Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
seine Waffe gesenkt hat. «Weiche von mir, Dämon!», schreie ich, und er lacht, als ich ihn entwaffne und sein Besen ins Wasser fliegt. Er sinkt auf die Knie, ich ziele mit dem Ende meines Besens auf seinen Hals. Er grinst, hebt die Hände.
Es tut gut, ihn lächeln zu sehen. Ein paar harte Wochen liegen hinter ihm, er war allein in seinem leeren Haus, musste ständig an Walter denken und an das, was sie immer gemeinsam getan hatten.
«Ergib dich!», sage ich betont ernst.
«Eher sterbe ich!», brüllt er, dann stürzt er sich auf mich, packt mich um die Taille und zieht mich in den Sand.
«Nein, hör auf», kreische ich und wehre mich, als er ein Bein über mich legt. «Nicht kitzeln! Im Schwerttraining ist Kitzeln nicht erlaubt. Christian!» Hilflos lache ich.
«Das reicht», sagt Dad plötzlich.
Christian und ich halten inne, sehen ihn an. Ich glaube, wir haben beide vergessen, dass er da ist. Er findet das nicht komisch. Christian lässt von mir ab und zieht mich hoch, klopft sich den Sand aus dem T-Shirt. Dad gibt ihm seinen Besen zurück.
«Noch mal», sagt er.
«O verdammt, du bist ja ein richtiger Sklaventreiber!», beschwere ich mich kichernd. «Jetzt entspann dich mal.»
Dads Augen funkeln. «Das hier ist keine Turnstunde», sagt er.
«Turnen hab ich auch nie gemocht», erwidere ich.
Und das ist genau die falsche Antwort. «Hier geht es um Leben oder Tod, Clara. Ich habe mehr von dir erwartet. Ich habe erwartet, dass du die Sache ernst nimmst.»
Ich starre in den Sand. Die ganze Zeit über habe ich mir Mühe gegeben, nicht ständig an das Bild zu denken, das gleichzeitig mit einer Welle von Angst durch Christians Gedanken jagt, das Bild von mir mit Blut bedeckt und mit leblosem Blick.
«Sie baut Spannung ab, indem sie Witze macht», sagt Christian leise. «Sie hat verstanden, dass es ernst ist.»
Das Feuer verschwindet aus Dads Augen. Er atmet aus. «Tut mir leid», sagt er, was mich zu Tode erschreckt. «Wir wollen eine Pause machen.»
Nebeneinander sitzen wir am Ufer, betrachten die Wellen. Ich schaue Christian an und lächle, schicke ihm in Gedanken eine Umarmung, um ihn wissen zu lassen, dass mit mir alles in Ordnung ist, denn gerade im Moment zieht er in Erwägung, dem Erzengel Michael ganz gehörig die Meinung zu sagen.
«In gewisser Weise», sagt Dad zu Christian, «bin ich einfach nur ihr Vater.»
«Eines verstehe ich nicht», sagt Christian nach einer Weile. «Mein ganzes Leben lang, seit mein Onkel mir das erste Mal von den Schwarzflügeln erzählt hat, hat er mir dringend geraten, vor ihnen zu fliehen. Er hat gesagt, ich hätte keine Chance, wenn ich gegen sie kämpfen würde – sie sind zu mächtig, zu schnell, zu stark. Man kann sie nicht töten. Lauf, so schnell du kannst, hat er immer gesagt.»
«Das hat Mom auch gesagt», bekräftige ich.
«Und das stimmt auch», sagt Dad. «In einem Eins-zu-eins-Kampf mit einem Engel würdet ihr nicht überleben. Dabei geht es nicht nur um Macht, Geschwindigkeit und Stärke. Es liegt an der Erfahrung. Wir kämpfen seit langer, langer Zeit gegeneinander.» Die Vorstellung scheint ihn zu betrüben. «Und ihr habt mit dem Kämpfen gerade erst angefangen.»
«Also was soll dann das Ganze?», fragt Christian. «Wenn wir gegen einen Schwarzflügel nicht kämpfen und gewinnen können, wieso hat dann mein Onkel versucht, mir den Umgang mit dem Schwert beizubringen? Wieso unterrichten Sie uns im Gebrauch des Glanzschwertes?» Er schüttelt den Kopf. «Ich weiß, ich sehe mich schwertschwingend in der Vision. Aber wieso? Wieso, wenn ich gar nicht gewinnen kann?»
«Es ist unwahrscheinlich, dass ein Schwarzflügel euch direkt angreift, um euch Schaden zuzufügen», erwidert Dad. «Sie sind trotz allem immer noch Engel, und jemanden zu verletzen, der auf der Seite der Guten steht, läuft unserer Veranlagung zuwider. Es würde einem Schwarzflügel einen unglaublich großen Kummer bereiten. Deshalb bedienen sie sich lieber Lakaien, die dem von ihnen ausgewählten Opfer körperlichen Schaden zufügen.»
«Lakaien?», frage ich nach.
«Untergebene, Engelblutwesen», antwortet er. «Schwarzflügel verrichten ihr böses Werk durch die Nephilim. Und die Triplare sind von allen Nephilim die mächtigsten.»
«In der Vision kämpfen wir also gegen andere Engelblutwesen?», folgert Christian.
Dad nickt.
Ich berichte, was Samjeeza mir auf dem Friedhof über Asael gesagt hatte.
«Ja», meint Dad. «Asael ist sehr gefährlich. Vielleicht der
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