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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Erwägung. «Er will nicht mit mir reden.»
    «Na und? Er ist ein Teenager. Du bist sein Vater», sage ich. Und was ich nicht ausspreche, er mich aber wahrscheinlich denken hört, ist: Du solltest ihn dazu bringen, nach Hause zu gehen .
    Dad schüttelt den Kopf. «Ich kann ihm nicht helfen, Clara. Ich habe jede denkbare Version von dem gesehen, was passieren könnte. Und er hört sowieso nie auf mich. Wenn überhaupt, würde meine Einmischung für ihn alles nur noch schlimmer machen.» Er räuspert sich. «Na ja, egal. Ich bin aus einem bestimmten Grund hier. Ich habe die Aufgabe, dich zu trainieren.»
    Auf einmal schlägt mein Herz wie wild. «Mich zu trainieren? Wofür?»
    In seinem Gesicht arbeitet es, als er überlegt, wie viel er mir erzählen soll. «Ich weiß nicht, ob du das von mir weißt, aber ich bin Soldat.»
    Oder der Anführer von Gottes Heerscharen, aber okay, wollen wir lieber bescheiden sein. «Ja, das hab ich irgendwie gewusst.»
    «Und Schwertkampf ist eine meiner Spezialitäten.»
    «Schwertkampf?» Das habe ich zu laut gesagt, und die Leute in unserer Nähe werfen uns besorgte Blicke zu. Ich senke die Stimme. «Du wirst mir beibringen, wie man mit einem Schwert umgeht? Zum Beispiel mit … mit einem flammenden Schwert?»
    Aber das ist doch Christians Vision, denke ich sofort. Nicht meine. Doch nicht ich. Ich will doch nicht kämpfen!
    Dad schüttelt den Kopf. «Die Leute halten es oft irrtümlich für ein flammendes Schwert, wegen der Art und Weise, in der sich das Licht an der Waffe bricht. Aber das Schwert besteht aus himmlischem Glanz, nicht aus Feuer. Es ist ein Glanzschwert.»
    Ich kann es kaum fassen. «Ein Glanzschwert? Wieso?»
    Er zögert. «Das gehört zum Plan.»
    «Aha. Es gibt also einen konkreten Plan. In dem ich eine Rolle spiele», sage ich.
    «Ja.»
    «Gibt es ein Exemplar dieses großartigen Plans, das ich mir mal ansehen kann? Nur einen ganz kurzen Blick draufwerfen?»
    Einer seiner Mundwinkel zuckt. «Er ist noch nicht ganz fertig. Also, bist du bereit?», fragt er.
    «Was denn? Jetzt? »
    «Du weißt doch – was du heute kannst besorgen …», sagt er, und ich sehe, er hält das für komisch. Er geht das Rad holen, und zusammen schlendern wir langsam zu meinem Wohnheim.
    «Was macht denn eigentlich das Studium?», fragt er, wie es ein verantwortungsvoller Vater tun würde.
    «Alles in Ordnung.»
    «Und wie geht es deinen Freunden?»
    Ich finde es reichlich seltsam, dass er sich nach meinen Freunden erkundigt. «Äh … wen meinst du speziell?»
    «Angela», antwortet er. «Sie ist der Grund dafür, dass du nach Stanford gegangen bist, oder?»
    «Oh. Äh ja. Angela geht es gut, denke ich.»
    Die Wahrheit ist, dass ich seit dem Tag bei der Memorial Church vor fast drei Wochen nichts mehr mit Angela gemeinsam unternommen habe. Letztes Wochenende habe ich sie angerufen und gefragt, ob sie sich mit mir den neuen blutrünstigen Slasher-Film angucken will, der zu Halloween ins Kino kommt, aber sie hat mich ganz kurz abgefertigt. «Ich bin beschäftigt», hat sie bloß gesagt. Sie hat kein Interesse daran, auf Partys oder zu Dichterlesungen zu gehen; ganz anders, als ich es erwartet hatte. Und auch sonst macht sie nichts neben ihren Seminaren. In unserem gemeinsamen Kurs Die Neugestaltung der Welt durch den Dichter ist sie merkwürdig ruhig und sagt kaum ein Wort. In letzter Zeit habe ich von ihren Mitbewohnerinnen mehr zu sehen bekommen als von Angela. Robin ist zum Beispiel montags und mittwochs in meinem Kunstgeschichtekurs, und hinterher gehen wir oft einen Kaffee trinken. Und Amy treffe ich oft beim Frühstück im Speisesaal. Von den beiden weiß ich, dass Angela entweder in der Kirche herumhängt oder sich im Wohnheimzimmer vergräbt, wo sie am Laptop klebt oder dickleibige, einschüchternd wirkende Bücher liest oder etwas in ihr gutes, altes schwarz-weißes Aufsatzheft schreibt. Oft nimmt sie sich nicht mal die Zeit zu duschen. Ganz offensichtlich brütet sie noch intensiver als sonst. Ich schätze, es hat mit ihrer Aufgabe zu tun – ihrer Besessenheit von der Zahl Sieben, dem Typen im grauen Anzug, das alles eben.
    «Ich habe Angela immer gern gemocht», sagt Dad jetzt, was mich verblüfft, denn soviel ich weiß, hat er sie nur einmal gesehen. «Sie ist so voller Leidenschaft in ihrem Wunsch, das Richtige zu tun. Du solltest auf sie achtgeben.»
    Ich nehme mir vor, Angela anzurufen, sobald ich eine freie Minute habe. Inzwischen sind wir bei meinem Wohnheim angekommen,

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