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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hätte er das Ding gebeten, ihm ein in freier Form gehaltenes Haiku zu interpretieren.
    Als er den Edelstein mit der Zoomfunktion seiner Augen vergrößern wollte, widersetzte er sich und wurde allenfalls kleiner. Das Ding war fähig, die Raumzeit in seiner unmittelbaren Umgebung gravierend zu verändern.
    Als Nächstes versuchte er es mit der Schnappschussfunktion, aber auch das scheiterte. Auf dem Bild war das Objekt paradoxerweise verschwommener als in Echtzeit, so als würde es sich in kleineren Zeiteinheiten schneller – und grundlegender – verändern als im Sekundenbereich oder darüber. Er bemühte sich, diesen Eindruck festzuhalten, und glaubte schon, eine Erklärung gefunden zu haben, aber das stellte sich sofort als Illusion heraus.
    Und das zweite…
    Das zweite, das feste Objekt… war womöglich noch schlimmer.
    Es war wie ein Loch in der Realität, ein klaffender Riss, aus dem das weiße Licht der Unendlichkeit hervorbrach. Ein starkes Licht, so hell und rein, wie er es nie gesehen, nie erträumt hatte wie das Licht aus dem Jenseits, von dem sich Sterbende nach eigenen Aussagen angezogen fühlten. Auch er spürte diese Anziehung. Das Licht war so hell, dass es ihn hätte blenden müssen. Doch je länger er in die strahlenden Tiefen schaute, desto weniger grell erschien es ihm, desto mehr verschmolz es zu einer unbewegten, weißen Fläche ohne jede Tiefe. Wo das Licht durch den kreisenden Edelstein gebrochen wurde, warf es immer neue, vielfarbige Figuren an die Wände. Ein Bild von ergreifender Schönheit, ständig wechselnd, unwiderstehlich.
    »Hier«, sagte Calvin, »wäre etwas Demut vielleicht angebracht. Du bist beeindruckt, nicht wahr?«
    »Natürlich.« Er hörte sich selbst nicht sprechen, aber Calvin schien ihn zu verstehen.
    »Und damit ist es auch genug, nicht wahr? Ich meine, du weißt jetzt, was sie vor uns verbergen mussten. Diese Fremdartigkeit… Gott allein weiß, was es ist…«
    »Vielleicht ist es genau das: Gott.«
    »Wenn ich in dieses Licht schaue, könntest du mich fast davon überzeugen.«
    »Willst du sagen, du spürst es auch?«
    »Ich weiß nicht, was ich spüre. Und ich weiß auch nicht, ob es mir so ganz geheuer ist.«
    »Glaubst du«, fragte Sylveste, »sie haben das geschaffen? Oder sind sie nur durch Zufall darauf gestoßen?«
    »Du fragst mich nach meiner Meinung – das hatten wir ja noch nie.« Calvin schien zu überlegen, doch seine Antwort war nicht überraschend. »Geschaffen haben sie es auf keinen Fall, Dan. Die Amarantin waren klug – vielleicht klüger als wir. Aber sie waren keine Götter.«
    »Dann muss es jemand anderer gewesen sein.«
    »Dem wir hoffentlich niemals begegnen.«
    »Dann hältst du jetzt besser den Atem an, denn wenn mich nicht alles täuscht, steht die Begegnung unmittelbar bevor.«
    Damit steuerte er den Anzug durch die Schwerelosigkeit auf den funkelnden Edelstein und das herzzerreißend schöne Licht zu.
    Als Volyova wieder zu sich kam, hörte sie das Schrillen des Radaralarms. Die Unendlichkeit schickte sich an, ihre Graser neu auszurichten. Das würde trotz ihrer zufallsgenerierten Ausweichmanöver nur wenige Sekunden dauern. Ein Blick auf die Anzeige für Rumpfintegrität zeigte ihr, dass die Abriebschicht auf wenige Millimeter zusammengeschmolzen war. Die Materieschleudern waren leer. Realistisch betrachtet konnten sie höchstens noch ein bis zwei Graser-Treffer überstehen.
    »Sind wir noch da?«, fragte Khouri erstaunt. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, die Frage noch stellen zu können.
    Noch ein Treffer, und der Rumpf hätte mindestens zehn Lecks, wenn er nicht sofort verdampfte. Es war deutlich heißer geworden. Das Shuttle hatte die Wärme der ersten Schüsse gut abgeleitet; aber der letzte war schon auf weniger Widerstand getroffen. Ein Teil der tödlichen Energien war ins Innere gesickert.
    »In den Spinnenraum«, rief Volyova und drosselte den Schub für einen Moment, damit man sich an Bord wieder bewegen konnte. »Der ist so gut isoliert, dass ihr noch ein paar Einschläge überleben könnt.«
    »Nein!«, schrie Khouri. »Das geht nicht! Hier haben wir wenigstens noch eine Chance!«
    »Sie hat Recht«, sagte Pascale.
    »Chancen habt ihr auch im Spinnenraum«, widersprach Volyova. »Noch bessere sogar. Schon deshalb, weil er ein kleineres Ziel bietet. Ich schätze, das Schiff wird die Waffen vor allem gegen das Shuttle richten, vielleicht hält es den Spinnenraum auch für ein Wrackteil.«
    »Und was ist mit

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