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Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)

Titel: Unearthly. Himmelsbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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habe ich noch die Worte meines Vaters im Ohr. Er kennt keine Barmherzigkeit. Er kennt kein Zaudern. Er nimmt sich, was er will, und wenn er euch sieht, wenn er erfährt, was ihr seid, wird er sich euch nehmen. Ich möchte weglaufen, das sagt mir mein Instinkt – lauf, lauf die Treppe runter und raus zur Tür, und schau dich nicht um –, aber ich beiße die Zähne zusammen und bleibe, wo ich bin.
    «Er ist nicht hier», sagt Angela, als sei sie nur verärgert über das Eindringen und nicht zu Tode erschrocken. «Ihr hättet doch auch einfach anrufen können, Phen, dann hätte ich es dir erzählt. Dann hättest du dir den Weg sparen können.»
    Asael lacht. Der Klang macht mir Gänsehaut. «Wir hätten anrufen können», wiederholt er amüsiert. «Also, wo ist das Baby, wenn nicht hier?»
    «Ich habe ihn weggegeben.»
    «Du hast ihn weggegeben? An wen?»
    «An ein nettes Paar, das ich aus den Unterlagen einer Adoptionsvermittlung ausgewählt habe. Die beiden haben sich verzweifelt ein Kind gewünscht. Der Vater ist Musiker, die Mutter Konditorin. Mir gefiel die Vorstellung, dass er immer Musik und gutes Essen haben würde.»
    «Mhm», macht Asael nachdenklich. «Penamue hatte den Eindruck, dass du das Kind behalten wolltest. Hab ich nicht recht?»
    «Ja», antwortet eine Stimme, die ich nicht als Phens erkannt hätte, hätte ich nicht gewusst, dass er da spricht. Er klingt, als habe er eine böse Erkältung. «Sie hat mir gesagt, sie will es behalten.»
    «Ihn», verbessert ihn Angela. «Und ich habe meine Meinung geändert, nachdem klar war, dass du mich sitzenlassen würdest.» Sie kann die Bitterkeit nicht aus ihrer Stimme heraushalten. «Ist doch ganz einfach. Ich bin nicht gerade der mütterliche Typ. Ich bin neunzehn. Ich gehe auf die Stanford-Uni. Ich habe ein Leben. Mich mit einem Kind zu belasten wäre nun wirklich das Letzte, was ich will. Also habe ich ihn an Leute abgegeben, die sich um ihn kümmern werden.»
    Ich kann es nicht sehen, aber ich kann mir Angela vorstellen, wie sie dasteht, mit diesem bewusst leeren Gesichtsausdruck, den sie aufsetzt, wenn sie etwas verbergen will, die Hüfte ein wenig zur Seite geschoben, den Kopf schräg gelegt, als könne sie gar nicht fassen, dass sie dieses ach so langweilige Gespräch führen muss. «Sieht also ganz danach aus, als hättet ihr eure Zeit verschwendet», fügt sie hinzu. «Und meine auch.»
    Einen Moment lang herrscht Schweigen. Dann fängt Asael an zu applaudieren, ganz langsam, so laut, dass ich jedes Mal zusammenzucke, wenn seine Hände aneinanderschlagen.
    «Was für eine Darbietung», sagt er. «Du bist ja eine richtige Schauspielerin, mein Liebes.»
    «Glaub es oder nicht», erwidert sie. «Ist mir egal.»
    «Durchsucht die Wohnung», sagt Asael, in seiner Stimme eine ungetrübte Ruhe, wie die reglose Wasseroberfläche eines Sees, der den Aufruhr darunter nicht ahnen lässt. «Schaut in alle Nischen und Ecken. Ich glaube, das Baby ist hier irgendwo.»
    Ich höre Leute, die sich von uns entfernen, den Flur entlanggehen, und dann das Geräusch von umfallenden Möbeln und zerbrechendem Glas. Anna fängt an, vor sich hin zu flüstern, sanft und verzweifelt, etwas, das ich vage als das Vaterunser erkenne.
    Wir sollten etwas unternehmen , schicke ich wortlos zu Christian.
    Wieder schüttelt er den Kopf. Sie sind uns zahlenmäßig überlegen. Da sind zwei volle Engel, Clara, und dein Dad hat gesagt, in einem Kampf eins zu eins könnten wir nicht einmal einen besiegen. Dann vergiss nicht die anderen, von denen ich wetten möchte, dass es Triplare sind. Wir hätten keinerlei Chance dadrin.
    Ich beiße mir auf die Lippen. Aber wir müssen Angela helfen.
    Er schüttelt den Kopf. Wir sollten herausfinden, wo Web sein könnte. Angela würde sich wünschen, dass wir das tun , sagt er. Ich spüre seinen Wunsch wegzulaufen, so wie ihm das von Kind an für solch eine Situation beigebracht wurde, und ich spüre auch die Angst, beinahe schon Panik, die in ihm aufsteigt. Er hat keine Angst um sich selbst. Er hat Angst um mich. Er will mich in seinen Truck setzen und weit von hier fortbringen. Er weiß, wenn wir bleiben, wird sich alles so zutragen wie in seiner Vision, die damit endet, dass ich blutüberströmt daliege und mit glasigen Augen zu ihm aufschaue. Das kann er nicht zulassen.
    Jetzt ist es an mir, den Kopf zu schütteln. Wir können Angela nicht einfach so im Stich lassen.
    «Er ist nicht hier. Ich hab es euch doch gesagt», meint Angela.
    «Du gehörst

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