Unendlichkeit in ihrer Hand
darauf.«
»Es ist zwecklos. Der Hunger ist beängstigend, er sticht wie Sonne und Mond.«
»Dann lass es und verurteile ihn nicht.«
»Aber es wird Folgen haben.«
»Du hast entschieden, vom Baum zu essen. Auch das hatte Folgen. Und jetzt beeil dich. Du bist ganz schön weit zurückgefallen. Adam sucht dich schon. Er macht sich Sorgen, wenn er dich nicht sieht.«
In der Höhle zurück, kauerte sich Eva hin und versank in einen bedrückenden Traum, der sie tagelang verfolgte. In ihrer Welt ohne Vergangenheit und beinah ohne Erinnerungen wiederholten sich ihre Träume, ohne sich wirklich zu gleichen. Elohim, die Schlange, der Phönix, die Hasen, die Apfelsinen, die Datteln, das Meer, der Tod. Essen und nackt sein, der eine im anderen.
Adam wollte nicht, dass sich die Niedergeschlagenheit der Frau an seine Haut heftete. Er ließ sie schlafen und machte sich nützlich, ging zum Flussufer hinunter und holte ein paar feine, biegsame Zweige von schlankem Wuchs. Er verwendete die Dornen eines Strauches dazu, zwei Löcher in ein getrocknetes Kaninchenfell zu bohren und die Pflanzenfaser von einer Seite zur anderen hindurchzuziehen, so dass er eine Bedeckung hatte, die ihn vor dem starken Schmerz schützte, wenn er sich das Geschlechtsteil stieß. Damit das Leder weicher wurde, legte er die Felle mehrere Tage in den Schlamm. Er stellte fest, dass sie weicher wurden, je schmutziger der Schlamm war. Mit den weichsten Fellen nähte er etwas für Eva, damit sie Schultern, Brüste und den Schoß bedecken konnte.
Er fing weitere Hasen. Er fing scheue Fasane. Er stieg in den Fluss und fing Fische, aber sie glitten ihm aus den Händen. Er sammelte Eier aus den Vogelnestern. Er folgte dem Ufer flussabwärts und überquerte die Insel, um den Wald zu erkunden, wo Eva die Apfelsinen und Datteln gefunden hatte.
Die Frau aß kaum etwas. Sie sprach im Traum, und ihr Magen gab alles wieder von sich, was er ihr zu essen anbot.
Das Feuer und der Fleischgeruch lockten andere Tiere an. Nachts bellte der Hund, und der Mann hörte es draußen knurren und bedrohlich rascheln. Obwohl Eva es nicht wahrhaben wollte, stillten bereits viele Tiere ihren Hunger, indem sie sich gegenseitig auffraßen. Adam suchte Steine und schliff sie, dann grub er damit ein Loch in die Erde vor dem Höhleneingang und bedeckte es mit mehreren Reihen von Stöcken, um ungebetenen Gästen den Zutritt zu verwehren. Er staunte jedes Mal, wenn er in sich selbst die Antwort auf ein Rätsel fand, das ihm aufgegeben war, um ihr Überleben zu sichern. Er befestigte die gewetzten Steine an langen Holzstecken, zur Verlängerung seiner Kraft, und versuchte, damit ein paar Hirschkälber zu fangen. Mit dem Hund Kain setzte er ihnen nach, konnte aber mit ihrer Schnelligkeit nicht mithalten.
Wieder stand der Vollmond am Nachthimmel, aber diesmal blutete Eva nicht.
»Mein Körper verändert sich, Adam. Schau nur, meine Brüste, wenn ich drücke, dann kommt aus den Brustwarzen eine weiße Flüssigkeit. Und sieh mal, wie groß und schwer sie geworden sind. Außerdem bin ich schrecklich müde, und alles, was ich esse, vergiftet mich von innen.«
Adam vermied es, mit ihr darüber zu sprechen. Er tat so, als bemerke er von alldem nichts. Zu sehr erschreckte ihn, was er sah, und er fand keine Erklärung dafür.
»Du brennst nicht mehr, weil du so viel schläfst. Komm morgen mit mir nach draußen. Es wird dir guttun, im Fluss zu baden. Wir können versuchen, einen Fisch zu fangen, oder zum Meer gehen und ein paar Austern sammeln.«
Er zeigte ihr das Kleidungsstück, das er für sie genäht hatte. Sie stand auf. Sie war schmutzig. Sie roch. Ihr Haar war verfilzt. Beim Gedanken an das wässrige Austernfleisch meldete sich der Hunger. Der Mann hatte dafür gesorgt, dass das Feuer nicht erlosch. Auch er veränderte sich, dachte sie. Er hatte aufgehört, sich zu beschweren, er hatte aufgehört, zu hoffen. Da der Garten ihm keinen Ausweg mehr bot, nutzte er die Geschicklichkeit seiner Hände und seine Intuition.
»Du warst eifrig«, lächelte sie.
»Ich war am anderen Flussufer. Wenn du willst, gehen wir zusammen hin.«
»Ich will gern ins Flusswasser steigen, aber am liebsten würde ich zum Meer gehen.«
Er legte Holz nach. Dann steckte er die gewetzten, bearbeiteten Steine in eine Art Tasche, die er aus einem weiteren Fell angefertigt hatte. Manche Steine eigneten sich gut zum Schneiden, erzählte er. Sie machten sich auf den Weg. Adam konnte ihr nicht sagen,
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