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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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und Dad steht da und betrachtet das Gebäude mit der efeubewachsenen Fassade, während ich das Rad in den Fahrradständer stelle.
    «Willst du mein Zimmer sehen?», frage ich ein bisschen verlegen.
    «Später vielleicht», antwortet er. «Jetzt müssen wir erst einmal einen Ort finden, an dem wir ungestört sind.»
    Ich denke sofort an das Studierzimmer ohne Fenster im Untergeschoss. Dorthin ziehen sich die Leute zum Telefonieren zurück, wenn sie ihre Mitbewohner nicht stören wollen. «Was Besseres fällt mir auf die Schnelle nicht ein», sage ich, als ich Dad nach unten führe. Ich entriegele die Tür und halte sie ihm auf, damit er hineinschauen kann.
    «Das ist ideal», sagt er und geht sofort hinein.
    Ich bin nervös. «Soll ich ein paar Dehnübungen machen oder so?» In dem klaustrophobisch kleinen Raum hallt meine Stimme seltsam wider. Es riecht wie nach schmutzigen Socken, saurer Milch und altem Eau de Cologne.
    «Erst mal müssen wir entscheiden, wo du trainieren willst», sagt er.
    Ich deute um mich. «Das verwirrt mich jetzt.»
    «Dies hier ist der Ausgangspunkt», erklärt er. «Den Zielort bestimmst du.»
    «Okay. Was sind meine Möglichkeiten?»
    «Alles, was du willst», antwortet er.
    «Die Sahara? Der Tadsch Mahal? Der Eiffelturm?»
    «Ich glaube, wir würden ein spektakuläres Schauspiel bieten, wenn wir Schwertkampftechniken auf dem Eiffelturm trainieren, aber es ist deine Entscheidung.» Er verzieht den Mund zu einem schiefen Grinsen, dann wird er wieder ernst. «Versuch es mit einem Ort, den du gut kennst, wo du dich wohlfühlst, dich entspannen kannst.»
    Das ist einfach. Da muss ich nicht einmal zwei Sekunden überlegen. «Na gut. Bring mich nach Hause. Nach Jackson.»
    «Dann also Jackson.» Dad stellt sich vor mich. «Wir werden jetzt hinübergehen.»
    «Hinübergehen? Was genau bedeutet das?», frage ich.
    «Das heißt …» Er sucht nach den richtigen Worten, findet sie. «Die Regeln von Raum und Zeit beugen, um sehr schnell von einem Ort zum anderen zu wechseln. Der erste Schritt», fügt er dramatisch hinzu, «ist der himmlische Glanz.»
    Ich warte, dass etwas passiert, aber es passiert nichts. Ich sehe Dad an. Er nickt mir erwartungsvoll zu.
    «Was denn? Ich mache das?»
    «Du hast es doch schon mal gemacht, oder? Du hast deine Mutter aus der Hölle zurückgeholt.»
    «Ja, aber da habe ich gar nicht gewusst, was ich tue.»
    «Immer ein Schritt nach dem anderen, Liebes», sagt er.
    Ich schlucke. «Schließlich wurde Rom ja auch nicht an einem Tag erbaut. Vielleicht sollten wir mit etwas Leichterem beginnen.» Ich mache die Augen zu, versuche, mich im Hier und Jetzt zu verankern, versuche, mit dem Denken aufzuhören, aufzuhören, irgendetwas zu tun. Bin einfach nur. Ich horche meinem Atem hinterher, der in meinen Körper eingesogen und wieder ausgestoßen wird, versuche, mich ganz leer zu machen, mich zu vergessen, denn nur dann kann ich den stillen Platz in meinem Innern erreichen, der Teil des Lichts ist.
    «Gut», sagt Dad leise, und ich öffne die Augen und sehe das goldene Schimmern des Glanzes um uns.
    «In diesem Zustand», sagt er, «hast du Zugang zu allem, worum du bittest. Du brauchst nur zu lernen, wie du darum bitten musst.»
    «Zu allem?», wiederhole ich skeptisch.
    «Wenn du darum bittest und daran glaubst, dann ja. Zu allem.»
    «Also wenn ich wirklich gern einen Cheeseburger möchte, jetzt zum Beispiel …»
    Er lacht, und das Geräusch hallt um uns herum wie ein Glockenläuten. Seine Augen sind wie geschmolzenes Silber in diesem Licht, sein Haar schimmert hell.
    «Ich glaube, ich hatte schon kompliziertere Wünsche.» Er streckt die Hand aus, und etwas Goldbraunes erscheint darauf. Ich nehme es. Es ist wie Brot, nur leichter.
    «Was ist das?», frage ich. Denn ein Cheeseburger ist es nicht.
    «Probier einfach.»
    Ich zögere, dann beiße ich ein Stück ab. Es explodiert förmlich auf meiner Zunge, wie das beste buttrige Croissant, das ich je gegessen habe, es schmilzt beinahe in meinem Mund, hinterlässt einen schwachen Geschmack nach Honig. Ich esse den Rest, und anschließend fühle ich mich vollkommen befriedigt. Nicht vollkommen satt. Aber zufrieden.
    «Das ist sensationell», sage ich und widerstehe dem Drang, mir die Finger abzulecken. «Und das kannst du einfach so aus der Luft zaubern, jedes Mal, wenn du es willst?»
    «Ich bitte darum, und es kommt», antwortet er. «Aber jetzt konzentrier dich. Wo waren wir?»
    «Du sagtest, im himmlischen Glanz hätten wir

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