Unendlichkeit
aussprach. »Wenn wir nicht flüchten, werden sie uns töten«, setzte er nach einer Pause hinzu.
»Ins Labyrinth?«
»Dort können sie uns sehen«, wandte Sylveste ein.
»Aber vielleicht glauben sie nicht, dass wir es sind«, versetzte Pascale. »Vielleicht wissen sie nicht, dass du im Dunkeln sehen kannst.« Obwohl sie so gut wie blind war, sah sie ihm fest in die Augen. Ihr Mund bildete ein fast kreisrundes Loch, ausdruckslos und ohne Hoffnung. »Lass mich vorher noch von meinem Vater Abschied nehmen.«
Sie ertastete die Leiche im Dunkeln und küsste sie ein letztes Mal. Sylveste warf einen Blick zum Ausgang. In diesem Moment traf ein Schuss von Girardieus Miliz den Soldaten, der ihn bewachte. Die maskierte Gestalt sank zusammen, ihre Körperwärme verteilte sich nach allen Seiten und bildete eine warme Pfütze. Qualmende weiße Energiemaden krochen in das Mauerwerk.
Damit war der Weg frei. Er griff nach Pascales Hand, und sie rannten gemeinsam los.
Acht
Unterwegs nach Delta Pavonis, 2546
»Ich nehme an, Sie haben die Geschichte des Captains ebenfalls gehört«, sagte Khouri, als sich die Mademoiselle mit diskretem Hüsteln hinter ihr bemerkbar machte. Bis auf die körperlose Erscheinung war sie in ihrer Kabine allein. Sie musste erst verarbeiten, was Volyova und Sajaki ihr über die Mission erzählt hatten.
Die Mademoiselle lächelte geduldig. »Das schafft ziemliche Komplikationen, nicht wahr? Zugegeben, ich habe nicht ausgeschlossen, dass gewisse Verbindungen zwischen der Besatzung und Sylveste bestehen könnten. Eine logische Schlussfolgerung angesichts der Tatsache, dass Resurgam das Ziel der Reise war. Aber dass die Geschichte so verwickelt ist, war nicht zu erschließen.«
»Man könnte es sicher auch anders beschreiben.«
»Die Beziehung ist…« Der Geist zögerte einen Moment, als suche er nach Worten, aber Khouri wusste, dass alles nur Schau war und ärgerte sich. »Interessant. Sie könnte unsere Möglichkeiten einschränken.«
»Sie verlangen also nach wie vor, dass ich ihn töte?«
»Unbedingt. Diese Geschichte setzt uns noch mehr unter Druck. Jetzt besteht obendrein die Gefahr, dass Sajaki versucht, Sylveste an Bord zu bringen.«
»Würde es dadurch nicht einfacher für mich, ihn zu erledigen?«
»Gewiss, aber damit wäre es in diesem Stadium nicht mehr getan. Sie müssten einen Weg finden, auch das Schiff zu zerstören. Ob Sie sich dabei retten könnten, bliebe allein Ihnen überlassen.«
Khouri runzelte die Stirn. Das klang alles ziemlich unsinnig, aber vielleicht lag das ja an ihr.
»Und wenn ich mich dafür verbürge, dass Sylveste tot ist…«
»Es wäre nicht damit getan«, wiederholte die Mademoiselle mit bislang unbekannter Offenheit. »Sein Tod an sich ist nur ein Teil der Aufgabe. Er hat außerdem auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu erfolgen.«
Khouri wartete.
»Er darf keinerlei Vorwarnung erhalten; nicht einmal, wenn es nur um Sekunden geht. Außerdem müssen Sie ganz allein mit ihm sein.«
»Das war immer so geplant.«
»Gut – aber ich meine das ganz wörtlich. Wenn Sie nicht garantieren können, dass absolut niemand in der Nähe ist, müssen Sie die Tat aufschieben. Keine Kompromisse, Khouri.«
Dies war das erste Mal, dass sie die Umstände des geplanten Anschlags genauer erörterten. Offenbar hielt die Mademoiselle Khouri inzwischen für reif genug, um sie etwas tiefer, wenn auch noch nicht vollständig einzuweihen.
»Was ist mit der Waffe?«
»Da lasse ich Ihnen freie Hand, unter der Bedingung, dass die Waffe keine cybernetischen Komponenten über einer bestimmten Komplexitätsstufe enthält. Genaueres erfahren Sie zu einem späteren Zeitpunkt.« Bevor Khouri Einwände erheben konnte, fügte sie hinzu: »Eine Strahlenwaffe wäre dann akzeptabel, wenn sie in keiner Phase in die Nähe des Zielobjekts gebracht zu werden brauchte. Auch Projektilund Explosivwaffen wären denkbar.«
So wie es auf dem Lichtschiff zuging, dachte Khouri, sollten eigentlich genügend geeignete Waffen herumliegen. Und es müsste möglich sein, sich so frühzeitig ein halbwegs tödliches Schießeisen zu besorgen, dass sie auch noch Zeit hatte, sich damit vertraut zu machen, bevor sie gegen Sylveste vorging.
»Wahrscheinlich lässt sich etwas finden.«
»Ich bin noch nicht fertig. Sie dürfen sich ihm weder nähern, noch ihn töten, wenn irgendwelche cybernetischen Systeme in der Nähe sind – auch in diesem Punkt bekommen Sie später noch genauere Anweisungen. Je isolierter er
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