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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Wagenfensters.
    Und so rattere ich jede Einzelheit herunter, an die ich mich erinnern kann, und ende mit der Entdeckung, dass er derjenige da bei mir ist, in diesem dunklen Raum. Er, der mir zubrüllt, ich solle machen, dass ich runterkomme.
    Als ich fertig bin, schweigt er eine Weile. «Aha. Es ist keine sonderlich visuelle Vision, oder?»
    «Nein. Da ist vor allem Dunkelheit und Adrenalin, bis jetzt jedenfalls. Was hältst du davon?»
    Verblüfft schüttelt er den Kopf. «Was sagt Angela denn dazu?»
    Verlegen rutsche ich hin und her. «Wir haben noch nicht so richtig darüber geredet.»
    Er schaut mir ins Gesicht, seine Augen verengen sich ein klein wenig. «Hast du es sonst irgendwem erzählt?» Meinen schuldbewussten Ausdruck deutet er richtig. «Wieso denn nicht?»
    Ich seufze. «Keine Ahnung.»
    «Wieso hast du Billy denn nichts gesagt? Genau deshalb ist sie doch dein Vormund geworden, weißt du, um dir bei so was zu helfen.»
    Weil sie nicht meine Mutter ist, denke ich.
    «Billy hat gerade erst geheiratet», erkläre ich. «Ich wollte ihr die Flitterwochen nicht mit meinem ganzen deprimierenden Zeug verderben. Und Angela, na ja, sie hat da ihre eigene Sache in Italien laufen.»
    «Was für eine Sache?», fragt er und runzelt die Stirn.
    Ich beiße mir auf die Lippen. Ich wünschte, ich könnte ihm von Phen erzählen.
    «Wer ist Phen?», fragt Christian mit der Andeutung eines Lächelns, weil er immerhin das aus meinen Gedanken herauspicken konnte. «Moment mal, war das nicht der Engel, der Angela vor Jahren von den Schwarzflügeln erzählt hat?» Seine Augen weiten sich, als sich unsere Blicke begegnen. « Das ist der mysteriöse italienische Freund?»
    Jetzt ist es raus. Ich bin der totale Versager, wenn es ums Bewahren von Geheimnissen geht. Besonders vor ihm kann ich nichts verbergen.
    «He! Jetzt aber Schluss mit Gedankenlesen! Darüber kann ich nicht sprechen!», platzt es aus mir heraus. «Ich habe es versprochen.»
    «Dann denk auch nicht mehr dran», sagt er. Was ungefähr so ist, als wenn einem jemand sagt, man darf nicht an einen Elefanten denken, einem aber genau das dann natürlich als Erstes in den Sinn kommt. «Wow. Angela und ein Engel . Was haben diese Grauflügel nur an sich?»
    «Christian!»
    «Er ist doch wohl kein Schwarzflügel, oder?» Christian sieht ehrlich besorgt aus, wie immer, wenn das Thema Schwarzflügel zur Sprache kommt. Schließlich haben sie seine Mutter getötet.
    «Nein, ist er nicht …» Ich breche ab. «Ich hätte es dir schon gesagt, wenn … Christian!»
    «Tut mir leid», sagt er leise, aber es tut ihm kein bisschen leid. «Also, äh … zurück zu deiner Vision. Und zu der Frage, weshalb du sie so lange für dich behalten hast. Denn davon, da bin ich mir ziemlich sicher, darfst du mir bestimmt erzählen.»
    Ich bin erleichtert, weil das Thema Angela vom Tisch ist, obwohl es mir auch nicht gerade leichtfällt, von meiner Vision zu erzählen. Ich seufze.
    «Ich hab dir nichts gesagt, weil ich einfach keine Vision haben wollte», gestehe ich. «Jedenfalls nicht gerade jetzt.»
    Er nickt, als ob er mich versteht, aber ich empfange ein Aufflackern von Sorge von ihm.
    «Tut mir leid, dass ich nicht schon früher drüber geredet habe», sage ich. «Das hätte ich besser tun sollen.»
    «Ich hab dir von meiner Vision auch nichts erzählt», sagt er. «Aus ziemlich genau dem gleichen Grund. Ich wollte einfach eine Weile ein ganz normaler College-Student sein. So tun, als hätte ich ein ganz gewöhnliches Leben.» Durch die Windschutzscheibe schaut er auf den pfirsichfarbenen Himmel. Eine Gruppe Enten fliegt v-förmig am Horizont entlang Richtung Süden. Wir beobachten, wie die Vögel durch die Luft schweben. Ich warte darauf, dass er weiterspricht.
    «Ist schon komisch», meint er. «Du hattest eine Vision von der Dunkelheit, und mir kommen Visionen vom Licht.»
    «Wie meinst du das?»
    «Alles, was ich sehe, ist Licht. Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Da ist nur das Licht. Erst nachdem ich die Vision ein paarmal hatte, habe ich endlich herausgefunden, was es ist.»
    Ich halte die Luft an. «Was was ist?»
    «Das Licht.» Er sieht mich an. «Es ist ein Schwert.»
    Ich kann es kaum fassen. «Ein Schwert?»
    «Ein flammendes Schwert.»
    «Du kriegst die Tür nicht zu», sage ich staunend.
    Er lacht und atmet gleichzeitig aus, wie es so typisch für ihn ist. «Anfangs dachte ich nur: Wie toll ist das denn? Ich schwinge ein flammendes Schwert.

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