Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
mir», sagt Asael jetzt mit härterer Stimme; allmählich verliert er die Geduld. Der Fußboden knackt unter seinem Gewicht, als er einen Schritt auf sie zumacht. «Du bist Blut von meinem Blut, Fleisch von meinem Fleisch, und auch dieses Baby gehört mir. Der Siebte gehört mir . Ich werde es bekommen.»
«Ihn», verbessert sie wieder mit sanfter Stimme.
Die anderen kommen zurück.
«Hier ist kein Baby», berichtet eine weibliche Stimme. «Aber in einem der Hinterzimmer steht eine Wiege.» Dann fangen sie an, die Küche auseinanderzunehmen, Schubladen herauszuziehen, Sachen auf den Boden zu werfen, weil es wohl irgendwie dazugehört, um sicherzugehen.
Annas Beten wird lauter.
«Genug», sagt Asael, seine Stimme ist wieder ruhig. «Sag uns, wo er ist.»
«Er ist weg», antwortet Angela, und ihre Stimme zittert. «Ich habe ihn von hier fortgebracht.»
«Wohin?», fragt Asael wieder, weniger geduldig. «Wohin hast du ihn gebracht?»
Sie antwortet nicht.
«Angela», keucht Phen. «Bitte. Sag es ihm. Sag es ihm einfach, dann wird er dich in Ruhe lassen.»
Ein amüsiertes Glucksen kommt tief aus Asaels Kehle. «Ach, Penamue, du machst dir wirklich was aus ihr, oder? Wie drollig. Dass du mal dein kleines graues Herz verlierst, wenn ich dich nach Italien schicke, um nach meiner schmerzlich vermissten Tochter zu schauen, hätte ich mir nie und nimmer vorstellen können. Aber ich glaube, ich verstehe. Sie ist so jung, nicht? So frisch, wie ein zarter grüner Spross, der sich gerade erst aus der Erde reckt.»
Wieder taucht in meinen Gedanken die auf dem Wasser treibende Frau auf, diesmal hält er sie, das Gesicht hat er an ihren weißen, pulslosen Hals gepresst.
«Also», fährt Asael fort, «tu, worum dein Geliebter dich bittet. Sag uns, wohin du das Baby gebracht hast.»
«Nein.»
Er seufzt. «Na schön. Diese spezielle Taktik anzuwenden macht mir zwar keine Freude, aber … Desmond, halt ihre Mutter einen Moment fest, ja?»
Schritte. Anna hört mit dem Beten auf, als sie von Angela fortgerissen wird. Einen Moment später fängt sie wieder an: «Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden …»
«Amen. Ich hoffe wirklich, er erhört dich», sagt Asael. «Also dann, sag mir, was ich wissen will, oder deine Mutter wird sterben.»
Ich höre, wie Angela scharf einatmet. Ich werfe Christian einen verzweifelten Blick zu, in meinem Kopf dreht sich alles. Was können wir machen?
«Das ist nun ein ziemliches Dilemma», sagt Asael. «Deine Mutter oder dein Sohn. Aber bedenke dies: Wenn du uns sagst, wo sich der Säugling befindet, verspreche ich dir, dass ihm kein Leid geschehen wird. Es wird ihm an nichts fehlen. Ich werde ihn wie mein eigenes Kind großziehen.»
«Na ja, also, ich bin dein Kind», erwidert Angela. «Und da hat das mit dem Großziehen ja nicht gerade so toll geklappt.»
Verblüfft lacht er auf, als er ihre Antwort hört. «Dann sei meine Tochter, wie es diese beiden reizenden Mädchen auch sind – deine Schwestern hier, siehst du. Ich gebe dir ein Zimmer in meinem Haus, einen Platz an meinem Tisch, an meiner Seite.»
«In der Hölle, willst du wohl sagen», entgegnet Angela.
«Die Hölle ist gar nicht so übel. Wir sind frei dort. Wir Engel sind die Könige da, und du könntest Prinzessin sein. Und du könntest bei deinem Kind bleiben.»
«Tu es nicht», sagt Anna.
«Komm mit mir, und wir werden deiner Mutter kein Haar krümmen; wir lassen sie unangetastet für den Rest ihres Lebens», verspricht Asael.
«Nein. Denk an das, was ich dir beigebracht habe», flüstert Anna. «Mach dir keine Sorgen um mich. Sie können meinen Leib töten, aber niemals werden sie meiner Seele ein Leid antun können.»
«Bist du dir da so sicher?», fragt Asael. «Olivia, komm her, mein Liebes. Vielleicht sollten wir sie ein wenig erziehen. Dies hier …», er macht eine kurze Pause, «ist ein ganz besonderes Messer. Ich nenne es Dubium altum – den tiefen Zweifel. Ich fürchte, die Klinge verursacht schwere Verletzungen, und zwar sowohl am Körper als auch an der Seele. Wenn ich den entsprechenden Befehl gebe, wird meine Olivia deine Seele in Fetzen schneiden. Ich glaube, das würde ihr große Freude bereiten.»
«Und führe uns nicht in Versuchung …»
«Olivia», fordert er sie auf.
Ich höre nicht, wie das Wesen namens Olivia sich bewegt, aber plötzlich gibt Anna einen langen, gequälten Schrei von sich.
«Mom», flüstert Angela, als Anna in abgehackte Schluchzer
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