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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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bemüht, sich gegenseitig mit ihren Lanzen die Bäuche aufzuschlitzen.
    »Guten Morgen«, sagte Volyova und trat von der letzten Stufe ins Gras. Es war tatsächlich nass vom Tau.
    »Es ist sicher kein Kaffee mehr übrig?«
    Alle blickten auf, zwei drehten sich sogar nach ihr um. Sie beobachtete die Reaktionen. Drei murmelten einen leisen Gruß, nachdem sie mit diskretem Klirren ihr Besteck abgelegt hatten. Sudjic sagte gar nichts, dafür hob Sajaki die Stimme.
    »Schön, Sie zu sehen, Ilia.« Er griff nach einem Teller. »Eine Grapefruit?«
    »Danke. Warum nicht?«
    Sie trat näher und nahm Sajaki den Teller ab. Die glänzende Frucht war mit Zucker bestreut. Sie setzte sich bewusst zwischen Sudjic und Kjarval, die anderen zwei Frauen. Beide waren im Augenblick schwarzhäutig und hatten bis auf die feuerroten Dreadlocks, die förmlich aus dem Scheitel hervorbrachen, kahlgeschorene Köpfe. Auf ihre steifen Zöpfe legten die Ultras großen Wert: sie zeigten an, wie viele Kälteschlafperioden ein Raumfahrer absolviert und wie oft er demnach auf Kussnähe an die Lichtgeschwindigkeit herangekommen war. Die zwei Frauen hatten sich der Besatzung angeschlossen, nachdem ihr eigenes Schiff von Volyovas Leuten geentert worden war. Ultras verkauften ihre Loyalität ebenso bedenkenlos wie Wassereis, Monopole und Daten. Letztere dienten ihnen als Geldersatz. Sudjic und Kjarval waren eindeutige Chimären, obwohl ihre Transformationen verglichen mit Hegazi eher bescheiden waren. Sudjics Arme gingen unterhalb der Ellbogen in kunstvoll gravierte Bronzehandschuhe mit goldglitzernden Fenstern über, hinter denen ständig wechselnde Holografien zu sehen waren. Die künstlichen Hände endeten in überschlanken Fingern mit diamantenen Nägeln. Kjarvals Körper war zum größten Teil organisch, aber sie hatte rote, elliptische Katzenaugen mit einem Fadenkreuz in der Mitte, und ihre flache Nase wies an Stelle von Nasenlöchern nur schmale, gerippte Öffnungen auf, die so aussahen, als könnte sie damit auch unter Wasser atmen. Sie war unbekleidet, aber ihre Haut umschmiegte sie bis auf die Öffnungen für Augen, Nüstern, Mund und Ohren so glatt und nahtlos wie ein ebenholzschwarzer Neopren-Anzug. Ihre Brüste hatten keine Brustwarzen, die zierlichen Finger hatten keine Nägel, und die Zehen waren nur angedeutet. Sie sah aus wie das Werk eines Bildhauers, der es eilig gehabt hatte, mit dem nächsten Auftrag anzufangen. Als Volyova sich setzte, warf ihr Kjarval nur einen kurzen Blick zu. Ihre Gleichgültigkeit war etwas zu dick aufgetragen, um echt zu sein.
    »Schön, Sie bei uns zu haben«, sagte Sajaki. »Sie waren sehr fleißig, während wir geschlafen haben. Irgendwelche besonderen Vorfälle?«
    »Das eine oder andere.«
    »Sehr interessant.« Sajaki lächelte. »Das eine oder andere also. Ich nehme nicht an, dass Sie zwischen dem ›einen‹ und dem ›anderen‹ etwas bemerkt haben, was ein Licht auf Nagornys Tod werfen könnte?«
    »Ich habe mich schon gefragt, wo Nagorny geblieben ist. Jetzt haben Sie mir die Antwort gegeben.«
    »Aber meine Frage ist noch offen.«
    Volyova machte sich über ihre Grapefruit her. »Als ich ihn das letzte Mal sah, war er noch am Leben. Ich habe keine Ahnung… woran ist er denn gestorben?«
    »Der Kälteschlaftank hat ihn vorzeitig erwärmt. Daraufhin setzten diverse bakteriologische Prozesse ein. Ich brauche wohl nicht weiter ins Detail zu gehen?«
    »Nicht beim Frühstück, nein, danke.« Offenbar hatten sie ihn nicht genauer untersucht, sonst wären ihnen die Verletzungen, die er während seines Todeskampfes erlitten hatte, womöglich doch aufgefallen, obwohl sie sich bemüht hatte, sie zu kaschieren. »Verzeihung«, sagte sie mit einem schnellen Blick auf Sudjic. »Ich wollte keine Gefühle verletzen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Sajaki und riss ein Stück Brot in zwei Teile. Dann starrte er Sudjic mit seinen eng zusammenstehenden, ellipsenförmigen Augen so durchdringend an, als sei sie ein tollwütiger Hund. Die Tätowierungen, die er sich zugelegt hatte, als er sich bei den Raumpiraten von Bloater einschleusen ließ, waren inzwischen verschwunden, aber feine, weißliche Linien waren trotz der langwierigen Behandlungen während des Kälteschlafs geblieben. Vielleicht, dachte Volyova, hatte Sajaki seine Nanomaschinen sogar angewiesen, nicht alle Spuren seiner Heldentaten bei den Bloaterianern zu beseitigen; vielleicht betrachtete er die Narben als Trophäen des wirtschaftlichen Sieges, den er dort

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