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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Straße und bog nach links ab.
    Mark wartete, bis sich das Auto entfernt hatte, und fuhr dann los.
    »Sollten wir nicht die Bullen informieren?« Jo deutete auf die Freisprechanlage.
    »Versuchen können wir es. Wählen Sie, ich muss mich aufs Fahren konzentrieren. Die Nummer ist noch von vorhin gespeichert.«
    Der Mondeo bog rechts ab. Mark folgte ihm, immer in gebührendem Abstand. Eine Abfolge von Tönen verkündete, dass das Telefon wählte. En Beamter nuschelte seinen Namen in den Hörer. Vor ihnen beschleunigte der Ford. Mark ließ einen schwarzen BMW überholen und hängte sich an dessen Heck. Gemeinsam lauschten sie dem Polizisten, der ihnen in aller Gemütsruhe erklärte, dass Kommissar Stiller längst
Feierabend habe, er ihn zwar anpiepsen könne, dies aber nur im Notfall tun würde.
    »Das hier ist ein Notfall, verdammt!« Mark verschluckte den Zusatz »Idiot«. Beschimpfungen würden zu nichts führen. Jos Körper lehnte weit nach rechts, er wandte den Blick nicht von dem silbernen Auto, das vor dem BMW fuhr, so als könne er durch sein Starren die Fahrtroute des Fahrers erraten. An seinem Hals pochte eine Ader. Nachdem Mark sich den Namen des widerwilligen Polizisten hatte buchstabieren lassen und mit Regressforderungen gedroht hatte, sollte dieser sich weiterhin weigern, die Informationen ernst zu nehmen, maulte der, er werde sich das Kennzeichen des Ford Mondeo notieren und dann den Kommissar anpiepsen, und setzte zum Schluss noch hinzu, er könne jedoch nicht garantieren, dass dieser zurückrufen werde.
    »So ein Arsch!« Mark legte auf und blickte kurz zur Seite. Jo glich mit seinem vorgeschobenen Unterkiefer einem Nussknacker. Mit fast siebzig Stundenkilometern hetzten sie durch die Stadt, vorweg der silberne Mondeo, gefolgt von dem schwarzen BMW, im Anschluss der Audi.
    »Glauben Sie, er weiß, dass wir ihm folgen?«
    »Ich denke nicht. Jedenfalls im Moment noch nicht.« Der BMW bog ab. Mark ließ sich etwas zurückfallen und verbot seinem Fuß, sich noch fester auf das Gaspedal zu senken. »Wenn wir allerdings weiter hinter ihm herfahren, wird er es irgendwann merken.«
    »Was glauben Sie, wo der hinfährt?« Jos Kiefer mahlten unablässig.
    »Zu sich nach Hause, hoffe ich.« In Marks Kopf lärmten die Gedanken. Sein sonst so pragmatischer Verstand schien nicht in der Lage zu sein, das Wissen auf persönliche Bedrohungen anzuwenden.

    Der Ford wurde langsamer. Vorortvillen säumten jetzt ihren Weg. Die Abenddämmerung puderte einen rosafarbenen Hauch über Häuser und Gärten.
    Jetzt blinkte der Mondeo rechts. Mark verlangsamte seinen Audi auf Schritttempo, ließ ihn an den Straßenrand rollen und grub die Zähne in die Unterlippe, während das verfolgte Auto abbog und nicht mehr zu sehen war.
    »Mist!« Jo fluchte leise, so als könne der Mann im Ford sie trotz der Entfernung noch hören. »Hinterher?«
    »Was sonst!« Vorsichtig gab Mark wieder Gas und näherte sich der Kreuzung. Jo reckte den Kopf so weit es ging nach vorn; versuchte schon, bevor sie abbogen, um die Ecke zu spähen. Sein »Stopp, verflucht!« kam zu spät.
    Sie sahen, wie sich der Ford, hundert Meter hinter der Einmündung, die breite silberne Schnauze ihnen zugewandt, in Bewegung setzte.
    Reifen protestierten quietschend, als das Auto auf sie zugeschossen kam. Wie mit einem Magnesiumblitz beleuchtet, brannte sich das Gesicht des Fahrers auf Marks Netzhaut ein. Millimeterkurz geschorene Haare, markante Nase, bulliger Hals.
    Aber was am schlimmsten war: Der Typ hatte gegrinst, als er an ihnen vorbeigeschossen war.
    Mark ließ den Motor aufheulen, setzte rückwärts in eine Einfahrt, kurbelte hektisch am Lenkrad und zirkelte wieder auf die Straße zurück. Im Rückspiegel erhaschte er einen Blick auf eine sich öffnende Haustür, in der ein alter Mann, schwer auf einen Krückstock gestützt, stand. Sein halboffener Mund wirkte in der Dämmerung wie eine dunkle Höhle.
    Jo, der die ganze Zeit im Sitz hin und her gerutscht war,
zeigte schweigend nach vorn und klammerte die Finger dann um den Griff oberhalb der Beifahrertür. Der Audi schoss voran und presste die beiden Männer in die Sitzschalen. Der Opa hinter ihnen schüttelte den Kopf und schloss die Tür wieder.
    Das Auto schlingerte um die Kurve. Weit und breit kein silberner Ford. Mark trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Der Audi beschleunigte. En Stoppschild leuchtete grell im Licht der Scheinwerfer. Mark trat so heftig auf die Bremse, dass ihrer beider Köpfe nach

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