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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Grenzen des Möglichen –, aber jede nennenswert stärkere Waffe musste eine Simulation sein. Schließlich wäre es nicht günstig, wenn das Training damit endete, dass einer von ihnen ein Loch in die Saalwand sprengte und die gesamte Luft ins All entweichen ließe.
    »Verdammt«, überlegte Khouri. »Wir müssen davon ausgehen, dass wir wissen, wer wir sind und warum wir hier sind – wo immer das auch sein mag. Die nächste Frage ist, ob wir auch die Dreckskerle in den drei anderen Anzügen kennen.«
    »Das wird mir zu philosophisch«, sagte Kjarval und sprang zur Seite, um das Feuer auf sich zu ziehen.
    »Wenn wir überhaupt eine Besprechung abhalten müssen«, fuhr Khouri hartnäckig fort, ohne Sudjics Zwischenrufe zu beachten, »ist anzunehmen, dass wir nicht wissen, wer sie sind. Damit sind es Feinde. Und das heißt, wir sollten das Pack erschießen, bevor sie Zeit haben, das zu tun, was immer sie tun wollen.«
    »Das könnte ein Riesenfehler sein, Khouri!«
    »Ja, aber wie du freundlicherweise bemerkt hast, bin ich diejenige, die sowieso nicht mit hinuntergeht.«
    »Dazu sage ich Amen.«
    »Äh… Leute…« Das war Kjarval. Sie hatte etwas bemerkt, was Khouri und Sudjic erst einen Moment später auffiel. »Das gefällt mir nicht.«
    Die Handgelenke der drei fremden Raumanzüge veränderten sich, und aus jedem schob sich eine bislang noch formlose Waffe. Es ging so schnell wie das Aufblasen eines Luftballons auf einer Party.
    »Schießt die Arschlöcher ab«, sagte Khouri mit einer Ruhe, die sie selbst erschreckte. »Feuer auf den Anzug links außen konzentrieren. Betriebsart beschleunigte Antimaterie, kleinste Impulsstärke, konische Streuung mit Quereinschlag.«
    »Seit wann gibst du hier die…«
    »Verdammt, Sudjic, tu einfach, was ich sage!«
    Sie schoss bereits und Kjarval ebenfalls. Die drei standen jeweils zehn Meter voneinander entfernt, und ihre Anzüge nahmen den Feind unter Feuer. Die beschleunigten Antimaterie-Impulse waren simuliert… natürlich. Sonst wäre vom Saal nicht mehr genug übrig gewesen, um darauf zu stehen.
    Ein greller Blitz fuhr Khouri wie mit Klauenfingern in die Augen. Zu intensiv für eine gute Simulation… die Erschütterung war zu stark. Der Knall war vergleichsweise sanft, aber die Wucht des Aufpralls war so groß, dass sie rückwärts gegen die fleckige Mauer geschleudert wurde. Sie fiel wie auf eine Matratze in einem teuren Hotelzimmer. Der Anzug war kurzzeitig tot; auch als sie wieder klar sehen konnte, waren die Anzeigen entweder erloschen oder spuckten unleserlichen Zeichensalat aus. Der Zustand hielt einige qualvolle Sekunden lang an, dann sprang endlich das Ersatzgehirn stolpernd ein und stellte wieder her, was es konnte. Ein einfacheres, aber zumindest verständliches Display leuchtete auf und zeigte an, was zerstört und was noch vorhanden war. Die meisten stärkeren Waffen waren futsch. Die Anzugautonomie war auf fünfzig Prozent gesunken, die Anzugpersönlichkeit auf dem Weg in den Maschinenautismus. An drei Gelenken waren die Servomechanismen schwer beschädigt. Die Flugfähigkeit war eingeschränkt, jedenfalls so lange, bis die Reparaturprogramme ihre Arbeit aufnahmen, und die brauchten minimal zwei Stunden, um die erforderlichen Überbrückungen auszurechnen.
    Ach ja – und wenn die biomedizinische Anzeige stimmte, dann fehlte ihr ein Arm vom Ellbogen abwärts.
    Sie kämpfte sich zum Sitzen hoch und warf einen Blick auf das abgeschossene Glied, obwohl alle ihre Instinkte sie beschworen, sich um ihre Sicherheit zu kümmern und die Lage zu peilen. Ihr rechter Arm endete genau da, wo die Med-Anzeige sagte – in einer schrumpligen Masse aus verkohlten Knochen und Fleisch, mit Metallsplittern gespickt. Weiter oben hatte sich wohl das Luftgel schockverfestigt, um Druck- und Blutverluste zu verhindern, aber solche Details musste sie einfach voraussetzen. Schmerzen spürte sie natürlich nicht – auch darin war die Simulation vollkommen realitätsgetreu, denn der Anzug hätte ihrem Schmerzzentrum in jedem Fall befohlen, sich abzuschalten.
    Lage peilen… Lage peilen…
    Sie hatte vollkommen die Orientierung verloren. Umsehen konnte sie sich nicht, denn das Halsgelenk des Anzugs hatte sich verklemmt. Plötzlich war alles voll Rauch, dichte Schwaden schwebten mit der Luft aus dem Saal. Die unregelmäßigen Scheinwerferkegel der fliegenden Drohnen waren nur noch als kurze Blitze zu erkennen. Da drüben standen zwei Anzugwracks mit katastrophalen Schäden –

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