Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
gefährlichste und böseste aller Schwarzflügel, abgesehen von Satan selbst. Er kennt keine Barmherzigkeit. Er kennt kein Zaudern. Er nimmt sich, was er will, und wenn er euch sieht, wenn er erfährt, was ihr seid, wird er sich euch nehmen. Er hat etliche, vielleicht sogar die meisten Triplare getötet oder versklavt.»
«Gibt es viele Triplare?», frage ich ängstlich.
«Nein», antwortet Dad. «Von eurer Sorte gibt es nur sehr wenige. Tatsächlich halten sich niemals mehr als sieben Triplare zur selben Zeit auf der Erde auf. Und gegenwärtig hat Asael mindestens drei von ihnen unter Kontrolle.»
«Sieben», sagt Christian, wie im Selbstgespräch. «Dann gibt es also dich, mich und Jeffrey … dann fehlt nur noch einer.»
Sieben Triplare. Sieben!
Ich suche Christians Blick. Wir denken beide im selben Moment das Gleiche.
Der Siebte ist einer von uns.
«Angelas Baby», erkenne ich. «Weil Phen eben doch der Vater ist.»
Dad schnaubt verächtlich. «Phen.» Er spricht den Namen aus, als wäre er ein Fluch. «Widerwärtige, feige Geschöpfe, diese Ambivalenten. Schlimmer als die gefallenen Engel, in mehr als einer Hinsicht.» Seine Augen funkeln so wild, dass es fast beängstigend ist. «Ihnen mangelt es an jeglicher Überzeugung.»
«Auf der Fahrt zurück nach Kalifornien werde ich es ihr erzählen», sage ich zu Christian, als wir wieder bei mir zu Hause in Jackson sind, im Wohnzimmer vor dem knisternden Kaminfeuer auf der Couch sitzen und Himbeertee trinken, wobei ich meine Mutter wieder sehr vermisse. «Je eher sie es erfährt, desto besser.»
Er starrt in die Flammen. «Na gut. Sollen wir uns Dienstag im KaHa treffen? Der Samstag fällt dafür ja aus.»
«Klar.» Ich beiße mir auf die Lippen. «Und ich dachte, natürlich nur, wenn du Lust dazu hast, dass wir eventuell von jetzt an morgens joggen gehen könnten. Ich weiß, dass wir vor allem den Umgang mit dem Glanzschwert trainieren sollen, aber das Laufen kann ja nicht schaden, nur für den Fall der Fälle.»
«Nur für den Fall der Fälle», wiederholt er. «Ja, das können wir gern machen. Jeden Morgen?»
«Würd ich schon sagen. Was hältst du von halb sieben?» Innerlich schüttele ich mich bei dem Gedanken, so früh aufzustehen, aber es ist ja für eine gute Sache. Wie zum Beispiel die Verlängerung meiner Lebenserwartung.
«Einverstanden», sagt er lächelnd. «Aber denk immer dran, dass es deine Idee war.»
«Geht klar. Dann erzähl mir doch jetzt mal, wie für dieses Trimester dein Stundenplan aussieht.»
«Da gibt es nichts Aufregendes. Mein verrücktester Kurs wird Bautechnik sein.»
Ich lege den Kopf schräg und mustere ihn intensiv. «Bautechnik? Das klingt ernst.» Argwöhnisch kneife ich die Augen zusammen. «Hast du dich etwa für ein Hauptfach entschieden?»
Er lacht und atmet gleichzeitig aus, wie er es so oft tut. «Ich denke daran, Architektur zu studieren.»
«Du willst Architekt werden? Wann hat sich das denn ergeben?»
«Ich baue gern Sachen. Als Kind hab ich aus Lego die tollsten Dinge konstruiert.» Er zuckt mit den Schultern. «Es kommt mir irgendwie sinnvoll vor, also dachte ich, ich mach das, ich versuch es mal, nehme das mit Mathe und Physik und Zeichnen in Angriff und schaue, ob mir die Vorstellung am Ende immer noch zusagt.»
Er sieht mir nicht direkt in die Augen, aber ich merke, dass er aufmerksam auf meine Reaktion achtet. Ob ich womöglich denke, dass es albern ist, sich für etwas so Ernsthaftes wie Architektur zu entscheiden, ob ich lachen muss, wenn ich ihn mir im Anzug, mit Helm auf dem Kopf und einer Rolle Blaupausen unter dem Arm vorstelle.
Ich finde es toll. Ich stupse ihn mit der Schulter an. «Das ist phantastisch. Es klingt … perfekt.»
«Was ist mit dir?», fragt er. «Machst du weiter mit der Vorbereitung aufs Medizinstudium?»
«Allerdings. Ich mache einen Biochemiekurs, der sich ‹Genomforschung und Medizin› nennt und der bestimmt so schwer ist, dass er mich in den Wahnsinn treiben wird.»
«Was sonst noch?», fragt er. «Kein Glückskurs mehr?»
Ich seufze. «Nein, kein Glückskurs mehr. Nur die normalen Vorbereitungskurse aufs Studium und, äh, so eine Art Sportkurs.»
Er merkt ganz genau, dass ich das am liebsten unauffällig durchgemogelt hätte. «Was für einen Sportkurs, Clara?» Er holt sich die Antwort aus meinen Gedanken. «Du belegst einen Fechtkurs? Das ist Betrug.»
«He, es hat doch keiner gesagt, dass wir nicht auch auf eigene Faust trainieren dürfen.»
Er lehnt
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