zurückhalten muss. Ich weiß, wenn ich ihm jetzt die Wahrheit sage, vor allem das, was ich als Nächstes aussprechen werde, wird womöglich alles zwischen uns kaputtgehen, und obwohl ich das überhaupt nicht will, glaube ich, dass es vielleicht die einzige Möglichkeit ist, die wir haben: jetzt nicht zu kneifen.
    Na, dann mal los.
    «Ich habe Christian geküsst.» Als

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