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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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weitersprach. »Lara, ich kann keine internen Informationen an Außenstehende weitergeben. Das weißt du so gut wie ich. Bestimmte Dinge dürfen nicht an die Öffentlichkeit gelangen, Details zur Tatbegehung oder dazu, welche Verletzungen den Opfern wie beigebracht wurden. Dieses Wissen könnte
dazu dienen, den Täter zu überführen. Ich komme in Teufels Küche, wenn jemand erfährt, dass ich einer Journalistin vertrauliche Informationen herausgegeben habe.«
    »Ich sage es niemandem. Alles bleibt strikt unter uns.« Lara fixierte Marks Augen. Sie hätte im Moment alles versprochen.
    »Es geht nicht. So etwas kann mich den Job kosten.« Er seufzte, zuckte die Schultern. Lara tat es ihm nach. Während der Kellner die zweite Flasche Rotwein brachte, schwiegen sie.
    »Ich sollte Anna anrufen.« Mark nestelte sein Handy hervor. »Es ist schon nach acht.«
    Während er mit seiner Frau sprach, betrachtete Lara das kantige Gesicht des Freundes und versuchte dabei, das trunkene Verlangen in ihrem Unterleib zu zügeln, während sie gleichzeitig darüber nachdachte, wie sie doch noch an die brisanten Informationen, die Mark anscheinend hatte, herankommen konnte.
    Sie verbarg ein Grinsen, als er zum Schluss nacheinander seine beiden Kinder ermahnte, nett zu ihrer Mutter zu sein und keine Dummheiten zu machen. Dann legte er auf und sah sie an. Seine Pupillen waren geweitet.
    »Du bist mit den Kollegen zum Abendessen, hm?« Lara goss Wein nach.
    »Was hätte ich ihr sagen sollen? Dass ich mit einer wunderschönen jungen Frau beim Rotwein sitze?«
    Das »wunderschön« ließ das Feuerrad in Laras Bauch erneut erwachen, und sie senkte den Blick auf das Tischtuch. Ihre Hand machte sich selbständig, kroch zu Mark hinüber und legte sich auf seinen Unterarm. Seine Haut fühlte sich fiebrig an.
    »Kannst du mir nicht wenigstens ein paar Anhaltspunkte zu den Fällen geben?« Jetzt setzte sie ihren Augenaufschlag
bewusst ein. Er seufzte erneut, lehnte sich zurück und schnaufte, zog aber den Arm, auf dem Laras Hand lag, nicht weg. »Es darf niemand erfahren.«
    »Das verspreche ich dir.« Lara legte die gesamte Inbrunst, die sie in sich fand, in ihre Stimme. Es dauerte etwa zehn Sekunden, dann beugte Mark sich nach vorn und begann leise zu sprechen.
    »Das, was du instinktiv vermutet hast, könnte stimmen. Die beiden Opfer ähneln sich in ihren Körpermerkmalen ziemlich. Auch der Tathergang scheint analog zu sein. Beide wurden, soviel wir wissen, an einem Freitagabend entführt. Beide Opfer fand man in unzugänglichen Waldstücken, nackt, nur unzureichend verborgen.« Er hielt kurz inne, sah sie an. »Das wusstest du ja schon alles selbst.« In Laras Bauch flatterten hektische Motten, während er fortfuhr.
    »Es gibt aber noch weitere Parallelen. Die Opfer wurden nach ihrem Tod regelrecht ausgeschlachtet. Der Täter hat sie seziert, und es fehlen Organe.«
    »Davon stand etwas in der Bild -Zeitung.« Laras Mund war trocken. »Nicht dass ich deren Berichten vertraue, aber warum sollten sie sich so etwas ausdenken?«
    »Leider ist es tatsächlich wahr. Da die erste Leiche von Spaziergängern gefunden wurde, konnte man nicht alle Informationen unter Verschluss halten. Die Bild hat diese Leute natürlich ausgequetscht und die Aussagen veröffentlicht.«
    »Alles für die Quote.«
    »Auch da hast du recht.« Mark goss Rotwein nach und stellte die leere Flasche für den Kellner gut sichtbar an den Rand des Tischs.
    »Bei der zweiten Toten habe ich nur die Informationen gefunden, dass sie gewürgt wurde und Schnittverletzungen hatte.«

    »Auch ihr hat der Täter Organe entfernt. Und zwei große Hautlappen aus der Bauchgegend.«
    »Was waren denn das für Organe?«
    »Bei beiden das Herz. Bei der ersten hat er auch die Gebärmutter mitgenommen. Und die Brustwarzen. Dazu den Magen. Und wie gesagt – diese Hautstücke vom Bauch der zweiten Frau.«
    Lara trank, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Durch ihren Kopf huschten Bilder aus anatomischen Lehrbüchern. Und ihre Brustwarzen schmerzten, als fühlten sie mit. Der Kellner eilte mit Rotweinnachschub herbei. Lara hatte gar nicht mitbekommen, dass sie eine dritte Flasche bestellt hatten.
    »Mark, lach mich nicht aus. Ich habe davon geträumt.« Sie schloss die Augen und versuchte, Erinnerungsbilder aus den dunklen Ecken ihres Bewusstseins hervorzuholen. »Da war eine Klinge, die über meine Haut fuhr. Ich habe gefühlt, wie« – sie schlang die Arme schützend um den Bauch –, »wie etwas

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