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Ungeplant (German Edition)

Ungeplant (German Edition)

Titel: Ungeplant (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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auch auf Max.
    „Uns geht es gut. Wir gewöhnen uns langsam aneinander.“ Die Aussage wird definitiv Fragen nach sich ziehen. In letzter Zeit rede ich öfter, ohne vorher nachzudenken. Jakob sieht mich nur an und sagt nichts. Diese Methode kenne ich, die vielsagende Stille. Er weiß genau, dass ich irgendwann versuchen werde, die Stille zu füllen.
    „Max ist biologisch betrachtet mein Neffe. Meine Schwester ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“
    Noch immer sagt er nichts, sondern nickt nur. Er ist so vollkommen anders als beim Babyschwimmen.
    „Ich werde ihn adoptieren, aber das kann wohl noch etwas dauern.“ Keine Ahnung, warum ich all diese Informationen preisgebe.
    „Was ist mit dem Kaffee? Mein Angebot steht immer noch“, sagt er nach einer Weile, ohne auf mein Gebrabbel einzugehen. Eliana schläft friedlich an seiner Brust, doch Max wird langsam unruhig auf meinem Arm.
    „Jetzt?“
    „Gerne. Wenn du Zeit hast. Ich muss heute Abend wieder zum Dienst, aber das hat noch ein paar Stunden Zeit.“
    Eine Ablenkung kann ich gut brauchen und da kommt mir sein Angebot gerade gelegen.
     
    Wir gehen gemeinsam in das nächstgelegene Café und suchen uns einen ruhigen Tisch.
    „Zu welchem Dienst musst du?“, frage ich, nachdem die Kellnerin unsere Bestellung aufgenommen und freundlicherweise unsere Milchflaschen zum Aufwärmen mitgenommen hat.
    „Ich bin Chirurg in der Kinderklinik.“
    Er sieht eher aus, wie jemand, der Motorräder repariert und in seiner Freizeit in einer Band Gitarre oder Schlagzeug spielt. Meine Verblüffung sieht man mir wohl an.
    „Ich kann professionell sein, wenn ich das möchte“, sagt er und lächelt.
    „Das habe ich ja gar nicht bestritten, aber irgendwie passt es nicht in mein Bild. Wie regelst du das denn mit Eliana? Ist sie oft bei dir?“
    „So oft es geht, was aber doch meist zu wenig ist. Mit meiner Ex gibt es keinen Stress. Sie ist zum Glück sehr flexibel und lässt mich Lia so häufig nehmen, wie ich es einrichten kann.“
    „Hört sich doch entspannt an. Wenn man von den Umständen einer Trennung absieht.“
    Nervös kratzt sich Jakob hinter dem Ohr.
    „Das war es nicht immer. Eliana war alles andere als geplant.“
    Er grinst mich unsicher an. Etwas an der Situation ist ihm unangenehm.
    „Du musst mir das nicht erzählen.“
    Endlich kommt die Kellnerin mit unserem Kaffee und den aufgewärmten Milchflaschen wieder. Max zappelt direkt los. Er entwickelt schon eine ordentliche Kraft für seine paar Wochen. Mit der Flasche im Mund entspannt er jedoch und nuckelt zufrieden vor sich hin.
    „Versteh das nicht falsch, Melina. Die Kleine ist das Beste, war mir jemals passiert ist, aber ich bin nicht stolz darauf, wie es passiert ist. Eliana ist am Tag unserer Scheidung gezeugt worden. Es gab einen nostalgischen und etwas unvorsichtigen Moment, der im Nachhinein einfach nur dumm war.“
    Mit zusammengekniffenen Lippen halte ich den Kommentar über Männer, die ihre Schwänze nicht in der Hose lassen können, zurück.
    „Keine Story, die man stolz seinen Enkel erzählt“, sage ich stattdessen.
    Jakob grinst mich von unten herauf an.
    „Definitiv nicht, nein.“
    Wir reden noch eine Weile über unsere Kinder und das gewöhnungsbedürftige Leben mit ihnen. Schließlich sieht Jakob auf die Uhr.
    „Ich muss los. Fast hätte ich die Zeit verpasst. Ich muss Eliana zurück zu ihrer Mutter bringen und dann ins Krankenhaus.“
    Hektisch packt er seine Sachen in die Wickeltasche und setzt Eliana wieder in die Bauchtrage. Jakob ist ein gigantischer Kerl und sieht in dieser Aufmachung ein wenig aus wie Vin Diesel in der Babynator. Nur mit Haaren.
    Natürlich bemerkt er mein Grinsen.
    „Ja ja, sehr witzig. Der Riese mit der Wickeltasche.“
    „Es gibt Frauen, die finden das sexy. So ähnlich wie Männer, die mit Welpen im Park spazieren gehen.“
    „Ich mag dich“, wechselt er aus dem Nichts das Thema. „Kann ich dich wiedersehen?“
    „Ich weiß nicht.“
    Leicht errötet sehe ich nach unten. So klare Ansagen machen mich verlegen.
    Jakob legt eine Hand auf meinen Unterarm und sucht meinen Blick.
    „Hör zu, Melina. Mir ist bewusst, dass du gerade einiges um die Ohren hast. Aber wenn du mal jemanden brauchst, der dir völlig vorurteilsfrei zuhört, dann ruf mich an. Wir sind beide auf ziemlich unkonventionelle Weise zu unseren Kindern gekommen, deswegen können wir uns vielleicht ein wenig gegenseitig den Rücken stärken.“
    „Ich weiß nicht, Jakob.“
    Es wird

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