Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
einmal verdoppelt.«
    »Die Chancen standen wohl trotzdem nicht allzu schlecht. Die Familie war immer eng mit Yellowstone verbunden gewesen, also konnte man davon ausgehen, dass auch der reiche junge Prinz sich nach wie vor dort herumtrieb.«
    »Was allerdings ein Irrtum war. Interessant daran ist nur, dass es inzwischen den Anschein hat, als hätten wir uns die ganze Mühe sparen können. Möglicherweise war die Resurgam-Expedition bereits geplant, als wir Sylveste beim ersten Mal an Bord hatten. Hätten wir ihm nur richtig zugehört, dann hätten wir direkt dorthin fliegen können.«
    Auf dem Weg durch das komplizierte Netz von Fahrstühlen und Tunnels zwischen dem Korridor des Captains und der Waldlichtung sprach Volyova ganz leise in das Armband, das sie stets am Handgelenk trug. Khouri wusste, dass sie Verbindung mit einer der vielen künstlichen Persönlichkeiten auf dem Schiff aufnahm, konnte aber nicht erraten, welche Vorkehrungen sie treffen wollte.
    Nach der gnadenlosen Kälte und Düsterkeit im Korridor des Captains war das Grün der Lichtung ein Fest für die Sinne. Die Luft war warm und duftete nach Blüten, und die bunten Vögel in den Lüften leuchteten fast zu grell für Khouris an die Dunkelheit gewöhnten Augen. Zunächst war sie völlig überwältigt und bemerkte gar nicht, dass sie und Volyova nicht allein waren. Doch dann sah sie die drei Gestalten, die im taufeuchten Gras um einen Baumstumpf knieten. Eine davon war Sajaki, aber mit einer Frisur, die sie noch nie an ihm gesehen hatte: bis auf einen Haarknoten war sein Schädel vollkommen kahl. Die zweite war Volyova selbst – sie trug das Haar wieder kurz, was die eckige Form ihres Kopfes betonte und sie älter aussehen ließ als die Volyova, die neben Khouri stand. In der dritten Gestalt erkannte Khouri Dan Sylveste.
    »Wollen wir zu ihnen gehen?«, fragte Volyova und stieg über die schwankende Treppe ins Gras hinab.
    Khouri folgte. »Das war…« Sie rief sich das Jahr ins Gedächtnis, in dem Sylveste aus Chasm City verschwunden war. »Um 2460, richtig?«
    »Ins Schwarze getroffen!« Volyova wandte sich um und sah Khouri gelinde erstaunt an. »Sind Sie Expertin für Sylvestes Lebensgeschichte? Schon gut. Wichtig ist, dass wir den gesamten Besuch aufgezeichnet haben. Ich weiß genau, dass dabei eine Bemerkung fiel, die mir… nun, im Lichte dessen, was wir heute wissen, recht aufschlussreich vorkommt.«
    »Faszinierend.«
    Khouri zuckte zusammen. Nicht sie hatte gesprochen, die Stimme war von hinten gekommen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Mademoiselle in einiger Entfernung oben an der Treppe stand.
    »Ich hätte mir denken können, dass Sie Ihre hässliche Visage zeigen würden«, sagte Khouri. Sie hatte nicht einmal stumm artikuliert, aber das ständige Geschnatter der Singvögel war so laut, dass Volyova, die vorausgegangen war, sie nicht hören konnte. »Sie sind wie ein falscher Geldschein. Man wird Sie nicht los.«
    »Wenigstens wissen Sie jetzt, dass ich noch da bin«, sagte die Mademoiselle. »Sonst hätten Sie nämlich allen Grund, sich Sorgen zu machen, denn das hieße, dass Sonnendieb meine Abwehr durchbrochen hätte. Als Nächstes ginge es Ihrem Verstand an den Kragen, und wie sich das auf Ihre Beschäftigungsaussichten bei Volyova auswirken würde, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.«
    »Halten Sie den Mund. Ich möchte hören, was Sylveste zu sagen hat.«
    »Nur zu«, sagte die Mademoiselle knapp, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    Khouri trat zu Volyova, die jetzt dicht neben dem Trio stand.
    »Natürlich«, sagte die stehende Volyova, »hätte ich das Gespräch auch an jeder anderen Stelle des Schiffes abspielen können. Aber es hat hier stattgefunden, und deshalb möchte ich es auch hier wiederholen.« Während sie sprach, griff sie in ihre Jackentasche, zog eine rauchgraue Brille heraus und setzte sie auf. Khouri verstand: da Volyova keine Implantate hatte, konnte sie die Aufzeichnung nur über direkte Netzhautprojektion verfolgen. Ohne Projektionsbrille waren die Gestalten für sie unsichtbar.
    »Es liegt also«, sagte Sajaki gerade, »in Ihrem eigenen Interesse, unsere Forderungen zu erfüllen. Sie haben in der Vergangenheit Hilfe von Ultra-Elementen in Anspruch genommen – zum Beispiel für Ihre Reise zu Lascailles Schleier – und es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie das auch in Zukunft tun wollen.«
    Sylveste hatte die Ellbogen auf den Baumstumpf gestützt. Khouri sah sich den Mann genau an. Sie hatte schon

Weitere Kostenlose Bücher