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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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errungen hatte. »Ich bin sicher, dass niemand von uns Ilia in irgendeiner Weise für Nagornys Tod verantwortlich macht – nicht wahr, Sudjic?«
    »Warum sollte ich ihr die Schuld an einem Unfall geben?«, fragte Sudjic.
    »Genau. Und damit ist die Sache erledigt.«
    »Nicht ganz«, widersprach Volyova. »Vielleicht sollte ich das Thema nicht gerade jetzt anschneiden, aber…« Sie verstummte. »Ich wollte nur sagen, dass ich gern die Implantate aus seinem Kopf entfernen möchte. Aber selbst wenn man mir das gestattete, sie wären wahrscheinlich beschädigt.«
    »Können Sie keine neuen anfertigen?«, fragte Sajaki.
    »Schon, aber das kostet Zeit.« Sie seufzte resigniert. »Ich brauche auch einen neuen Waffenoffizier.«
    »Wenn wir um Yellowstone Zwischenstation machen«, sagte Hegazi, »können Sie sich doch jemanden suchen?«
    Auf der anderen Seite der Lichtung gingen die Ritter immer noch aufeinander los, aber niemand beachtete sie mehr, obwohl dem einen offenbar ein Pfeil durch das Visier gedrungen war, der ihn sehr behinderte.
    »Es wird sich schon ein passender Kandidat finden«, sagte Volyova.
 
    Die kalte Luft im Haus der Mademoiselle roch so sauber, wie Khouri es seit ihrer Ankunft auf Yellowstone nicht mehr erlebt hatte. Was nicht allzu viel bedeutete. Sauber, aber nicht gut. Eher wie in dem Sanitätszelt auf Sky’s Edge mit seiner Mischung aus Jod, Kohl und Chlor, wo sie Fazil zum letzten Mal gesehen hatte.
    Sie waren mit Manoukhians Gondel quer durch die Stadt und unter der Oberfläche durch ein teilweise überflutetes Aquädukt bis in eine unterirdische Höhle gefahren. Dort waren sie in einen Fahrstuhl umgestiegen, der so schnell nach oben raste, dass ihnen fast das Trommelfell platzte. Schließlich waren sie in diesem dunklen Gang gelandet, wo jeder Schritt ein Echo erzeugte. Vermutlich war es nur die Akustik, aber Khouri hatte das Gefühl, durch ein riesiges, unbeleuchtetes Mausoleum zu schreiten. Hoch oben in der Wand gab es Fenster mit filigranen Gittern, durch die jedoch nur mitternächtlich fahles Licht hereinfiel. Nachdem es draußen noch Tag war, verursachte das ein leises Unbehagen.
    »Die Mademoiselle liebt das Tageslicht nicht«, sagte Manoukhian und ging weiter.
    »Was Sie nicht sagen!« Khouris Augen gewöhnten sich allmählich an die Düsternis, sie konnte mehrere große Gegenstände unterscheiden. »Sie sind nicht von hier, Manoukhian?«
    »Damit sind wir wohl schon zu zweit.«
    »Sind Sie auch durch eine Verwechslung nach Yellowstone gekommen?«
    »Nicht ganz.« Sie merkte, dass Manoukhian sich überlegte, wie viel er ihr anvertrauen durfte. Das war seine Schwäche, dachte Khouri. Für einen Berufskiller oder was immer er sein mochte, war er viel zu gesprächig. Auf der Fahrt hierher hatte er ununterbrochen mit seinen Heldentaten in Chasm City geprahlt – einem anderen als diesem eiskalten Typen mit dem ausländischen Akzent und der Trickwaffe hätte sie kein Wort geglaubt. Bei Manoukhian stand jedoch zu befürchten, dass vieles davon auch wahr sein konnte. »Nein«, sagte er. Seine Freude am Erzählen war ganz offensichtlich stärker als die mürrische Verschlossenheit, die ein Zeichen seines Berufes war. »Nein, es war keine Verwechslung. Aber es war ein Fehler – oder zumindest ein Unfall.«
    Von den sperrigen Gegenständen gab es eine ganze Menge. Ihre Form war schwer zu erkennen, aber sie steckten alle auf schmalen Stangen, die auf schwarzen Postamenten ruhten. Einige erinnerten an Teile einer Eierschale, andere an zarte Hirnkorallen. Alle hatten einen metallischen Glanz, dem das fahle Licht im Gang jede Farbe entzog.
    »Sie hatten einen Unfall?«
    »Nein… nicht ich. Sie. Die Mademoiselle. So haben wir uns kennen gelernt. Sie war… eigentlich dürfte ich Ihnen das alles nicht erzählen, Khouri. Wenn sie davon erfährt, bin ich ein toter Mann. Im Mulch kann man eine Leiche jederzeit verschwinden lassen. He, wissen Sie, was ich neulich dort gefunden habe? Sie werden es mir nicht glauben, es war ein ganzes verdammtes…«
    Und schon war er in der nächsten Geschichte. Khouri strich mit der Hand über eine der Skulpturen. Sie fühlte sich kühl und metallisch an. Die Kanten waren sehr scharf. Sie kam sich vor, als wären sie und Manoukhian zwei Kunstliebhaber, die mitten in der Nacht heimlich in ein Museum eingebrochen waren. Die Skulpturen standen reglos da, als warteten sie auf etwas – aber ihre Geduld schien nicht unerschöpflich.
    Verwirrt erkannte Khouri, dass sie um die

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