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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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nicht nach Ihrer Flucht aus dem NKWD-Lager gleich hin sind zu Luise...? Wenn das doch die große Liebe war...»
    Er starrte auf den preußischblauen Teppichboden und konnte nicht gleich eine Antwort finden. «Ja... Das quält mich nun auch schon fast fünfzig Jahre lang... Ich wollte kein Risiko eingehen... so schnell wie möglich raus aus der sowjetischen Zone, um nicht gefaßt zu werden. Ich wollte sie nicht in Gefahr bringen, daß sie nicht auch noch ins Lager kam.»
    «Haben Sie sich denn von Amerika aus bei ihr gemeldet?»
    Wieder zögerte er. Klar, er mußte ja wie ein Schachspieler schnell bedenken, welche Folgen es haben konnte, wenn er einen ganz bestimmten Zug tat oder aber unterließ. Schließlich kam ein entschiedenes Nein.
    « Ah, ja...» Ich frohlockte innerlich. Der erste Punkt für mich. War er mir also auf den Leim gegangen. Die richtige Antwort hätte nämlich lauten müssen: Ja, natürlich. Denn der wirkliche Waldemar v. Woerzke, wäre er dem Speziallager entronnen und wirklich in die USA gelangt, hätte seiner Geliebten ganz sicher ein Lebenszeichen zukommen lassen, William Black, der falsche Waldemar, hatte aber ganz anders gedacht: Woerzke ist tot gewesen, also kann er sich gar nicht bei ihr gemeldet haben.
    Ich wußte, ich war auf der richtigen Spur. Und wenn es mir gelang, den ‹Falschen Waldemar› des Jahres 1994 mit gerichtsverwertbaren Beweisen zu entlarven, dann konnten auch meine ärgsten Feinde nicht mehr verhindern, daß ich zum Führungskräftelehrgang nach Hiltrup kam und endlich zum Kriminalrat befördert wurde. Ich wußte, daß ich es nur im Alleingang schaffen konnte. Meine Vorgesetzten waren für solche Geschichten viel zu konventionell und neigten stets dazu, mich als ‹armen Irren› abzustempeln.
    William Black erhob sich. «Haben Sie sonst noch Fragen, vielleicht nach meinem Alibi...?»
    «Wenn Sie so fragen...» Ich nannte ihm die entsprechenden Daten.
    «Da war ich an Bord der Lufthansa-Maschine von Frankfurt. Ab 20 Uhr 30, Ankunft in Tegel 21 Uhr 35. Mit genügend Zeugen.»
    «Danke sehr.» Das hatten sie natürlich absolut wasserdicht gemacht.
    William Black wandte sich zum Lift. «Sie halten mich auf dem laufenden...»
    «Aber natürlich, Herr v. Woerzke...»
    Da schaute er mich ganz komisch an, und irgendwie sah ich einen Mafia-Killer schon in Tegel landen. Denjenigen, den sie für mich ausgewählt hatten.

20. Szene
Mordkommission
    Ich nahm den Hörer ab, nachdem es dreimal geklingelt hatte. Nichts. Nur ein mysteriöses Knacken. Ich litt zwar noch nicht direkt unter Verfolgungswahn, es schien aber so, daß mich William Black und seine Hintermänner langsam auf kleiner Flamme gar kochen wollten. Jedesmal dasselbe Signal: Hör auf, da nachzubohren – sonst bohren wir mal: dir ein Messer ins Herz.
    Yaiza Teetzmann hatte eine andere Erklärung für dieses dauernde Klingeln. «Diese Scheißtelefonanlage. Wenn unten ’n Fax eingeht, bimmelt’s hier oben.»
    «Quatsch...» Es war unmöglich, sie in alles einzuweihen, was den falschen Waldemar betraf, sie hätte doch nur gelacht. Auch Volker Vogeley, obwohl ja Künstler, war mir da viel zu realistisch. Als ehemalige MUK-Leute waren sie meiner Meinung nach immun gegen jede spielerische Phantasie bei der Lösung außergewöhnlicher Fälle.
    Wir setzten uns zu einer kleinen Lagebesprechung zusammen. Im Mittelpunkt stand der ‹Mann mit dem BMW), von dem mir die Sozialarbeiterin Sibylle Schierholz im St. Gertrauden-Krankenhaus berichtet hatte.
    «Wenn das Leben ein Film wäre», sagte Volker Vogeley, «dann müßte das der eingeflogene Killer der Mafia sein.»
    Yaiza Teetzmann lachte. «Schlagt euch doch det aus’m Kopp, det die Tschupsch wat mit da Mafia zu tun hatte.»
    Fast hätte ich auf deren Schlüsselrolle im «Coup Friedrichsheide» hingewiesen, konnte mich aber gerade noch bremsen und erzählte nur etwas von den russischen Verwicklungen ihres Bruders. «Dieser Ludger Tschupsch hängt meines Erachtens in einer dieser Gangs mit drin – ‹Ikonen-›, ‹Balalaika-› oder Sonstwie-Mafia. Und vielleicht ist seine Schwester ihnen irgendwie auf die Schliche gekommen und hat sie anzeigen wollen. Ihre Art kennen wir ja, wie sie eintritt für Recht und Ordnung. Siehe die Sache mit den Freiern vom Bordell gegenüber.»
    Yaiza Teetzmann sah mich an. «Weiß denn unsere SoKo ‹Taiga› was von?»
    «Nein, noch nicht. Ich hab vorhin aber angerufen.»
    «Und die Kollegen in Berlin, sind die denn irgendwie weitergekommen?»

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