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Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
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Briefe nicht reagiert!« brach es aus Nicole heraus.
    Fast mitleidig schüttelte Alice den Kopf. »Du kannst es nicht wissen«, sagte sie leise, »Mirjam ist zwei Tage nach ihrem Geburtstag nach Neuseeland abgereist.«
    Neuseeland? Was wollte Mirjam in Neuseeland?
    »Warum?« fragte Nicole mühsam beherrscht. Kein Wunder, erhielt sie keine Antworten, Neuseeland lag nun wirklich nicht gleich um die Ecke.
    Alice schien sich die Worte sorgfältig zurechtzulegen. »Ich weiß nicht, was zwischen euch genau vorgefallen ist«, erklärte sie behutsam, »doch Mirjam meinte, sie hätte sich in dir getäuscht. Sie war völlig aufgelöst, als sie hier ankam. Ich konnte nichts aus ihr herausbringen, was mir über die plötzliche Wende in eurer Beziehung Aufschluss gegeben hätte. Mirjam weinte stundenlang. So habe ich sie noch nie erlebt!«
    Alice schwieg und ließ ihre Worte wirken. Nicole fühlte, wie sich eine eisig kalte Hand um die Stelle legte, wo sich früher einmal ihr Herz befunden hatte. Mirjam hatte geweint? Sie hatte auch geweint, stundenlang, tagelang, bis sie keine Tränen mehr hatte.
    »Mirjam hielt es nicht mehr aus. Sie sagte, sie müsse von hier verschwinden. Sie rief am gleichen Abend auf dem Flughafen an und erkundigte sich nach der nächsten Maschine nach Neuseeland«, drang Alices Stimme an Nicoles Ohr.
    »Wie lange«, fragte Nicole um Fassung ringend, »wie lange wird sie bleiben?«
    Alice zuckte bedauernd die Schultern. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Ich weiß es wirklich nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass Mirjam vorhatte, in Wellington in einer Zahnklinik für drei Monate zu arbeiten. Sie hatte mit Ralf noch kurz vor Abflug darüber gesprochen.«
    Drei Monate, überlegte Nicole. Drei Monate würde sie nicht mehr überleben.
    Gut, beschwichtigte sie sich, einen Monat hatte sie ja schon überstanden. Blieben noch zwei! Das war zu lange, viel zu lange! Sie musste Mirjam sehen, wenigstens mit ihr sprechen! Sie musste sich endlich bei ihr entschuldigen!
    »Alice, kannst du mir bitte ihre Adresse in Wellington geben?« bat Nicole. »Ich muss mit ihr sprechen!« Jetzt bettelte Nicole fast.
    Das lag ihr nicht besonders, doch der Zweck heiligt die Mittel, dachte sie, und hier ging es ums nackte Überleben!
    Auf Alices Stirn erkannte Nicole die senkrechte Denkerfalte. Atemlos wartete sie auf die Antwort der Psychologin. »Ich bin mir nicht sicher, ob Mirjam das möchte«, begann Alice nachdenklich. »Bevor ich mich entscheide, möchte ich gern von dir erfahren, was eigentlich an jenem Abend zwischen euch passiert ist«, forderte sie.
    Nicole nickte ergeben. Asche auf mein Haupt, dachte sie mit einem Anflug von Ironie, die Stunde der Wahrheit nahte. Sie holte tief Luft und begann mit ihrer Erzählung. Nicole versuchte bei den Tatsachen zu bleiben, doch sie merkte selbst, dass ihr die Eifersucht auf Michaela immer wieder eine Falle stellte, aus der sie sich anschließend mühsam befreien musste.
    Das anfänglich besorgte Gesicht ihrer Zuhörerin veränderte seinen Ausdruck mit jedem Satz, den Nicole erklärend vorbrachte. Nicole verstand nicht ganz, wieso sich erst ein fassungsloses, dann immer mehr ein mitleidiges Lächeln auf Alices Gesicht ausbreitete. Sie selbst konnte wirklich nichts Witziges an ihrer Geschichte erkennen. Sie war tragisch, abgrundtief tragisch!
    Vorsichtig nippte Nicole an ihrem Glas Mineralwasser. Sie hatte entschieden zuviel Alkohol zu sich genommen in letzter Zeit, dachte sie nicht ganz frei von Selbstanklage. Alice hatte ihr gegenüber wieder Platz genommen. Sie schien in ihre eigenen Gedanken versunken zu sein. Abwesend streifte ihr Blick die Besucherin immer wieder.
    »Du weißt, wer Michaela war?« fragte Alice endlich in neutralem Tonfall.
    Was sollte diese Frage, überlegte Nicole verwirrt. Natürlich wusste sie, wer Michaela war, schließlich hatte sie die sehr eindeutige Widmung auf Mirjams Portrait gesehen und oft genug die Veränderung bemerkt, die in ihrer Liebsten vor sich ging, wenn diese an die Superfrau dachte.
    Nicole nickte bestätigend. Alice schien damit nicht zufrieden zu sein. »Erkläre es mir«, forderte Mirjams Schwägerin sie auf.
    Erklären? Wie weit musste sie in ihrer Demut noch sinken? fragte sich Nicole innerlich aufbegehrend. Sie rief sich augenblicklich zur Vernunft. Alice war die einzige, die ihr Mirjams Adresse geben könnte. Also würde sie sich weiter erniedrigen und sich nebenbei mit dem Gefühl vertraut machen, wie es war, wenn man zu

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