Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Alpha-Aufzeichnung Ihres Vaters«, sagte Pascale.
    »Ja?«
    »Ich möchte gerne wissen, was hinterher wirklich daraus geworden ist.«
    Der Mann mit der Trickwaffe lotste Khouri durch den leichten Innenregen zu einer wartenden Seilbahn, die ebenso unauffällig und ohne Kennzeichen war wie der Palankin, den er im Denkmal zurückgelassen hatte.
    »Steigen Sie ein.«
    »Einen Augenblick bitte…« Doch Khouri hatte kaum den Mund aufgemacht, als sie die Mündung der Waffe im Rücken spürte. Nicht schmerzhaft, nicht brutal – nur eine deutliche Erinnerung. Gerade diese Zurückhaltung verriet, dass der Mann ein Profi war und sehr viel bedenkenloser schießen würde als jemand, der aggressiver vorgegangen wäre. »Immer mit der Ruhe; ich gehe ja schon. Aber wer ist eigentlich diese Mademoiselle? Steht sie hinter einem Konkurrenten der Schatten!«
    »Nein. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Denken Sie nicht so provinziell.«
    Sie sah schon, er würde ihr nichts Brauchbares verraten. Obwohl sie sicher war, damit nicht weiterzukommen, fragte sie: »Und wer sind Sie?«
    »Carlos Manoukhian.«
    Das beunruhigte sie noch mehr als seine Art, mit der Waffe umzugehen. Es klang zu aufrichtig. Das war kein Deckname. Jetzt kannte sie also seinen Namen – und konnte sich denken, dass der Mann zumindest ein Verbrecher war, auch wenn diese Bezeichnung im rechtsfreien Raum von Chasm City nur Gelächter hervorgerufen hätte. Das wiederum bedeutete, dass er vorhatte, sie später zu töten.
    Die Tür der Seilbahngondel knallte zu. Manoukhian drückte auf dem Armaturenbrett den Knopf, der die Luft von Chasm City reinigte. Dampfstrahlen schossen unter der Gondel hervor, als sie sich mit dem nächsten erreichbaren Kabel in die Lüfte schwang.
    »Wer sind Sie, Manoukhian?«
    »Ich helfe der Mademoiselle.« Das lag ja wohl auf der Hand. »Wir haben eine ganz besondere Beziehung. Wir sind uralte Bekannte.«
    »Und was will sie von mir?«
    »Ich dachte, das sei inzwischen klar«, sagte Manoukhian. Er bedrohte Khouri weiter mit der Waffe, behielt aber dabei die Navigationskonsole der Gondel im Auge. »Sie hat einen Mordauftrag für sie.«
    »Von solchen Aufträgen lebe ich.«
    »Gewiss.« Er lächelte. »Diesmal geht es allerdings um jemanden, der nicht dafür bezahlt hat.«
 
    Es verstand sich von selbst, dass die Biografie nicht Sylvestes Idee gewesen war. Die Anregung war vielmehr von einem Mann gekommen, von dem Sylveste das am allerwenigsten erwartet hätte. Es war vor sechs Monaten gewesen, bei einer der äußerst seltenen persönlichen Begegnungen mit seinem Feind. Nils Girardieu hatte das Thema ganz beiläufig angeschnitten und sich überrascht gezeigt, dass noch niemand daran gedacht habe, ein solches Werk zu verfassen. Fünfzig Jahre auf Resurgam seien schließlich fast ein zweites Leben, und selbst wenn dieses Leben nicht gerade rühmlich ende, so rücke es doch die Jahre auf Yellowstone in eine neue Perspektive. »Das Problem war«, sagte Girardieu, »dass Ihre früheren Biografen zu wenig Distanz zum Geschehen hatten – sie waren zu sehr eingebunden in das gesellschaftliche Umfeld, das sie zu analysieren versuchten. Alle Welt war entweder von Cal oder Ihnen fasziniert, und die drangvolle Enge in der Kolonie machte es unmöglich, auf Abstand zu gehen und die größeren Zusammenhänge zu sehen.«
    »Wollen Sie behaupten, auf Resurgam wäre es weniger eng?«
    »Das natürlich nicht – aber wir haben zumindest den nötigen Abstand, räumlich wie zeitlich.« Girardieu war ein untersetzter, kräftiger Mann mit wirrem, rotem Haar. »Sagen Sie selbst, Dan – wenn Sie an Yellowstone zurückdenken, kommt es Ihnen da nicht manchmal vor, als habe das alles ein anderer erlebt, in einem längst vergangenen Jahrhundert?«
    Sylveste blieb das spöttische Lachen im Halse stecken, denn er war – ausnahmsweise – ganz einer Meinung mit Girardieu. Die Erkenntnis erschütterte ihn tief, sie verletzte sozusagen ein Naturgesetz.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie ein solches Projekt unterstützen sollten«, sagte Sylveste und wies mit dem Kinn zu dem Wärter hin, der das Gespräch überwachte. »Es sei denn, Sie hoffen, irgendwie davon profitieren zu können?«
    Girardieu hatte genickt. »Zum Teil – vielleicht ist das sogar mein stärkstes Motiv, wenn Sie es genau wissen wollen. Es dürfte Ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, dass sie für die Bevölkerung nach wie vor eine faszinierende Persönlichkeit sind.«
    »Auch wenn die

Weitere Kostenlose Bücher