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Ungeplant (German Edition)

Ungeplant (German Edition)

Titel: Ungeplant (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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Sven nicht gefallen, wenn ich mich mit Jakob treffe. Auch wenn es nur freundschaftlich ist.
    Jakob schreibt mir dennoch seine Handynummer auf eine Serviette, bevor er das Café verlässt. Um nicht zu zickig zu erscheinen, schicke ich ihm gleich eine Nachricht. Somit hat er automatisch auch meine Nummer.
     
    - Wie alt bist Du eigentlich, Doktor Jakob? Melina -
     
    Er kann gerade mal den Weg bis zum Auto geschafft haben, doch er antwortet mir sofort.
     
    - Ich bin mir nicht sicher, ob Du diese Wahrheit verkraften kannst. ;-) Jakob -
     
    - Sag schon. Ich bin ein großes Mädchen. Im Übrigen bin ich 26. -
     
    - Jetzt fühl ich mich gleich noch älter. Ich bin 35. Schlimm? -
     
    - Schlimm? Ist ja nicht deine Schuld. ;-) Bis morgen, beim Babyschwimmen. -
     
    Wieder Zuhause stecke ich Max in die Badewanne und kuschele mich anschließend mit ihm auf die Couch.
    Mit großen Augen sieht er zu mir auf und beobachtet jede Regung meiner Mimik. Ich spiele mit seinen Ohren, die mich von Anfang an fasziniert haben. Zwar sehen sie aus wie die Ohren eines Erwachsenen, nur kleiner, aber wenn man sie anfasst, sind sie noch total weich. Max fallen die Augen zu, wenn ich sie ein bisschen mit dem Daumen massiere. Wie kleine Aus-Knöpfe. Lustig.
    Mit einer Hand greife ich blind zum Telefon, das hinter mir auf dem Couchtisch liegt, um meine Eltern anzurufen. Ich beobachte das dösende Baby vor mir, während ich dem Freizeichen lausche.
    „Baur.“
    Die tiefe Stimme meines Vaters lässt mich zusammenzucken.
    „Hallo Papa“, sage ich so fröhlich es geht.
    „Wer ist da bitte?“
    „Hier ist Melina, Papa. Wie geht es euch?“
    Er hat nur noch eine Tochter und fragt mich, wer ich bin. Manchmal wundere ich mich, ob er schon dement ist oder einfach nur furchtbar unkonzentriert. Die letzte Alternative wäre auch, dass ich ihnen egal bin, was ich leider nicht vollständig ausschließen kann.
    „Gut, gut. Ich geb dir deine Mutter.“
    Danke der Nachfrage, Papa. Max und mir geht es auch gut.
    Ich höre ein Rascheln im Hintergrund und gleich darauf die Stimme meiner Mutter.
    „Hallo mein Kind“, begrüßt sie mich. An ihrer Tonlage höre ich schon wieder, dass heute kein guter Tag ist. Meine Eltern haben ihre Tochter verloren und ich erkenne ihren Schmerz in vollem Umfang an. Aber nicht einmal seit Kims Tod haben sich mich gefragt, wie es mir geht und wie es mit Max läuft. Es scheint, als wollten sie Max ohne Kim komplett ignorieren und sich nur noch in ihrer Trauer suhlen. Sicher ist Kim noch nicht lange tot, aber so langsam sollten sie bemerken, dass ich noch lebe und das ihre Lieblingstochter etwas Wertvolles zurückgelassen hat.
    „Wie geht’s dir, Mama?“, frage ich und bereue es auch gleich wieder.
    „Es muss, Melina. Es muss. Mein Zucker ist wieder schlimmer geworden. Der Doktor ist gar nicht zufrieden.“
    Das könnte daran liegen, dass du nicht auf deine Schokolade und Sahnetorte verzichten möchtest. Aber wer bin ich schon, dass ich dazu etwas sagen könnte?
    „Wie geht es Papa?“
    „Er ist gar nicht gut dran. Die Sache mit Kim hat ihn schwer mitgenommen.“
    Danke für den Hinweis, ich wäre gar nicht drauf gekommen, dass er um seine Tochter trauert. Ich habe ihr Erbe hier vor mir liegen, aber wen interessiert das schon.
    „Habt ihr schon nach einem Grabstein geschaut?“
    Jede Frage bereue ich, sobald ich sie gestellt habe, aber es sind meine Eltern. Ich muss doch wissen, was bei ihnen los ist.
    „Der Helga ihr Schwiegersohn ist Steinmetz, der macht uns einen guten Preis.“
    Das beantwortet nicht meine Frage, lässt mich aber wundern, wie ich jemals geradeaus Deutsch sprechen gelernt habe. Meine Eltern sind echte Gladbacher Urgesteine, doch bei solchen Satzkonstrukten kann ich nur mit den Augen rollen. Bei früheren Familienfeiern hätte ich einen Übersetzer brauchen können, wenn die ältere Generation einmal losgelegt hat.
    „Okay, Mama.“
    Ich werde nicht weiter bohren, denn ehrlich gesagt ist es mir auch egal, wenn das Holzkreuz drauf bleibt.
    „Was macht der Max?“, fragt meine Mutter doch schließlich. Im Hintergrund höre ich die Anfangsmusik von GZSZ, was bedeutet, dass sie jetzt sowieso nicht mehr länger ansprechbar ist.
    „Dem geht es gut. Bestell Papa noch schöne Grüße.“
    „Mach ich Kind. Bis dann.“
    Und schon hat sie aufgelegt, ehe ich überhaupt eine Chance hatte, mich zu verabschieden.
    Behutsam wecke ich Max aus seinem Schlummer und gebe ihm seine Abendflasche, um ihn dann ins Bett zu

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