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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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realen Welt unwiderruflich sterben, und die Kopie ist alles, was von mir bleibt. Ich habe Zeit genug, mich scannen zu lassen, bevor das Gift messbare Ausfälle in meinen Neuralstrukturen verursacht.«
    »Warum haben Sie es sich nicht einfach spritzen lassen?«
    Taraschi lächelte. »Das wäre zu steril gewesen. Immerhin will ich Selbstmord begehen – und das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Indem ich Sie engagierte, konnte ich die Entscheidungsphase verlängern und den Zufall mit ins Spiel bringen. Wenn ich meine Meinung ändern und das Leben wählen wollte, brauchte ich mich nur zur Wehr zu setzen, wobei trotzdem noch die Möglichkeit bestand, dass Sie siegten.«
    »Russisches Roulette wäre billiger gewesen.«
    »Zu schnell, zu unkontrollierbar und bei weitem nicht so stilvoll.« Er trat auf sie zu, griff – bevor sie zurückweichen konnte – nach ihrer Hand und schüttelte sie. Wie nach einem erfolgreichen Geschäftsabschluss. »Ich danke Ihnen, Ana.«
    »Sie danken mir?«
    Ohne zu antworten, ging er an ihr vorbei. Es war plötzlich laut geworden. Schritte kamen die Treppe herauf. Die Barrikade gab nach, der Schädelberg stürzte ein, eine Kobaltvase zerbrach. Khouri hörte das leise Surren von Kameradrohnen, doch dann tauchten andere Personen auf, als sie erwartet hatte. Sie waren anständig, aber nicht auffallend gekleidet und gehörten ganz offensichtlich zur alten Aristokratie. Drei älteren Männern in Ponchos, mit breitkrempigen Hüten und Schildpattbrillen zur Steuerung der Kameradrohnen, die über ihnen schwebten wie ergebene Dienstboten, folgten zwei Bronze-Palankine, davon einer so klein wie für ein Kind. Ein Mann in lilafarbenem Torerojäckchen hielt eine kleine Kamera in der Hand. Zwei weibliche Teenager trugen Schirme, die mit Kranichen und chinesischen Piktogrammen bemalt waren. Zwischen den Mädchen stand eine ältere Frau, deren völlig farbloses Gesicht an eine lebensgroße Origami-Figur erinnerte: vielfach gefaltet, weiß und leicht verletzlich. Sie fiel weinend vor Taraschi auf die Knie. Khouri hatte sie noch nie gesehen, aber sie wusste sofort, dass das Taraschis Ehefrau sein musste. Der kleine giftgefüllte Schwertfisch hatte ihr den Gatten geraubt.
    Endlich richtete sie ihre klaren, rauchgrauen Augen auf Khouri und sagte ohne den leisesten Groll in der Stimme: »Hoffentlich hat man Sie gut bezahlt.«
    »Ich habe nur meine Arbeit getan«, sagte Khouri, aber die Worte blieben ihr fast in der Kehle stecken. Die Leute führten Taraschi die Treppe hinunter und entfernten sich mit ihm. Sie sah ihnen nach. Die Frau drehte sich noch einmal um und sah sie ein letztes Mal vorwurfsvoll an. Khouri hörte die Schritte auf dem Zementboden. Minuten vergingen, dann war sie allein.
    Bis sich hinter ihr etwas bewegte. Khouri fuhr herum und brachte automatisch das Giftgewehr in Anschlag. In der Kammer steckte ein neuer Pfeil.
    Zwischen zwei Schreinen erschien ein Palankin.
    »Kiste?« Sie senkte die Waffe – viel konnte sie damit ohnehin nicht ausrichten, nachdem das Gift so genau auf Taraschis Biochemie abgestimmt war.
    Aber das war nicht Kistes Sänfte. Dieser Palankin war einfarbig schwarz, ohne Verzierungen und ohne Aufschrift. Und jetzt öffnete er sich – das hatte sie noch nie erlebt – und entließ einen Mann, der furchtlos auf sie zuging. Er trug ein lilafarbenes Torerojäckchen, keinen Schutzanzug, wie man erwartet hätte, wenn jemand Angst vor der Seuche hatte. In einer Hand hielt er ein modisches Accessoire: eine winzige Kamera.
    »Kiste ist abgemeldet«, sagte der Mann. »Sie haben von jetzt an nichts mehr mit ihm zu tun, Khouri.«
    »Wer sind Sie – einer von Taraschis Verwandten?«
    »Nein – ich kam nur mit, um zu sehen, ob sie wirklich so gut sind, wie alle Welt behauptet.« Der Mann hatte einen weichen Akzent, den sie nicht zuordnen konnte – er gehörte nicht ins System, aber auch nicht nach Sky’s Edge. »Und ich muss leider sagen, Sie werden Ihrem Ruf gerecht. Das heißt, dass wir – von jetzt an – beide für denselben Auftraggeber arbeiten.«
    Sie überlegte, ob sie ihm einen Pfeil ins Auge schießen sollte. Er würde ihn zwar nicht töten, könnte aber seinen Übermut ein wenig dämpfen. »Und wer sollte das sein?«
    »Die Mademoiselle«, sagte der Mann.
    »Nie von ihr gehört.«
    Er hob die kleine Kamera. Die Linse öffnete sich wie ein besonders raffiniertes Fabergé-Ei, Hunderte von wertvollen Jadesplittern änderten ihre Position. Khouri schaute

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