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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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lang und steckte zum überwiegenden Teil in der Kruste. Andererseits war gerade dieses Missverhältnis zwischen Waffe und Welt ein schlagender Beweis für Ilia Volyovas überragende Fähigkeiten.
    Die Waffe mochte klein sein, aber sie war ein Dorn in Cerberus’ Fleisch, das war selbst von hier oben zu erkennen. Im Umkreis des Brückenkopfes wirkte die Kruste wie entzündet, sie stand unter einem Druck, der die eingebauten Toleranzen überstieg, und hatte über mehrere Kilometer ihr natürliches Aussehen verloren. Vermutlich war sie hier in ihren ursprünglichen Zustand zurückgefallen: ein Sechseckgitter, das an den Rändern wieder in Fels überging.
    In wenigen Minuten würde Sylveste den Schlund – das offene Ende des Kegels – erreichen. Obwohl er von flüssiger Luft umgeben war, zerrte die Schwerkraft bereits an seinen Eingeweiden. Noch war sie schwach, ein Viertel des Erdstandards – trotzdem wäre ein Sturz aus dieser Höhe mit oder ohne Schutzanzug vermutlich tödlich.
    Jetzt tauchte endlich ein zweiter Körper auf. Sylveste vergrößerte den Bildausschnitt. Ein Anzug wie sein eigener zeichnete sich hell vor dem dunklen Hintergrund ab. Er befand sich etwas vor ihm und strebte auf der gleichen Bahn der kreisrunden Öffnung am hinteren Ende des Brückenkopfes zu. Wie zwei Fische im Meer, dachte Sylveste. Gleich würde der Brückenkopf sie einsaugen und wie durch einen riesigen Trichter in Cerberus’ Magen befördern.
    Jetzt gibt es kein Zurück mehr, dachte er.
    Die drei Frauen rannten einen Korridor hinunter, der völlig bedeckt war von toten Ratten und verrußten, steifen Panzern, die vermutlich einmal Ratten gewesen waren, ohne dass man sie sich genauer hätte ansehen wollen. Für alle drei war nur noch ein großes Gewehr vorhanden, aber damit konnten sie jeden Servomaten erledigen, den das Schiff womöglich auf sie hetzte. Die kleinen Pistolen erfüllten eventuell denselben Zweck, aber man musste damit umgehen können und brauchte außerdem ein Quäntchen Glück. Gelegentlich bewegte sich der Boden unter ihren Füßen. Das zerrte an den Nerven.
    »Was ist das?«, fragte Khouri. Sie hinkte jetzt. Die Explosion in der Krankenstation hatte ihre Spuren hinterlassen. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Sonnendieb experimentiert«, sagte Volyova. Sie war so außer Atem, dass sie alle zwei Worte eine Pause machte. Ihre Seite brannte wie Feuer, als wollten alle Verletzungen, die seit Resurgam verheilt waren, wieder aufreißen. »Bisher hat er die weniger kritischen Systeme wie die Roboter und die Ratten gegen uns eingesetzt. Aber wenn er den Antrieb erst richtig kennt – wenn er ihn so bedienen kann, dass die Toleranzen nicht überschritten werden –, braucht er nur den Schub ein paar Sekunden lang hochzufahren, um uns zu zermalmen.« Keuchend rannte sie ein paar Schritte weiter. »So habe ich Nagorny getötet. Aber Sonnendieb kontrolliert zwar das Schiff, aber er kennt es nicht gut genug. Also spielt er im Moment ganz vorsichtig mit dem Antrieb, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Wenn er das erst geschafft hat…«
    »Können wir nicht irgendwo hingehen«, fragte Pascale, »wo wir in Sicherheit sind? Wo uns die Ratten und die Maschinen nichts anhaben können?«
    »Schon, aber vor der Beschleunigung sind wir nirgends sicher. Sie kann uns überall zermalmen.«
    »Das heißt, wir müssen das Schiff verlassen. Das wolltest du doch sagen.«
    Sie blieb stehen, sah sich den Korridor genau an und stellte fest, dass er nicht zu denen gehörte, die das Schiff abhören konnte. »Passt auf«, sagte sie. »Macht euch keine Illusionen. Wenn wir das Schiff verlassen, bezweifle ich sehr, dass wir eine Möglichkeit finden, wieder zurückzukehren. Andererseits sind wir verpflichtet, Sylveste aufzuhalten, wenn wir nur die geringste Chance dafür sehen. Auch wenn es uns selbst das Leben kosten sollte.«
    »Wie willst du Dan erreichen?«, fragte Pascale. Offenbar verstand sie unter Aufhalten immer noch, Sylveste irgendwie einzufangen und ihn zu überzeugen, seine Pläne nicht weiter zu verfolgen. Volyova beschloss, ihr diese Illusion noch eine Weile zu lassen, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes im Sinn hatte.
    »Ich glaube, dein Mann hat einen von unseren Anzügen genommen«, sagte sie. »Mein Armband sagt, dass von den Shuttles keines fehlt. Außerdem hätte er damit nicht fliegen können.«
    »Oder höchstens mit Sonnendiebs Hilfe«, wandte Khouri ein. »Hört mal, können wir nicht weitergehen? Ich weiß, wir haben kein

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