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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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ja einige Zeit als Lehrbeauftragter an der Hochschule für öffentliche Verwaltung (HÖV) in Bramme tätig gewesen.
    Wie auch immer, ich spielte drei Partien mit Wolfram Schwermer und gewann zwei von ihnen. Was mich natürlich ganz besonders in Hochstimmung versetzte.
    Erst jetzt fiel mir auf, daß an der Wand ein Foto hing, das Schwermer mit dem ENTER-EINS-Großinquisitor zeigte. Im Hintergrund der berühmte «elektrische Stuhl».
    «Ich bin einer der ganz wenigen, die ihm bis jetzt standgehalten haben», sagte Wolfram Schwermer.
    «Alle Achtung.» Das war in der Tat eine Leistung.
    Die anschließende Unterhaltung verlief dann wirklich nett.
    «Sie haben ein schönes Büro hier in der Berliner Straße... Früher wohl mal Leninallee.»
    «Ja. Aber soll ich Ihnen mal was sagen...» Schwermer steckte sich ein Zigarillo an. «Am liebsten wäre ich Kriminalbeamter geworden. Columbo, Schimanski, Derrick. Dieses Image.»
    Das war auch etwas, was ich gerne hörte. Heike, die schon seit Jahren ihr erstes Semester Psychologie studierte, spottete ständig über meine sogenannte narzißtische Unersättlichkeit.
    «Danke für die Blumen...» Eine Bemerkung, die nicht sonderlich geistreich war, aber irgendwie hatte mich Schweriner schwer beeindruckt. Es war die Aura von Geld und Einfluß, es war der Typ des Machers.
    Er schwärmte weiter von Lieutenants, Inspektoren, Kommissaren, Detektiven. «... mit James Bond als Krönung. Immer Sieger. Und bei den Frauen erst...»
    «Da dürften Sie doch keine Sorgen haben...» Ich zeigte auf die Tür, hinter der Morina saß.
    «Nun ja... Sie heißt nicht deswegen Morina, weil sie mal an der Mohriner Allee gestanden hat...» Schweriner grinste und vergewisserte sich, daß ich die Verbindungsstraße im Süden Berlins zwischen Mariendorf und Britz auch wirklich kannte. «Womit wir schon beim Thema wären.»
    Ich war einigermaßen verwundert. «Prostitution, wieso...?»
    «Weil Sie doch sicherlich wegen der Tschupsch hier sind...?»
    «Waren Sie also in der Tat einer der Kunden vom Haus gegenüber, Spessartstraße...?» Warum sollte ich nicht ganz direkt werden.
    «Woher wissen Sie’n das?»
    «Weil ich Sie selbst gesehen habe. Wie Sie aus dem Auto gestiegen und ins Haus gegangen sind. Von der Wohnung der Tschupsch aus, als wir die durchsucht haben.»
    Schwermer streifte mit großer Geste seine Asche ab. «Und da haben Sie mich gleich erkannt?»
    «Ich kannte Sie von der Veranstaltung mit Zinna her, Friedrichsheide.»
    «Ach so, ja...» Schwerfher lehnte sich zurück. «Ich weiß, daß die gute Tschupsch die Autonummern aufgeschrieben hat... Aus der Zeitung aber erst.»
    «Das mußten Sie betonen, klar...»
    «Warum so aggressiv, Herr Mannhardt. Stand denn mein Name auch auf dem Block der Tschupsch?»
    «Ja.»
    «Klar. Aber das muß sehr enttäuschend für sie gewesen sein, denn eine Ehefrau habe ich nicht und auch keinen Chef, der mich wegen unmoralischen Lebenswandels feuern könnte. Und ich war in diesem Gebäude nicht einmal zum... wie sagt man in einschlägigen Kreisen dazu... zum Entsaften, sondern nur, um die Umwandlung der Miet- in Eigentumswohnungen über die Bühne zu bringen. Dieses Haus gehört nämlich der Havelland-Invest, und wir versuchen schon seit langem, das Bordell da rauszukriegen, weil es uns beim Verkaufen die Preise verdirbt.»
    «Oh...» Klügeres fiel mir nicht ein.
    «Das wäre also mein Geständnis. Und was den Tod von Frau Tschupsch betrifft, da kann ich Ihnen auch nicht weiterhelfen. Was mein Alibi für die Tatzeit angeht, da kann ich Ihnen mit Morina dienen...»
    «Entschuldigen Sie, aber wir müssen in dieser Sache halt jedem Hinweis nachgehen...»
    «Ist ja auch ganz logisch anzunehmen, daß es einer der Freier war, der fürchtet, verprügelt, kastriert, geschieden oder enterbt zu werden. Ich an Ihrer Stelle hätte da auch nicht anders gehandelt.»
    Ich stand auf und legte ihm mein Kärtchen mit dem roten Adler hin. «Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, dann...»
    Das Telefon klingelte. Schwermer nahm ab und fragte Morina, was denn sei. «.. .ja, okay, ich sag’s ihm... Kurz vor Friedrichsheide, ja... O Gott, nein, bitte nicht...!» Er warf den Hörer auf die Gabel, stöhnte auf und schloß die Augen. «Scheiße!»
    «Was ist denn, noch ’n Mord...?»
    «Sieht ganz so aus. Sie sollen sofort hoch nach Friedrichsheide. Das Haus am Bahndamm, gleich hinter der Schranke.»
    Ich stand auf. «Gibt’s irgend ’ne Adresse...?»
    «Das ist es ja, warum ich so...

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