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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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vorn geschleudert wurden und fast die Windschutzscheibe berührten. Dann fuhr er bis in den Kreuzungsbereich, sodass sie die Querstraße in beiden Richtungen absuchen konnten. Nichts. Nicht ein einziges fahrendes Auto.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Der Deckel des Handschuhfachs erzitterte im Takt der Schläge von Jos Faust. »Wir haben ihn verloren!«
    Mark nickte müde.
    »Was machen wir denn jetzt?«
    »Es hat keinen Sinn, weiter durch die Gegend zu fahren. Ich hatte den Eindruck, dass der Typ sich hier auskennt. Der ist längst über alle Berge oder versteckt sich und seinen Ford irgendwo.« Im Auto roch es nach Schweiß. Mark wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Fahren wir in die Straße zurück, in der er vorhin gewendet hat. Es muss einen Grund geben, warum er gerade hierher gefahren ist, denn ich glaube, er hat erst kurz vorher bemerkt, dass ihm jemand folgt. Das bedeutet, sein Zielpunkt befindet sich ganz hier in der Nähe.« Mark holte tief Luft, aber die Enge in seinem Brustraum löste sich nicht.
    »Dann los!« Jo lockerte seine verkrampften Finger. Mark wendete und fuhr langsam zurück. Er parkte gegenüber der Stelle, an der der Ford eben noch gehalten hatte.

    Der Motor erstarb mit einem Seufzen. Die beiden Männer schauten sich an. Inzwischen war es fast völlig dunkel geworden. Auf alt getrimmte Straßenlampen zeichneten mattgelbe Lichtkreise auf den Gehweg.
    »Schauen wir uns an, wer hier wohnt. Befragen wir ein paar Leute.« Mark suchte in seiner Brieftasche nach einem amtlich wirkenden Ausweis. Seine Finger stellten sich ungelenk an.
    Sie stiegen aus, sahen sich um. Betagte Einfamilienhäuser mit großzügigen Gärten. Auf der Spitze einer Tanne zwitscherte eine Meise. Hinter einem der Fenster im ersten Stock wackelte die Gardine. Es war das Haus, in dessen Tür vorhin der alte Mann mit der Krücke gestanden hatte.
    »Den Opa zuerst! Ich bin sicher, der sieht und hört alles, was hier vorgeht!« Mark war schon in Richtung des grün gestrichenen Gartentores unterwegs. Er klingelte, sah sich um. Wieder bewegte sich der Stoff. Die Minuten, bis die Haustür sich langsam öffnete, kamen ihnen wie Stunden vor.
    Der alte Mann lugte um die Tür. Seine buschigen Augenbrauen waren tief in die Stirn gezogen, die Mundwinkel hingen nach unten. In seinen dicken Brillengläsern spiegelte sich die Straßenlampe. »Was ist?«
    »Wir haben ein paar Fragen an Sie!« Marks Worte hallten laut durch die Stille. Die Meise flatterte davon.
    »Hab kein Interesse!« Auch der Alte sprach laut. Aber er blieb in der Tür stehen, als erwarte er, dass die beiden Fremden ihm Genaueres erklärten.
    »Der Ford Mondeo, der eben hier gehalten hat – kannten Sie den?« Mark beobachtete, wie der Alte seinen Stock fester packte und sich in Bewegung setzte. Mit einem Ächzen kam er die drei Stufen herunter und tappte dann auf das Gartentor zu.
    »Was wollen Sie denn von dem?«

    »Kennen Sie den Fahrer?«
    »Kann sein. Was wollen Sie von ihm?« Jetzt war er am Tor angekommen, eine Bugwelle von altem Männerschweiß, abgestandenem Essen und ungewaschener Kleidung vor sich herschiebend. Jo unterdrückte ein Hüsteln und wandte den Blick von der fleckigen Cordhose ab, während Mark dem Alten ein eingeschweißtes Dokument vor die dicke Brille hielt. »Wir untersuchen einen Unfall mit Fahrerflucht.«
    »Fahrerflucht? Der Martin? Nie im Leben!« Jo konnte Mark scharf einatmen hören. Der Alte fuchtelte mit seinem Stock in der Luft herum. »Er fährt immer ganz anständig, das können Sie mir glauben!«
    »Vielleicht haben Sie recht, aber das müssen wir erst abklären. Wo wohnt denn der Martin?« Mark sah sich um, so als suche er das entsprechende Haus.
    »Da drüben, das Eckhaus.« Die Spitze des Stocks zeigte in die angegebene Richtung. »Wo die Rollläden runtergelassen sind.« Der alte Mann kam nicht auf die Idee, dass eine einfache Halterüberprüfung die Adresse des Fahrers zutage fördern würde, schließlich hatte Mark sich ihm gegenüber doch als offizieller Ermittler ausgewiesen.
    Jo folgte Marks Blick und betrachtete das Gebäude auf der anderen Straßenseite. Im müden Schein der Straßenlampen wirkte der Rauputz fleckig. Er fragte sich, welchen Grund es geben mochte, die Jalousien zu schließen, wenn man nicht daheim war. Irgendwie war ihm klar, dass Martin allein lebte.
    »Dann gehen wir jetzt mal rüber. Danke schön für Ihre Auskunft.« Mark drehte sich um. Der Alte stand mit halboffenem Mund, auf seinen

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