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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Girardieu zum Märtyrer machte.« Sie zuckte die Achseln. »Wir können ihn nicht einfach wegwerfen, dafür ist er zu wertvoll, aber vielleicht lasse ich ihn zunächst einfrieren, bis uns etwas Besseres einfällt. In einem oder auch in fünf Jahren kann ich eventuell mehr mit ihm anfangen. Damit will ich nur sagen, es wäre schade, allzu viel Zeit auf jemanden zu verschwenden, von dem wir ohnehin bald genug haben könnten, Dr. Falkender.«
    »Der Erfolg ist des Chirurgen schönster Lohn«, bemerkte Falkender.
    »Ich sehe gut genug«, erklärte Sylveste.
    »O nein«, widersprach der Arzt. »Ich kann viel mehr für Sie tun, Dr. Sylveste. Sehr viel mehr. Ich habe noch kaum angefangen.«
 
    Volyova war unten bei Captain Brannigan, als eine Pförtnerratte ihr mitteilte, die Berichte der Kiesel seien eingetroffen. Sie wollte neue Proben von der Peripherie des Captains nehmen, die jüngsten Erfolge eines ihrer Retrovirenstämme gegen die Seuche hatten ihr Mut gemacht. Sie hatte eines der militärischen Cyberviren, die das Schiff getroffen hatten, modifiziert und mit der Seuche kompatibel gemacht. Erstaunlicherweise schien es tatsächlich zu wirken – zumindest bei den kleinen Proben, an denen sie es bisher ausprobiert hatte. Wie ärgerlich, dachte sie, wegen etwas aus der Arbeit gerissen zu werden, das sie neun Monate zuvor in die Wege geleitet und in der Zwischenzeit fast vergessen hatte – wobei sie im ersten Moment nicht glauben wollte, dass tatsächlich so viel Zeit vergangen war. Doch die Aussicht auf neue Informationen war erregend.
    Sie nahm den Fahrstuhl nach oben. Neun Monate, tatsächlich. Nicht zu fassen, wie schnell die Zeit verging, wenn man arbeitete. Sie hätte es wissen müssen, und im Grunde war ihr auch bekannt, wie lange es her war, die Information war nur nicht in den Teil ihres Bewusstseins vorgedrungen, mit dem sie solche Dinge zur Kenntnis nahm und sich aktiv damit auseinander setzte. Es hatte genügend Anhaltspunkte gegeben. Das Schiff trödelte nur noch mit einem Viertel Lichtgeschwindigkeit dahin. In etwa hundert Tagen würde es endgültig in den Resurgam-Orbit einschießen und dann brauchten sie eine Strategie. Hier kamen die Kiesel ins Spiel.
    Auf der Brücke erschienen Schnappschüsse von Resurgam und der näheren Umgebung in verschiedenen elektromagnetischen und exotischen Teilchenspektren. Es waren die ersten neueren Bilder eines potenziellen Feindes. Volyova prägte sich die wichtigsten Fakten tief ins Bewusstsein ein, um sie in einer Krise mühelos instinktiv abrufen zu können. Die Kiesel waren zu beiden Seiten an Resurgam vorbeigerast, so dass es Daten von der Tag- wie von der Nachtseite gab. Außerdem hatte sich die Kieselwolke im Lauf des Fluges so weit auseinandergezogen, dass zwischen der ersten und der letzten Einheit, die das System passierte, fünfzehn Stunden lagen. So konnte sie Resurgams gesamte Oberfläche beleuchtet und im Dunkeln betrachten. Die Kiesel über der Tagseite wandten Delta Pavonis den Rücken zu und suchten nach Neutrinostrahlung aus Fusions- und Antimateriekraftwerken auf der Oberfläche. Die Kiesel auf der Nachtseite suchten nach Wärmesignaturen von Bevölkerungszentren und Orbitalanlagen. Andere Sensoren prüften die Atmosphäre, maßen Sauerstoff-, Ozon- und Stickstoffwerte und stellten fest, in welchem Ausmaß die Kolonisten die planetare Biosphäre verändert hatten.
    Wenn man berücksichtigte, dass die Kolonisten seit mehr als fünfzig Jahren hier waren, hatten sie auf auffallend vieles verzichtet. Es gab keine großen Orbitalstationen, keine Einrichtungen für den interplanetaren Flugverkehr. Nur ein paar Kommunikationssatelliten umkreisten den Planeten, und ob die repariert oder ersetzt werden konnten, falls sie beschädigt wurden, war zu bezweifeln, da es auf der Planetenoberfläche keine größeren Industrieanlagen gab. Die wenigen noch verbliebenen Satelliten außer Betrieb zu setzen oder zu stören wäre ein Kinderspiel, falls das im Rahmen ihres bislang noch nicht formulierten Planes erforderlich werden sollte.
    Dennoch waren die Siedler nicht untätig gewesen. Die Atmosphäre zeigte Spuren extensiver Veränderung, der freie Sauerstoff lag weit über den Werten, die Volyova erwartet hätte. Die Infrarot-Sensoren meldeten geothermische Bohrungen entlang einer Linie, an der sich mit Sicherheit kontinentale Subduktionszonen befanden. Der Neutrinoausstoß an den Polarzonen wies auf Sauerstofffabriken hin – Fusionsanlagen, die Wassereis-Moleküle in

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