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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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insgeheim fragte sie sich, ob Cerberus gefährlicher sein konnte als das Schiff.
    »Nein, ich weiß. Ich glaube, er ahnt gar nicht, in welcher Gefahr er schwebt – und wir mit ihm.«
    »Andererseits reden wir hier von Sylveste, und er ist kein gewöhnlicher Mensch«, gab Khouri zu bedenken. Er habe, erinnerte sie Pascale, sein Leben lang auffallend viel Glück gehabt, es wäre doch seltsam, wenn ihn das Schicksal gerade jetzt, so kurz vor dem Ziel seiner Wünsche, im Stich ließe. »Er wird sich winden wie ein Aal, und ich denke, er hat immer noch gute Chancen, einen Ausweg zu finden.«
    Pascale beruhigte sich ein wenig.
    Nun sagte ihr Khouri, dass Hegazi tot war und das Schiff offenbar jedem nach dem Leben trachtete, der sich noch an Bord befand.
 
    »Sajaki kann nicht hier sein«, sagte Pascale. »Ich meine, das ist doch ausgeschlossen, nicht wahr? Wie sollte Dan allein nach Cerberus kommen? Er brauchte jemanden von euch zur Begleitung.«
    »Das ist auch Volyovas Meinung.«
    »Was wollen wir dann hier?«
    »Vermutlich traut Volyova ihren eigenen Überzeugungen nicht.«
    Khouri stieß die Tür auf, die vom teilweise überfluteten Zugangskorridor in die Krankenstation führte, und trat dabei mit dem Fuß nach einer Pförtnerratte. Auf der Krankenstation stimmte etwas nicht. Sie roch es sofort.
    »Pascale, hier ist etwas Schlimmes passiert.«
    »Ich… was soll ich denn jetzt tun? Soll ich dir vielleicht Deckung geben?« Pascale hatte ihre Pistole in der Hand, schien aber nicht recht zu wissen, was sie damit anfangen sollte.
    »Ja«, sagte Khouri. »Gib mir Deckung. Das ist eine sehr gute Idee.«
    Sie betrat die Krankenstation mit vorgehaltenem Plasmagewehr.
    Sobald der Raum ihre Gegenwart registrierte, verstärkte er die Beleuchtung. Khouri hatte Volyova hier besucht, nachdem sie von Sudjic verletzt worden war; sie kannte sich halbwegs aus.
    Zuerst wandte sie sich dem Bett zu, wo sie Sajaki vermutete. Über dem Bett schwebte, zentral mit Scharnieren befestigt, ein Satz kardangelagerter, servo-mechanisch zu bedienender medizinischer Instrumente wie eine mutierte Stahlhand mit viel zu vielen krallenbewehrten Fingern.
    Kein Zentimeter Metall, der nicht mit einer dicken Schicht geronnenen Blutes überzogen gewesen wäre wie mit Kerzenwachs.
    »Pascale, du solltest nicht…«
    Aber sie hatte schon gesehen, was unter den Instrumenten lag und vielleicht einmal Sajaki gewesen war. Auch das Bett war über und über mit Blut besudelt. Man konnte kaum erkennen, wo Sajaki aufhörte und seine ausgetretenen Eingeweide anfingen. Khouri fühlte sich an den Captain erinnert; nur war die Masse hier nicht silbrig, sondern scharlachrot, als habe ein Künstler sein Grundthema in einem organischen Medium variiert. Zwei Hälften eines morbiden Diptychons.
    Sein aufgetriebener Brustkorb überragte das Bett, als stehe er noch immer unter Strom. Auch die Brust war innen hohl, in einem tiefen Krater vom Brustbein bis zum Unterleib hatte sich das Blut gesammelt. Es schien, als wäre eine riesige Stahlfaust von oben gekommen und hätte ihn ausgeweidet. Vielleicht schien es nicht nur so. Vielleicht war er nicht einmal wach gewesen, als es geschah. Khouri sah ihm prüfend ins Gesicht, suchte unter dem roten Schleier nach einem Ausdruck, der ihre Vermutung bestätigte.
    Nein; Triumvir Sajaki war höchstwahrscheinlich wach gewesen.
    Pascale war dicht hinter ihr, sie spürte ihre Gegenwart. »Vergiss nicht, der Tod ist mir nicht fremd«, sagte sie. »Ich war dabei, als mein Vater ermordet wurde.«
    »Aber so etwas hast du noch nie gesehen.«
    »Nein«, gestand sie. »Du hast Recht. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    In diesem Moment explodierte Sajakis Brustkorb, eine Blutfontäne spritzte auf, und etwas sprang heraus. Die beiden konnten zunächst nicht erkennen, was es war. Doch dann landete es auf dem blutverschmierten Boden und huschte mit peitschendem Schwanz davon. Drei weitere Ratten streckten die Schnauze aus Sajakis Innerem, prüften die Luft und musterten Khouri und Pascale mit schwarzen Knopfaugen. Dann hievten auch sie sich aus dem Krater, der einmal Sajakis Oberkörper gewesen war, sprangen zu Boden und folgten ihrem Artgenossen in eine der vielen dunklen Nischen.
    »Wir müssen hier weg«, sagte Khouri. Doch bevor sie noch zu Ende gesprochen hatte, passierte es. Die stählerne Faust über dem Bett aktivierte sich, fuhr wie der Blitz die Finger mit den Diamantkrallen aus und kam so rasend schnell auf sie zu, dass sie nur noch

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