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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Weißt du nicht mehr?«
    Sylveste sah sie nur schweigend an.
    »Dieses Ding«, fuhr Khouri fort. »Was immer es war – es hatte schon einmal versucht, den Leitstand zu verlassen, indem es in den letzten armen Teufel einfuhr, den Volyova angeworben hatte, und ihn in den Wahnsinn trieb.«
    »Was hat das alles mit mir zu tun?«, fragte Sylveste.
    Darauf hatte Khouri eine Antwort parat. »Die Mademoiselle hat herausgefunden, dass dieses Wesen nur bei einer ganz bestimmten Gelegenheit in den Leitstand gelangt sein konnte.«
    »Sehr schön; fahren Sie fort.«
    »Nämlich, als Sie zum letzten Mal auf diesem Schiff waren.«
    Sie hatte sich gefragt, was wohl noch kommen müsste, damit es Sylveste endlich die Sprache verschlug oder er zumindest dieses selbstgefällige Lächeln verlor. Jetzt wusste sie es, und dieser Erfolg war eine der kleinen, unerwarteten Freuden ihres unruhigen Lebens. Endlich brach Sylveste den Bann und fragte mit bewundernswert beherrschter Stimme: »Was soll das heißen?«
    »Genau das, was Sie glauben, aber nicht zur Kenntnis nehmen wollen«, entfuhr es ihr. »Was immer es war, Sie haben es mitgebracht.«
    Volyova nahm Khouri die Erklärung ab. »Ein Neuralparasit«, sagte sie. »Er kam mit Ihnen an Bord und sprang auf das Schiff über. Vielleicht steckte er in Ihren Implantaten, vielleicht hatte er sich auch ohne jede Hardware in Ihrem Bewusstsein eingenistet.«
    »Das ist doch lächerlich.« Doch seine Entrüstung klang nicht überzeugend.
    »Vielleicht hatten Sie das Ding schon jahrelang mit sich herumgetragen, ohne es zu wissen«, sagte Volyova. »Vielleicht schon seit Ihrer Rückkehr.«
    »Von wo?«
    »Von Lascailles Schleier«, antwortete Khouri. Schon zum zweiten Mal prasselten ihre Worte auf Sylveste nieder wie ein winterlicher Regenschauer. »Wir haben die Chronologie überprüft; zeitlich passt alles zusammen. Was immer es war, es ist vor dem Schleier in Sie eingedrungen und so lange geblieben, bis Sie hierher kamen. Vielleicht hat es Sie auch dann nicht verlassen, sondern zur Sicherheit nur einen Teil von sich ins Schiff eingeschleust.«
    Sylveste stand auf und winkte auch seiner Frau. »Diesen Irrsinn höre ich mir nicht länger an.«
    »Ich finde, Sie sollten noch etwas bleiben«, sagte Khouri. »Ich hatte Ihnen noch nicht von der Mademoiselle und von dem Auftrag erzählt, den ich für sie erledigen sollte.«
    Er sah sie fast eine Minute lang an, immer noch auf dem Sprung, in heller Empörung. Doch dann nahm er wieder Platz und wartete, dass sie weitersprach.

Fünfundzwanzig
    Cerberus/Hades, an der Heliopause von Delta Pavonis, 2566
    »So Leid es mir tut«, sagte Sylveste. »Ich glaube nicht, dass der Mann zu heilen ist.«
    Außer dem Captain selbst waren nur Volyova und die beiden anderen Mitglieder des Triumvirats anwesend.
    Sajaki stand dem Captain am nächsten, er hatte die Arme verschränkt und den Kopf schief gelegt und betrachtete ihn wie ein provozierend abstraktes Gemälde. Hegazi hielt respektvoll Abstand und ging nicht näher als drei bis vier Meter an die Masse heran, die jetzt noch schneller wucherte als zuvor. So sehr er sich auch bemühte, den Gleichgültigen zu spielen, die wenigen sichtbaren Partien seines Gesichts waren von Angst gezeichnet wie von einer Tätowierung.
    »Ist er tot?«, fragte Sajaki.
    »Nein, nein«, beteuerte Sylveste hastig. »Keineswegs. Aber alle unsere Therapien haben versagt, und das Mittel, in das wir unsere größte Hoffnung setzten, hat letzten Endes mehr geschadet als genutzt.«
    »Das Mittel, in das Sie Ihre größte Hoffnung setzten?«, wiederholte Hegazi. Seine Stimme hallte von den Wänden wider.
    »Ilia Volyovas Retrovirus.« Sylveste wusste, dass er jetzt sehr vorsichtig sein musste; Sajaki durfte nicht merken, dass man ihm auf die Schliche gekommen war. »Aus welchem Grund auch immer, es hat nicht so gewirkt, wie sie dachte. Das ist nicht Volyovas Schuld – woher sollte sie wissen, wie die Gesamtmasse insgesamt reagieren würde, wenn sie nur mit kleinen Proben arbeiten konnte?«
    »Das ist die Frage«, sagte Sajaki knapp, und plötzlich überfiel Sylveste ein tödlicher Hass auf diesen Mann. Zugleich war ihm klar, dass Sajaki jemand war, mit dem er zusammenarbeiten konnte, und dass nichts, was hier geschehen war, auch nicht sein Abscheu vor dem Triumvir, ihn vom Sturm auf Cerberus abhalten würde. So war es sogar sehr viel besser. Seit Sylveste Gewissheit hatte, dass Sajaki die Heilung des Captains gar nicht wünschte – ganz im

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