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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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ihrer Schulter, aber er hört nicht auf zu weinen. Sie überprüft seine Windel, mit der offenbar alles in Ordnung ist. Das ist deutlich erkennbar eine große Erleichterung für Angela.
    «Er hat Hunger», verkündet Anna.
    Angela wirkt angespannt. «Schon wieder? Er hat doch gerade erst vor einer Stunde was bekommen.»
    «Wollen Sie noch einmal versuchen, ihn zu stillen?», fragt die Schwester.
    «Ich denke schon.» Angela streckt die Arme aus, und Anna gibt ihr das Baby. Dann wirft Angela mir einen Blick zu, der wohl sagen soll: Tut mir echt leid, wenn das jetzt unhöflich aussieht, aber ich werde jetzt jeden Moment meine Brüste freilegen.
    «Ich bin dann mal … draußen», sage ich und verkrümele mich auf den Korridor. Ich gehe in die kleine Geschenkboutique und kaufe ihr ein paar gelbe Blumen in einer Vase in der Form eines Babyschuhs. Ich hoffe, sie findet es lustig.
    Als ich zurückkomme, hält Anna den kleinen Jungen wieder, der sich inzwischen beruhigt hat. Angela liegt mit geschlossenen Augen da, ihr Atem ist flach. Ich stelle die Blumen auf die Fensterbank und gebe Anna mit Zeichen zu verstehen, dass ich gehen will.
    Sie nickt, aber dann geht sie mit mir zur Tür.
    «Willst du ihn mal halten?», flüstert sie.
    «Nein, ich sollte Babys lieber nur anschauen, nicht anfassen. Allerdings ist er wunderschön», sage ich, auch wenn das vielleicht einen Hauch übertrieben ist.
    Mit bewundernden Blicken schaut sie auf ihn herab.
    «Er ist ein Wunder», sagt sie. Ihr Blick geht kurz zu Angela. «Im Moment hat sie große Angst. So war das bei mir auch. Aber sie wird es verstehen, schon ganz bald. Dass er ein Geschenk ist. Sie wird begreifen, dass sie gesegnet ist.»
    Das Baby gähnt, und Anna lächelt, rückt das blaue Mützchen auf seinem Kopf zurecht. Ich bewege mich weiter auf die Tür zu.
    «Danke, dass du da warst», sagt Anna da. «Du bist eine gute Freundin. Angela hat Glück, jemanden wie dich zu haben.»
    «Sagen Sie ihr bitte, sie möchte mich anrufen», erwidere ich, wie immer verunsichert durch die beharrliche Intensität von Annas dunklen, ernsten Augen, die sie auf mich gerichtet hat. «Ich bin in der Nähe.»
    Als ich in den Aufzug steige, halte ich einem Paar mit Baby die Tür auf; das Baby trägt einen rosafarbenen Strampelanzug mit Marienkäfern, die auf die Füße gestickt sind. Die Eltern – die Mutter im Rollstuhl mit dem Baby im Arm, der Vater, der hinter ihr steht – konzentrieren sich voll und ganz auf das Baby, haben sich der Kleinen mit vorgeneigtem Körper zugewandt, nehmen den Blick nicht von ihrem winzigen Gesichtchen.
    «Wir bringen sie nach Hause», erzählt mir der Vater stolz.
    «Herzlichen Glückwunsch. Das ist wirklich wunderbar.»
    Der Pfleger, der den Rollstuhl schiebt, beäugt mich skeptisch. Die Mutter scheint mich nicht einmal zu hören. Die Kleine wiederum scheint den Aufzug für äußerst faszinierend zu halten. Sie beschließt, dass die angemessene Reaktion auf diesen herrlichen Zauberkasten, der einen an einen anderen Ort befördert, ein Niesen ist.
    Ein Niesen.
    Man könnte meinen, die Kleine hätte das Alphabet aufgesagt, so aufgeregt sind ihre Eltern auf einmal.
    «Ach du meine Güte», sagt die Mutter mit einer hohen, sanften Stimme und beugt sich dicht zum Gesicht ihres Babys herab. «Was war denn das?»
    Das Baby blinzelt verwirrt. Und niest dann noch einmal.
    Alle lachen: die Mutter, der Vater, der Pfleger und ich, um nicht aus der Reihe zu tanzen. Aber dabei beobachte ich ganz genau, wie der Vater seiner Frau sacht die Hand auf die Schulter legt, wie sie kurz hochgreift, um seine Hand zu berühren, und wie ganz einfach so die Liebe zwischen ihnen strömt. Und ich denke, das wird Angela nicht erleben. So wird sie das Krankenhaus nicht verlassen.
    Da fällt mir ein Zitat aus der Klausur von heute ein. Von Dante. Ich fand mich, grad in unseres Lebens Mitte, In einem finstern Wald zurück, verschlagen, Weil ich vom rechten Pfad gelenkt die Schritte.
    Ich verstehe, was er meint.

[zur Inhaltsübersicht]
    Eine Lektion aus der Sonntagsschule
    «Ein Glanzschwert ist mehr als nur eine einfache Waffe», erklärt Dad. «Ich habe ja bereits von einem Schwert als Verlängerung eures Arms gesprochen und gesagt, dass ihr euch vorstellen müsst, dass es wie ein Teil von euch ist. Aber ein Glanzschwert ist mehr als eine Metapher. Das Glanzschwert ist tatsächlich ein Teil von euch; es wächst aus dem Licht in eurem Innern, dieser Energie, dieser Verbundenheit mit der Macht,

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