Unersaettlich - Scharfe Stories
was er für ihre Seele tun konnte.
TABITHA FLYTE
Nur Dummheiten im Kopf
An dem Abend, als es passierte, war ich sechzehn. Karen war gerade siebzehn geworden – es war die Woche nach ihrem Geburtstag. Ihre Eltern waren an dem Abend ausgegangen, und wir hüteten das Haus. Wir hatten zwar strengste Anweisungen, niemanden hereinzulassen, aber kaum waren ihre Eltern weg, hing Karen sich natürlich ans Telefon und sagte Robbie Bescheid.
»Komm vorbei und bring für Susie einen Freund mit.«
»Lass den Quatsch, Karen«, rief ich aus der Küche. Karens Mum hatte uns haufenweise Sachen zu essen dagelassen. Ständig machte sie sich Sorgen, dass wir irgendeinen Unsinn anstellen könnten.
Ich hielt nicht viel von Robbie. Karen ging erst seit ein paar Wochen mit ihm, und ich hoffte, sie würde bald mit ihm Schluss machen. Er war ein arrogantes Schwein. Die arme Karen, sie war so fügsam und liebenswert – sie verdiente etwas Besseres als einen derart blöden Kerl. Wenn ihre Mum herausbekäme, dass sie mit ihm zusammen war, wäre sie vor Wut außer sich!
Trotz meines Protests war ich ein bisschen enttäuscht, als Robbie alleine kam. Allem Anschein nach würde es ein langweiliger Abend werden – wahrscheinlich würden
sie mich im Wohnzimmer allein lassen, während sie sich ins große Doppelbett von Karens Eltern zurückzogen. Karen hatte mir erzählt, sie hätte erst zweimal mit Robbie geschlafen, aber er wäre viel besser als andere Jungs. Als ich sie fragte, in welcher Hinsicht, wurde sie rot und fing an zu stottern. »Ich glaube, er macht sich wirklich was aus mir«, antwortete sie. »Du weißt schon, ob es mir auch Spaß macht und so.«
An der Tür reichte Robbie mir ein paar Dosen Bier und eine Flasche Wodka. Er gab Karen einen Kuss und klatschte ihr auf den Arsch, als er hereinkam. Idiot.
Wir gingen ins Wohnzimmer, sahen fern und tranken viel. Ich beobachtete Robbie, der sich ein Bier nach dem anderen reinschüttete. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und rieb dann mit derselben Hand über Karens Bein, aber ohne wirkliches Interesse; es sah eher besitzergreifend aus. Er war wirklich ein Scheißkerl. Beim Trinken hüpfte sein Adamsapfel auf und ab. Karen war ganz hingerissen und kicherte die ganze Zeit. Mann, Karen, dachte ich vorwurfsvoll, sie war nämlich normalerweise nicht so kokett. Vermutlich wartete sie sehnsüchtig darauf, dass er vorschlug, sie sollten nach oben gehen, und dann hätte ich eigentlich auch nach Hause gehen können, aber Karen würde sicher wollen, dass ich dablieb – schließlich brauchte sie ein Alibi. Ich hasste es, das fünfte Rad am Wagen zu sein. Aber statt endlich den ersehnten Vorschlag zu machen, lächelte Robbie mich selbstbewusst an.
»Wolltet ihr zwei nicht immer Schauspielerinnen werden?«, fragte er gedehnt.
»Ja«, erwiderte ich vorsichtig. »Das wollen wir immer noch; zumindest ich will es.«
Karen nickte eifrig. Robbie blickte mich aufmerksam an, und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich misstrauisch: Er plant etwas.
»Warum spielt ihr nicht einfach die Szenen im Fernsehen nach? Das soll ein gutes Training sein, habe ich gehört.«
Karen hatte mir erzählt, dass Robbies Onkel in ein paar Filmen mitgewirkt hatte. Als ob das was Besonderes wäre.
»Okay«, stimmte ich zu.
Zuerst lief eine Werbung für Staubsauger. Ich brachte die beiden mit meiner Imitation einer gelangweilten Hausfrau, die von der Macht ihrer Maschine zum Leben erweckt wurde, zum Lachen, indem ich wie eine Irre durchs Zimmer sprang.
Okay, ich habe eine kleine exhibitionistische Ader. Vielleicht kommen Robbie und ich auch deshalb nicht so gut miteinander aus – wir waren es beide nicht gewöhnt, den Platz im Rampenlicht mit jemandem zu teilen.
Dann kam eine Werbung für Shampoo.
»Ich bin dran.« Robbie sprang auf. Er tat so, als wäre er ein Mädchen, das sich mit seiner Mutter um eine Flasche Shampoo stritt. Karen kugelte sich vor Lachen.
»Mehr zu trinken«, verlangte Robbie. Ich dachte, das gehörte noch zu der Werbesendung dazu, und meine Verwirrung brachte uns noch mehr zum Lachen.
Als Nächstes kam eine Kochsendung, und jetzt war Karen an der Reihe. Sie ist für solche Spiele zu befangen.
Sie unternahm einen halbherzigen Versuch, so zu tun, als bereitete sie Rührei, dann übernahm Robbie, wackelte übertrieben mit dem Hintern und sagte mit hoher Stimme: »Mach es so, genau so.«
Kichernd sank ich aufs Sofa. Mir tat der Bauch weh vor Lachen.
»Du bist
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